Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 44 3.2 Die Entstehung der Poleis und der Sonderfall Sparta Personenverbände der dunklen Jahrhunderte Nach dem Zusammenbruch der mykenischen und minoischen Kultur kam es zu einer Auflösung der regionalen Zentren und zu einem massiven Rückgang des gegenseitigen lokalen wie auch überregionalen Kontaktes. Es folgten die „dunklen Jahrhunderte“ (12.–8. Jh. v. Chr.). So genannt werden sie, weil es aus dieser Zeit kaum archäologische Quellen gibt und die Menschen keine Schrift mehr besaßen. Die Bevölkerung ging stark zurück und die Städte der Hochkulturen verschwanden. Stattdessen lebten die Menschen in kleinen Verbänden mit rund 100 bis 200 Personen. Die leichter zu betreibende Viehzucht hatte den aufwändigeren Ackerbau abgelöst. Zudem spielten Plünderungen und die eigene Verteidigung eine wichtige Rolle in dieser Zeit. Beides erforderte Mobilität, sodass diese Personenverbände selten an eine feste Örtlichkeit gebunden waren und eher ein nomadenhaftes Dasein führten. Einige dieser Gruppen verließen ihre ursprüngliche Heimat auch ganz und siedelten auf ägäischen Inseln oder an der Küste Kleinasiens. DieWeiterentwicklung zur Polis Die Personenverbände der dunklen Jahrhunderte sind wesentlich für die Entstehung und die Charakteristika der Poleis. Aus ihnen entwickelten sich bis 800 v. Chr. die Stadtstaaten. Die Polis kann als Abschluss und Institutionalisierung der Personenverbände gesehen werden. In der Polis wurde die wirtschaftliche Versorgung geregelt und die gemeinsame Verteidigung organisiert, bisweilen wurden Plünderungen geplant. Ein wesentlicher Unterschied dieser neuen Gemeinschaftsform im Vergleich zu den Personenverbänden war die Rückkehr zu Sesshaftigkeit und Ackerbau, die im Wechselspiel mit einem Bevölkerungszuwachs erfolgte. In der Frühzeit lebten die meisten der etwa 700 Poleis autark. Das heißt, sie konnten sich über das zugehörige Umland selbst versorgen. Die Flächengröße der meisten Stadtstaaten lag ungefähr im Bereich des heutigen Wiens. Hierbei muss jedoch bedacht werden, dass der wesentliche Teil dieser Ausdehnung damals auf das landwirtschaftlich genutzte Umfeld und nicht auf die Stadt selbst fiel. Die Städte waren für heutige Verhältnisse eher mittelgroße Dörfer. Insgesamt lebten in einer großen Polis ein paar Tausend Menschen. Geografische Grundvoraussetzungen Die […] Begrenztheit der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und das Mittelmeerklima bieten allein kaum eine Basis für Reichtum – im Gegenteil: Der Mangel an natürlichen Ressourcen blieb ein chronisches Problem. Dem gegenüber steht […] die Nähe des Meeres, das nirgendwo mehr als eine kurze, auch unter antiken Bedingungen leicht zu überwindende Distanz entfernt ist. Daraus resultiert eine Weite der Horizonte, die schon früh einen spezifischen Kontrast zur Kleinräumigkeit und Enge der Verhältnisse bildete[.] und – in mykenischer Zeit wie später – eine besondere Vielfalt und Dichte der Beziehungen über die lokalen und regionalen Bindungen hinaus entstehen ließ. M1 Hölkeskamp: Vom Palast zur Polis – die griechische Frühgeschichte als Epoche, 2019, S. 90. Zwischen Kooperation und Konkurrenz Die in M1 genannten Bedingungen begründeten enge Beziehungen zwischen den einzelnen Poleis. Insbesondere benachbarte Stadtstaaten waren sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich und betrieben intensiven Handel und Wissensaustausch. Gleichzeitig existierte oft Konkurrenz um die regionale Vormachtstellung und es fehlte Raum für Expansion und zusätzliche Ressourcen, weshalb es häufig zu Kriegen kam. Bürgerstatus und Hierarchie Vergleichbare Stadtstaaten hatte es bereits in anderen Regionen der Welt gegeben, so etwa in Lateinamerika oder in Mesopotamien. Völlig neu war jedoch der für die griechischen Poleis typische Bürgerstatus mit gewissen Rechten und Pflichten für jeden Einzelnen. Zu den wichtigsten gemeinschaftlichen Aufgaben gehörte der Heeresdienst der Männer. Die gesellschaftliche Rangordnung folgte zu Beginn in den meisten Poleis einem aus den dunklen Jahrhunderten stammenden, militärisch geprägten Leistungsprinzip. Das bedeutete in der Praxis, je mehr jemand zur Verteidigung der Polis beitragen konnte, desto höher war seine Position in ihr. Mit der Zeit entwickelten sich daraus oligarchische Verhältnisse, die weniger stark an die kriegerischen Fähigkeiten der Einzelnen gebunden waren. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv

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