2000 157 Die Hanse: Handelsbündnis imNorden Spätestens im 11. Jh. begannen Kaufleute im Norden und Osten des Heiligen Römischen Reiches sich in Kaufmannsgenossenschaften zu organisieren. Dies ermöglichte es ihnen, ihre Interessen vor allem in fremden Ländern besser durchzusetzen. Außerdem brachte es Vorteile und Sicherheit bei der Abwicklung der Geschäfte und Transporte. Mitte des 12. Jh. bildete sich ein solcher Zusammenschluss von Kaufleuten im Norden des heutigen Deutschlands. Der Aufstieg der Hanse Im 14. Jh. entwickelte sich aus dem losen Verbund von Städten der Bund „van der düdschen Hanse“ (ahd. Hanse = Gruppe). Ausgehend von der Stadt Lübeck, die eine Vormachtstellung in der Hanse innehatte, entstand 1356 die Städtehanse. Darin schlossen sich in den folgenden Jahrhunderten etwa 200 Städte im Ost- und Nordseeraum sowie in Mitteldeutschland zusammen, wovon etwa 70 den eigentlichen Kern der Hansestädte bildeten. Die Blütezeit der Hanse In ihrer Blütezeit im 14. und 15. Jh. beherrschte die Hanse den Ostseehandel und hatte Einfluss imNordsee- und im Schwarzmeerraum. M3 Siegel der Hansestadt Hamburg, 13. Jh. Das ursprünglich wirtschaftliche Bündnis erlangte im 14. Jh. auch eine politische Dimension und Bedeutung. So trafen sich an „Hansetagen“ Gesandtschaften der Mitgliedstädte zu Beratungen und fassten gemeinsame Beschlüsse. Gegen Flandern, Dänemark und auch gegen die Piraterie in der Nord- und Ostsee ging die Hanse militärisch vor. Aufstände in einzelnen Hansestädten, welche sich gegen die Vorherrschaft der Kaufleute, die meist auch als Stadträte fungierten, richteten, wurden bekämpft. Der Chronist Detmar von Lübeck über einen Aufstand in der Hansestadt Braunschweig (ca. 1390) Im Jahre 1374 war in der Stadt Braunschweig der Teufel los und hetzte das Volk gegen den Rat. Ein Teil der Ratsherren wurde totgeschlagen, ein Teil gefangen genommen und geköpft, ein Teil aus der Stadt vertrieben. […] Das führerlose Volk lief in die Weinkeller, zerschlug die Fässer und ließ den Wein auf die Erde laufen. […] sie legten Feuer an das Haus [des Bürgermeisters], dass es bis auf den Erdboden niederbrannte, dann schlugen sie Herrn Tile [Bgm.] den Kopf ab. Zu all diesen lästerlichen Missetaten setzten sie aus allen Zünften einen neuen Rat ein, so wie es ihnen behagte. Das Allerschlimmste war, dass sie an die Zünfte aller Städte sandten […] und klagten, dass sie zu hart behandelt und beschatzt worden wären, was sie nicht mehr ertragen hätten können. Mit diesen Sendschreiben reizten sie das Volk anderer Städte wider ihren Rat auf, was schwer zu dulden war. Um dieser und anderer Untaten willen wurden sie aus der Hanse der Kaufleute ausgeschlossen, man durfte ihre Waren weder kaufen noch verkaufen. M4 Zit. nach: Plessow: Die Stadt im Mittelalter, S. 162 f. (modernisiert) Jetzt bist du dran: 1. Analysiere die Karte M1 nach dem Schema, welches du in Kapitel 1.3 auf S. 94 erlernt hast. Arbeite die wesentlichen Aussagen heraus. 2. Arbeite aus dem Autorentext und M2 die Anreize für die Siedler/innen, nach Osten zu gehen, und den Gewinn für die dortigen Territorialherren heraus. 3. Interpretiere M4 in Bezug auf die Vorwürfe, welche man den Bürgerinnen und Bürgern von Braunschweig macht. Welcher Vorwurf wiegt am schwersten und was könnte der Grund dafür sein? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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