Alles Geschichte! 5, Schulbuch

23 Winston Churchill: Rede an die akademische Jugend vom 19. September 1946 (Zürich) […] Ich will nun die Aufgaben, die vor Ihnen stehen, zusammenfassen. Unser beständiges Ziel muss sein, die Vereinten Nationen aufzubauen und zu festigen. Unter- und innerhalb dieser weltumfassenden Konzeption müssen wir die europäische Völkerfamilie in einer regionalen Organisation neu zusammenfassen, die man vielleicht die Vereinigten Staaten von Europa nennen könnte. Der erste praktische Schritt wird die Bildung eines Europarates sein. Wenn zu Beginn nicht alle Staaten Europas der Union beitreten können oder wollen, so müssen wir trotzdem damit anfangen und diejenigen, die wollen[,] und diejenigen, die können, sammeln und zusammenführen. Die Errettung der Menschen aller Rassen und aller Länder aus Krieg und Knechtschaft muss auf soliden Grundlagen beruhen und garantiert werden durch die Bereitschaft aller Männer und Frauen, lieber zu sterben, als sich der Tyrannei zu unterwerfen. Bei all diesen dringenden Aufgaben müssen Frankreich und Deutschland gemeinsam die Führung übernehmen. Großbritannien, das britische Commonwealth, das mächtige Amerika, und, so hoffe ich wenigstens, Sowjetrussland – denn dann wäre tatsächlich alles gut – sollten die Freunde und Förderer des neuen Europa sein und dessen Recht, zu leben und zu leuchten, beschützen. Darum sage ich Ihnen: Lassen Sie Europa entstehen! M3 Ein britischer Patriot für Europa. Winston Churchill, 19. September 1946, in: Die Zeit, 5.5.2009. Online auf: www.zeit.de (16.5.2021). Welche Weichen hat Karl der Große vor 1200 Jahren gestellt, die noch die Gegenwart betreffen? Da sind wohl vor allem Karls Bildungsreformen zu nennen, die den Grundstein für die weitere Entwicklung der Gelehrsamkeit gelegt haben. Karl knüpfte dabei an die Antike an. […] Seit er Italien beherrschte, setzte er auf die Bildung. Wie ging er vor? Er holte sich Gelehrte aus Italien, Spanien und Britannien. Sie bildeten seinen Beraterstab, der an seinem Hof wirkte und mit de[m] er Bildungspolitik konzipierte. […] Deutsche und französische Historiker versuchten im 19. Jahrhundert, Karl für ihr Land zu vereinnahmen. Was war er denn nun: Deutscher oder Franzose? Die Antwort kann nur lauten: Er war ein Franke. Karl dachte nur an sein eigenes Reich, das er durch Eroberung vergrößern und durch seine Gesetzgebung reformieren wollte. M1 Das Gupta: Karl der Große dachte nur an sein eigenes Reich, in: Süddeutsche Zeitung Online, 28.1.2014. Online auf: www.sueddeutsche.de (17.5.2021). Zur Zeit der Aufklärung im 18. Jh. entstanden viele Gedanken zu Gemeinsamkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner Europas, die allerdings nicht immer positiv beurteilt wurden. Letztendlich konnten sie sich aber nicht gegen das absolutistische Festhalten an Staaten durchsetzen. Jean-Jacques Rousseau im Zeitalter der Aufklärung über den Eigennutz der Europäer (1773) Es gibt heutzutage, was immer man auch sagen mag, keine Franzosen, keine Deutschen, keine Spanier, selbst keine Engländer mehr, es gibt nur noch Europäer. Alle haben den gleichen Geschmack, die gleichen Leidenschaften, die gleichen Sitten, […]. Unter den gleichen Umständen werden sie alle das gleiche tun; ein jeder wird sich uneigennützig nennen und ein Spitzbube sein; […]. M2 Rousseau: Betrachtungen über die Regierung Polens und über deren vorgeschlagene Reform, 1996, S. 572. Ein geeintes Europa als Antwort auf die Kriege In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg gab es erste europäische Einigungsbewegungen in der Hoffnung, den Frieden am Kontinent langfristig sichern zu können. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt und durch den Zweiten Weltkrieg zunichte gemacht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee einer friedlichen Zusammenarbeit und einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft wieder aufgenommen. Jetzt bist du dran: 1. Fasse die Sage von Zeus und Europa in eigenen Worten zusammen. Recherchiere dazu im Internet. (Linktipp) 2. Beschreibe, analysiere und beurteile M3 nach der Anleitung zur Arbeit mit schriftlichen Quellen. Notiere alles, was du aus der Quelle erfahren kannst. 3. Beurteile, nachdem du M2 gelesen hast, inwiefern die Menschen in deinem Umfeld sich heute als Europäer/in oder doch eher als Österreicher/in usw. sehen. Argumentiere, ob du die Aussagen Rousseaus für zeitgemäß hältst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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