Alles Geschichte! 5, Schulbuch

22 Schriftliche Quellen sind Zeugnisse der Vergangenheit. Um aus ihnen historische Erkenntnisse zu gewinnen, muss man sich kritisch mit ihnen auseinandersetzen. Diese sogenannte Quellenkritik ermöglicht es, Aussagen über die Vergangenheit zu treffen und diese dann durch die Textquellen zu belegen. Arbeiten mit schriftlichen Quellen – so gehst du vor: Beschreibe die Quelle: −−Wer hat die Quelle verfasst? −−Um welche Textsorte handelt es sich? (Brief, Rede, Gesetzestext …) −−Wann, wo und aus welchem Anlass ist der Text entstanden? −−An wen wendet sich der Text? −−Was ist das Thema des Textes? Analysiere die Quelle. Gehe genauer auf den vorliegenden Text ein und versuche, folgende Fragen zu beantworten: −−Welche Aussagen werden gemacht? −−Mit welchen Argumenten, Belegen, Beispielen werden die Aussagen untermauert? −−Wie ist der Text aufgebaut? −−Weist er besondere Merkmale auf, z. B. in Bezug auf Sprache und Stil? −−Auf welchen historischen Kontext bezieht sich der Text? −−Aus welcher Perspektive wurde der Text verfasst? Welche Absichten verfolgt die Autorin/der Autor? Welchen Standpunkt nimmt sie/er ein? Beurteile die Quelle: −−Wie glaubwürdig ist sie? −−Ist die Quelle sachlich richtig? −−Welche Fragen bleiben offen? −−Wie sind die getroffenen Aussagen aus heutiger Sicht zu beurteilen? Schriftliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren 1.3 Mit schriftlichen Quellen arbeiten: Texte zu Europa Europa ist geografisch gesehen ein Subkontinent und mit Asien verbunden. Historisch und kulturell betrachtet wird Europa aber als eigener Kontinent gesehen. Der Name des Erdteils geht laut Sage auf „Europa“, die Tochter eines asiatischen Königs, zurück. Unsterblich in sie verliebt, verwandelte sich Zeus in einen Stier und entführte Europa nach Kreta. Ab dem 5. Jh. v. Chr. verwenden verschiedene griechische Schriftsteller den Begriff „Europa“ für den gegenüber von Asien gelegenen Erdteil. Die Idee des christlichen Europas Im Frühmittelalter kam die Idee der „res publica christiana“ – eines gemeinsamen Europas der Christinnen und Christen – auf. Man wollte sich damit auch gegen die sogenannten „Ungläubigen“, Menschen nichtchristlichen Glaubens, abgrenzen. Die Vertreibung der Araber aus Spanien führte dazu, dass der Begriff „Europa“ erstmals auch eine politische Dimension annahm (s. S. 150). Als erster europäischer Herrscher gilt Karl „der Große“, der eine Expansionspolitik betrieb, um die Christinnen und Christen zwischen Nordsee und Mittelmeer sowie zwischen Spanien und Ungarn zu vereinen (s. S. 103). Interview mit dem Historiker Matthias Becher über Karl „den Großen“ als „Vater Europas“ SZ.de: Heute vor 1200 Jahren starb Karl der Große. In einem Satz: Wer war der Mann wirklich? Matthias Becher: Ein Frankenkönig, der über ein großes Reich in der Mitte Europas herrschte, das – auch dank zahlreicher Eroberungen – von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn und von Mittelitalien bis an die Nordsee und den Ärmelkanal reichte. Karl der Große wird auch als Stammvater Europas bezeichnet. Wird ihm das gerecht? Er hatte natürlich keinen Europa-Gedanken im heutigen Sinn. Das Europa der sechs Gründungsländer [der EU] kommt in etwa dem Kern von Karls Reich nahe. Immerhin wird er in einer zeitgenössischen Quelle als Vater Europas bezeichnet – aber eben nur in einer und ausschließlich, um den König zu verherrlichen. KOMPETENZTRAINING Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=