Alles Geschichte! 5, Schulbuch

170 LÄNGSSCHNITT Lebendige Geschichte M6 Deutsche Reichsinsignien: Reichskrone (vermutlich 10. Jh.), Zepter (vermutlich 13./14. Jh.) und Reichsapfel (um 1200) Die Vergangenheit betrachten Für die Oberschichten der mittelalterlichen Bevölkerung war es wichtig, ihre gesellschaftliche Stellung sichtbar zu machen. Das galt nicht nur für Herrscher und Adelige, sondern auch für die Oberschicht der städtischen Bevölkerung. Bei bestimmten Zeremonien war daher genau festgelegt, wer stehen oder sitzen durfte und wer zu knien hatte. Auch die Kleidung ließ auf den gesellschaftlichen Rang einer Person schließen (s. S. 126). Städte, Zünfte und Gilden hatten eigene Wappen, die ihre Gemeinschaft nach außen symbolisch darstellten. Kaiser und Fürsten verfügten über Herrschaftsinsignien, die ihre Macht und ihren Rang zeigten. In der Schatzkammer in Wien finden sich z. B. die Reichskleinodien. Sie symbolisieren die Macht der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und werden dir auf zahlreichen Herrscherbildern wieder begegnen. Die kaiserliche Stellung wurde also nicht nur durch eine Krone ausgedrückt, sondern auch durch ein Zepter, den Reichsapfel und weitere Objekte, d. h. Gegenstände. Die Krone ist in der öffentlichen Wahrnehmung das deutlichste Herrschaftszeichen. So trugen auch Herzöge Kronen, wie du am Babenberger-Stammbaum (M2) erkennen kannst. Die Vergangenheit besichtigen In Österreich gibt es zahlreiche Burgen und Burgruinen. Ihre Wurzeln liegen im Hochmittelalter, meist im 12. Jh. Einige wurden durch Kriege zerstört und verblieben als Ruinen, manche davon wurden wieder aufgebaut. Andere wurden nach dem Mittelalter erweitert und den neuen technischen Anforderungen angepasst, sodass originale Bestandteile nur noch einen kleinen Teil der ursprünglichen Wehranlage darstellen. Besucht man heute eine solche Burg, so befindet man sich an einem Ort, an welchem mehrere Epochen, sich verändernde funktionelle Anforderungen und auch unterschiedliches Stilempfinden jener Besitzer, die Veränderungen vorgenommen haben, wirksam werden. Auch Souvenirgeschäfte, Restaurants oder Cafés, die in der Burg untergebracht sind, beeinflussen das heutige Gesamtbild. Die Besichtigung einer Burg ermöglicht eher einen Einblick in ihre Entwicklungsgeschichte als einen Einblick in das mittelalterliche Leben auf einer Burg. Eine Besonderheit stellt die Burg Kreuzenstein in Niederösterreich dar. Sie wirkt wie ein Märchenschloss, scheint gut erhalten und dient als Touristenmagnet, Ausflugsziel für zahlreiche Schulklassen und als Filmkulisse. Auch auf dem Foto M8 sind die Bestandteile einer Burg gut zu erkennen. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Burg um eine romantische Fantasieburg aus der Zeit der Jahrhundertwende zum 20. Jh., welche deutlich gotische Elemente zeigt. Mit der ursprünglichen Verteidigungsanlage der Habsburger, welche im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zerstört wurde, hat die Burg nichts gemein. Es handelt sich also um eine Schau- oder Museumsburg. Die Vergangenheit lebendig machen Mittelalterfeste, Mittelaltermärkte und Ritterturniere sind heute sehr beliebt. Sie versprechen, uns ein „Eintauchen“ in die Vergangenheit zu ermöglichen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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