Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 153 Die berühmten Araberhengste auf der Iberischen Halbinsel sind ebenfalls ein Erbe der islamischen Vergangenheit. Auch Speisen und Nutzpflanzen auf der Iberischen Halbinsel weisen auf den lang anhaltenden arabisch-orientalischen Einfluss hin: Auberginen ebenso wie Artischocken oder Mandeln haben über die Araber den Weg nach Al-Andalus gefunden. Gleiches gilt für Safran, Pfeffer, Zimt und Kümmel, Zitrusfrüchte, Baumwolle und Reis. Hummus, eine typisch orientalische Spezialität aus Kichererbsen und Sesam, steht, ähnlich wie Falafel, auch auf der andalusisch-spanischen Speisekarte. Das Zusammenleben verschiedener Kulturen in Al-Andalus in der historischen Bewertung Al-Andalus, das Zeitalter des islamischen Spaniens, gilt in der Geschichtswissenschaft als ein Beispiel für eine Phase fruchtbaren Kontakts und kulturellen Austauschs zwischen islamischer, jüdischer und christlicher Kultur und Religion. Manche Historikerinnen und Historiker kritisieren Al-Andalus auch als „Motor“ für den afrikanisch-muslimischen Sklavenhandel und als Wegbereiter hin zur Entwicklung eines orthodoxen Islams. M6 Speisekarte aus einem Restaurant in Málaga, Andalusien, 2015 Die Convivencia – Verklärung oder Realität? Das spanische Mittelalter wird gesehen als ein friedliches Miteinander der monotheistischen Offenbarungsreligionen, als ein „Zusammenleben“ (convivencia), wie es in dieser Form nirgendwo sonst realisiert worden ist. In der Tat lässt sich eine solche Deutung der Geschichte durch historische Fakten rechtfertigen, wenn auch mit Differenzierungen, die oftmals unter den Tisch gekehrt werden. Natürlich wäre es groteske Schönfärberei, die mittelalterliche Geschichte Spaniens als ein multikulturelles Paradies in immerwährendem Frieden zu interpretieren. Es gab viel Krieg und blutigen Streit. Aber es gab eben auch immer wieder Perioden, in denen es nicht nur kulturell, sondern auch politisch und militärisch zur Kooperation über die Religionsgrenzen hinweg kam. Christliche Monarchen huldigten dem Kalifen von Córdoba, leisteten ihm Tributzahlungen und verheirateten ihre Töchter mit arabischen Prinzen. Die Überlegenheit des islamischen Spanien war im 10. Jahrhundert, dem Zeitalter des Kalifats von Córdoba, geradezu erdrückend, die Christen hatten ihm kaum etwas entgegenzusetzen. So arrangierte man sich lieber friedlich, als sich in aussichtslose Kriege zu stürzen. M7 Bossong: Al-Andalus, goldener Traum, in: Die Zeit, Nr. 25/11, 16.6.2011. Online auf: www.zeit.de (23.7.2021). Jetzt bist du dran: 1. Skizziere die in diesem Kapitel dargestellte Geschichte von Al-Andalus mit Hilfe eines Zeitstrahls. 2. Beschreibe den Innenraum der Moschee-Kathedrale von Córdoba (M1). Formuliere eine Vermutung, ob er aus der muslimischen oder der christlichen Epoche stammt. Begründe deine Position. 3. 2020 sorgte die Rückwidmung eines weltweit bekannten, jahrhundertelang religiös genützten Gebäudes für Schlagzeilen. Recherchiere die Fakten und präsentiere sie. 4. Versuche eine Interpretation der Stimmung unter Gläubigen, wenn deren bisheriges Gotteshaus einer anderen Religion geweiht wird. 5. Nimm Stellung zur Aussage, Ziryab (M4) könne als früher Influencer bezeichnet werden. Nenne Gründe. 6. Beurteile gestützt auf Autorentext und M7 das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Al-Andalus. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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