Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 25 SozialerWohnbau imWien des 20. und 21. Jh. Im Vergleich mit anderen europäischen Städten sind die Mieten in Wien vielfach günstiger. Ein wichtiger Faktor dafür ist die große Bedeutung des sozialen Wohnbaus. Dieser hat in Wien Tradition. Bereits in den 1920ern began man damit, sogenannte Gemeindebauten mit günstigen Wohnungen zu bauen. Gegenwärtig kommen jedes Jahr rund 7000 neue Wohnungen hinzu. Zusätzlich gibt es Förderungen für den Bau gemeinnütziger Wohnungen. So leben heute über 60% der Wiener Bevölkerung in einer vergünstigten Wohnung. Ein Paradies für Mieter/innen Pools auf den Dächern, Sozialbauten schön wie Paläste, dennoch sehr günstige Mieten: Wohnen in Wien ist etwas Besonderes. […] In Wien baut die Stadt Wohnungen für die breite Masse der Bevölkerung, nicht nur für Bedürftige. Eine Sozialwohnung ist kein Stigma, sondern die Norm. […] Das Ziel der sozialen Durchmischung wird hochgehalten. […] „Wien ist aus Mietersicht ein Vorbild für ganz Europa. Sowohl die Anzahl als auch die Mietpreise der sozialen Wohnbauten sind einzigartig. Die Qualität der Bauten und die Ausstattung der Wohnungen ist ebenfalls mit keiner anderen Stadt vergleichbar“, erklärt Steenbergen [= Vorsitzende der Europäischen Mietervereinigung]. M3 Punz: Ein Paradies für Mieter, in: Der Tagesspiegel, 11.3.2019. Online auf: www.tagesspiegel.de (6.6.2021). Ein Paradies für jedermann? Doch auch Wien ist nicht vor Problemen gefeit. Wer nicht in einer geförderten Wohnung wohnt, zahlt für eine gleichwertige Unterkunft bereits jetzt zwischen 200€ und 300€ mehr pro Monat. Schwieriger wird die Lage, weil private Bauträger zunehmend auf Neubauten mit besonders hochpreisigen Wohnungen setzen. Da hierfür die Nachfrage jedoch geringer ist, bleiben viele Wohnungen leer und sorgen nicht für mehr leistbaren Wohnraum. Wohnbau im antiken Rom Bereits im antiken Rommangelte es an Wohnraum. Der Zuzug nach Rom stellte die entstehende Metropole ab dem 2. Jh. v. Chr. vor viele Herausforderungen. Den stetig steigenden Wohnbedarf versuchte man mit mehrstöckigen Bauten zu decken. Diese meist vier- bis fünfstöckigen ersten Hochhäuser der Geschichte wurden als „Insulae“ bezeichnet. Innerhalb der Insulae gab es eine klare soziale Abstufung. Im Unterschied zu heute erfreuten sich damals Wohnungen in den unteren Stockwerken besonderer Beliebtheit. Sie waren in der Regel die einzigen mit Zugang zu fließendem Wasser. Außerdem war man bei Bränden wesentlich schneller in Sicherheit. Erhebliche Preisnachlässe pro Etage führten dazu, dass wohlhabende Römerinnen und Römer oft mit ärmeren unter einem Dach lebten. Aber es gab auch beliebtere Stadtviertel mit besser ausgestatteten Mietshäusern. Maßnahmen gegenMietwucher Schon damals ließen sich mit der Vermietung riesige Vermögen verdienen. Gleichzeitig litt der Großteil der Bevölkerung unter den hohen Mietpreisen. Mit dem Gehalt eines Tagelöhners war eine Wohnung in Rom kaum zu bezahlen. Cäsar versuchte mit einer ungewöhnlichen Aktion, die Auswirkungen der hohen Mietpreise für die Ärmsten abzufedern: Er erließ für das Jahr 47 v. Chr. alle Mieten bis zu einem gewissen Betrag. Abgesehen von dieser einmaligen Aktion beschränkten sich Maßnahmen der Politik aber vor allem auf Bauvorschriften, die für mehr Sicherheit sorgen sollten. Eine dauerhafte Lösung brachte erst der wirtschaftliche Abschwung des Weströmischen Reiches. Landhaus statt Stadtwohnung (Beginn 2. Jh.) Wenn du dich von den Zirkusspielen trennen kannst, bekommst du das beste Haus in Sora, Fabrateria oder Frusino für das Geld, das du nun in einem einzigen Jahr für die Miete deines finsteren Lochs ausgibst. M2 Juvenal: Satiren, 3. Satire (223–225), 2017. Jetzt bist du dran: 1. Arbeite heraus, auf welches Problem die Karikatur (M1) verweist, und erläutere seine Ursachen. 2. Erörtere die Praxistauglichkeit von Juvenals Vorschlag (M2). 3. Analysiere, warum Wiens Wohnbaupolitik als „ein Vorbild für ganz Europa“ bezeichnet wird, und nimm unter Berücksichtigung des Autorentextes Stellung zum Titel des Artikels (M3). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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