Alles Geschichte! 5, Schulbuch

169 Rudolf bezeichnete sich als Erzherzog, ein Titel, den die Habsburger beibehielten. Der Kaiser, aus der Dynastie der Luxemburger, erkannte das Privilegium maius jedoch nicht an, da zwei Urkunden, die sich auf die römischen Kaiser Cäsar und Nero bezogen, als Fälschung erkannt wurden. Erst im Jahr 1442 bestätigte Kaiser Friedrich III. aus dem Haus Habsburg die Rechtmäßigkeit der Urkunden. Auszug aus dem von Friedrich III. bestätigten Privilegium maius (8) Außerdem: ganz gleich was der Herzog von Österreich in seinen Ländern und Gebieten macht oder anordnet, weder der Kaiser noch eine sonstige Macht darf das auf irgendeine Weise oder auf irgendeinem Wege künftig irgendwie verändern. (9) Und wenn, was Gott abwenden möge, der Herzog von Österreich ohne einen Sohn als Erben dahinscheiden sollte, dann soll dieses Herzogtum auf die älteste Tochter übergehen, die er hinterläßt. (13) Der Herzog von Österreich soll, angetan mit einem fürstlichen Gewand, den mit einer Zinkenkrone versehenen Herzogshut aufgesetzt, das Zepter in den Händen haltend, hoch zu Roß sowie nach Art der anderen Fürsten des Reiches seine Lehen vom Reich empfangen. (17) Auch soll das genannte Herzogtum Österreich alle Rechte, Freiheiten und Gewährungen samt und sonders haben, welche die anderen Fürstentümer des Reiches bekanntlich besitzen. (18) Wir wollen auch, wenn die Kreise und Gebiete dieses Herzogtums erweitert werden aufgrund von Erbschaften, Schenkungen, Käufen, Zuwendungen oder irgendwelchen sonstigen Übertragungsfällen, daß dann die zuvor genannten Rechte[,] Freiheiten und Gewährungen voll auf die Vergrößerung der genannten Herrschaft zu Österreich bezogen werden. M5 Österreichisches Staatsarchiv: Das Privilegium maius. Online auf: https://oe99.staatsarchiv.at/14jh/das-privilegium-­ maius/ (4.10.2021). Jetzt bist du dran: 1. Skizziere anhand der Karte (M1) die Entwicklung des Landes unter den Babenbergern und den frühen Habsburgern. 2. Erläutere in eigenen Worten, welche Bereiche die Aufwertung durch das Privilegium minus (M3) betrifft. 3. Beschreibe die beiden Ausschnitte aus dem Babenberger-­ Stammbaum (M2). Ordne die Bilder anhand des Autorentextes den jeweiligen Babenberger-Herrschern zu. 4. Benenne die in M4 dargestellten Elemente und versuche zu klären, welche Funktionen die Akteure im Zentrum des Bildes haben könnten. 5. Vergleiche die Forderungen aus dem Privilegium minus (M3) mit den Zugeständnissen infolge der Anerkennung des Privilegium maius (M5). zeit bestanden: Donauösterreich umfasste neben der Residenz Wien auch Ober- und Niederösterreich. Innerösterreich mit der Residenz Graz schloss die Steiermark, Kärnten und Krain ein und Innsbruck war die Residenz von Tirol und den Vorlanden. Die Habsburger vergrößern ihre Gebiete Nach dem Tod von Rudolfs Sohn Albrecht verloren die Habsburger vorerst die Herrschaft im Heiligen Römischen Reich. Sie erweiterten jedoch ihre Hausmacht vor allem im Ostalpenraum. Ziele ihrer Expansionspolitik waren der Erwerb von Böhmen und Ungarn sowie eine Verbindung zu ihren Schweizer Territorien. Die Schweizer Gebiete gingen durch Konflikte mit der seit ihrer Gründung 1291 erstarkenden Schweizer Eidgenossenschaft verloren. Die Eidgenossenschaft war ein loses Bündnis Schweizer Kantone, aus dem sich der heutige föderale Bundesstaat Schweiz entwickelte. Im 14. Jh. konnten die Habsburger sowohl Kärnten und Krain (1335) als auch Tirol (1365) erwerben. Urkundenfälschung: Das Privilegiummaius Rudolf IV. gründete 1365 die Universität Wien und ließ den Umbau des Stephansdoms fortsetzen. Seine Bekanntheit hängt aber auch mit dem Privilegium maius zusammen: Rudolf ließ dieses aus sieben Urkunden bestehende Dokument fälschen, um den Rang der österreichischen Herzöge gegenüber den Kurfürsten zu erhöhen. Er reagierte damit auf die Goldene Bulle von Kaiser Karl IV. aus dem Jahr 1356, welche die besondere Stellung der Kurfürsten und die Königswahl im Reich regelte und die österreichischen Herzöge nicht berücksichtigte. M4 Rudolf I. belehnt seine Söhne. Buchmalerei, Augsburg, um 1555 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=