2000 37 2.7 Glaube undMythos M1 Opfer für die Göttin Demeter. Eleusis, Relief, 4. Jh. v. Chr. Im antiken Griechenland spielten Natur, Mythos und Religion im Leben der Menschen eine große Rolle. Man versuchte, sich Ereignisse und Zusammenhänge in der Natur durch Mythen und religiöse Deutungen zu erklären. Natur undMythen Die Natur war im griechischen Verständnis die gesamte natürliche Umwelt, in der und mit der die Menschen lebten. Wenn die Griechen über die Natur sprachen, dann meinten sie damit Erdboden und Gewässer, Klima und Wetter, Tierwelt und Pflanzenwelt. Da die landwirtschaftlichen Erzeugnisse die Grundlage der Ernährung bildeten, waren die Menschen in hohem Maß von ihrer natürlichen Umwelt abhängig. Stoffe in der Natur wie das Wasser, natürliche Ereignisse, wie Überschwemmungen oder Dürren, und Naturerscheinungen wie den Wind erklärte man durch Mythen. Auch Kräfte, deren Ursprung und Wirkungsweise den Griechen nicht bekannt waren, interpretierten sie oft religiös. Donner und Blitz etwa wurden als Äußerungen von Göttern verstanden, die so ihre übermenschlichen Kräfte und ihre Macht zeigten. Religiöse Vorstellungen und Handlungen Ausgehend von solchen Vorstellungen versuchten die Menschen, mit religiösen Handlungen auf die Natur einzuwirken. Religion war also auch etwas Praktisches. Religiöse Handlungen wie das Darbringen von Opfergaben sollten die Göttinnen und Götter besänftigen oder gnädig stimmen, also Heil bringen oder Unheil abwehren. Enge Verbindung zwischen Glauben und Alltag Die Vorstellungswelt der antiken Griechen war geprägt durch die enge Verbindung zwischen Glauben und alltäglichem Leben. Religion war ein Teil der Handlungsstrategien, mit denen die Menschen ihr Leben bewältigten. Mit religiösen Handlungen konnten sie den Herausforderungen der natürlichen Umwelt, z. B. einer erfolglosen Jagd, einer drohenden Missernte oder einem mächtigen Sturm, aktiv begegnen. Sie glaubten, dadurch den Göttinnen und Göttern nicht ohnmächtig ausgeliefert zu sein, sondern auf die Mächte einwirken zu können. Anrufung der Göttin Demeter Es ist Demeter mit dem schönen Haupthaar, die ehrenwerte Göttin, die ich beginne zu besingen, sie und ihre Tochter, die sehr schöne Persephone. Freue Dich, Göttin, und nehme den Gruß dieser Stadt hier an; leite meinen Gesang. M2 Homer: Hymnen (13. An Demeter), 2012. Mysterien, Kulte und Riten Ab dem 4. Jh. v. Chr. verbreiteten sich verstärkt sogenannte Mysterienreligionen. Der Name weist auf die Hauptkennzeichen dieser Religionen hin – auf die besonderen und oft geheimen Einweihungszeremonien und Kultformen, die Mysterien. Die Anhängerinnen und Anhänger dieser Kulte hießen „Myste“, die Verschwiegenen. Mysterienreligionen waren Erlösungsreligionen, die Gläubigen wollten durch die Ausübung der Religion Erlösung finden. Sie suchten die Nähe zu den Göttinnen und Göttern und deren geistige Führung. Auch die Zusammengehörigkeit innerhalb der religiösen Gemeinschaft war wichtig. Sie wurde durch persönliche Treffen und gemeinsames Feiern gestärkt. Die Menschen wollten durch ihre kultischen Handlungen Heilung und Belohnung erfahren. Frühe Ansätze zu diesem Erlösungsdenken gab es z. B. bei den Gläubigen des Dionysos-Kultes und des Demeter-Kultes in Eleusis. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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