Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 149 TodMohammeds und Spaltung des Islams Nach dem Tod Mohammeds 632 kam es zwischen Familienangehörigen, Freundinnen und Freunden zu einem Konflikt über die Nachfolge. Der Koran bot keine Anhaltspunkte für eine Lösung dieses Problems. Ein Teil der Gemeinde beharrte darauf, dass Mohammeds Cousin und Schwiegersohn Ali Ibn Talib der rechtmäßige Nachfolger sei. Tatsächlich wurde Ali 656 zum Kalifen gewählt, doch begann mit seiner Amtsübernahme ein Bürgerkrieg, der 661 mit dem Tod Alis und der Machtübernahme seiner Gegner, der Sunniten, endete. Die Anhänger/innen Alis wurden auch Shi’at Ali (Partei Alis, daher die Bezeichnung Schiiten für seine Anhänger/innen) genannt. Die Trennung der islamischen Gläubigen in Sunniten und Schiiten ist bis heute aufrecht. Auswirkungen bis heute Im Jahr 1924 endete die Institution des Kalifats. Die Sunniten anerkennen seither keine übergeordnete religiöse Autorität mehr. Für die Schiiten hingegen sind die Imame direkte Nachfahren Mohammeds und Alis, weshalb sie als wichtige religiöse Führer gesehen werden. Sie sind für die Interpretation der heiligen Texte im Koran zuständig. Dadurch haben sie auch große politische Macht und großen gesellschaftlichen Einfluss. Heute sind etwa 85% der Menschen muslimischen Glaubens Sunniten und etwa 15% Schiiten. Die Schiiten verstehen sich selbst als bis heute unterdrückte Minderheit und es gibt immer wieder gewaltsame Konflikte zwischen den beiden Gruppen. Verbreitung der neuen Religion und Ausweitung des Reiches Im 7. und 8. Jh. erweiterten Mohammeds Nachfolger ihren Machtbereich in zwei großen Eroberungswellen. Die damals vorherrschende Auslegung des Korans, dass es eine Pflicht sei, das islamische Territorium möglichst stark zu vergrößern, motivierte diese Expansion. Der Beginn des islamischenWeltreiches Gegen Mitte des 7. Jh. gelang es dem Kalifen Omar, das byzantinische Heer in Palästina vernichtend zu schlagen. 638 wurde Jerusalem eingenommen. Omar eroberte zudem das Gebiet des heutigen Iraks, des heutigen Syriens und Ägyptens. Im Westen dehnte er sein Herrschaftsgebiet bis nach Libyen aus. In den eroberten Gebieten setzte er Militärkommandanten als Statthalter ein. Er gilt als Schöpfer des islamischen Weltreiches. Unaufhaltsame Expansion Die Expansion des islamischen Weltreiches setzte sich auch nach der Einnahme Jerusalems fort: 670 reichte das islamische Einflussgebiet bis nach Marokko. 711 besiegten islamische Truppen im heutigen Spanien in Jerez de la Frontera die Westgoten. Damit begann die Zeit des islamischen Spaniens. Der Felsendom – eine Machtdemonstration? Die Muslime begannen jetzt [7. Jh.] offensiv für ihre Religion zu werben und die Präsenz, insbesondere des Christentums [und des Judentums] im öffentlichen Raum einzuschränken. […] Der von ihm [Kalif Abd al-Malik] in Jerusalem errichtete Felsendom am Ort des alten jüdischen Tempels hatte ebenfalls eine derartige Stoßrichtung. Die Christen hatten den Berg, um den Juden ihre Verachtung zu zeigen, in der Spätantike als Müllhalde benutzt. […] Dennoch setzte die Aneignung dieses jüdischen heiligen Ortes durch die Muslime gegenüber den Juden deutliche Zeichen; nicht sie [die Juden], die Muslime waren hier Herren. […] Der Felsendom ist mithin ein Symbol des Triumphes der neuen Religion über ihre Vorgänger. Darüber hinaus zeugt er von einem beginnenden Mohammed-Kult unter Muslimen. M2 Berger: Die Entstehung des Islam, 2016, S. 267–268. M3 Der Felsendom in Jerusalem auf dem Tempelberg, dem ehemaligen Heiligtum der Juden Jetzt bist du dran: 1. Schildere mit Hilfe der Karte (M1) die wichtigsten Expansionsschritte der islamischen Reiche. 2. Skizziere auf Basis des Autorentextes die Trennung in Schiiten und Sunniten. Recherchiere im Internet ein aktuelles Beispiel, in dem diese Trennung eine Rolle spielt. 3. Nimm Stellung dazu, wie sich die neue Religion in den eroberten Gebieten präsentierte. Werte dazu M2 und M3 aus. Nu zu Prüfzwecken – Eig ntu des Verlags öbv

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