Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 145 übergab König Karl III. ihrem Anführer Rollo im Jahr 911 im sogenannten Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte die heutige Normandie als Lehen. Dieser Vertrag gilt als die Geburtsstunde der Normandie. Die Nachkommen dieser Wikinger werden in der Geschichtswissenschaft als Normannen bezeichnet. Besiegelt wurde der Vertrag durch die Taufe des Wikingers samt Gefolge und seine Heirat mit der Königstochter Gisela. Aufstieg zur Großmacht In den folgenden Jahren nahmen „Les Normandis“ ihr Lehen in Besitz, was an den neuen Ortsnamen erkennbar ist. So übernahm beispielsweise ein Björn ein Landgut Ville, das nun Borneville hieß. Rollo stieg zu einem der mächtigsten Heerführer im westfränkischen Reich auf. In den folgenden hundert Jahren schufen die Nachkommen Rollos ein mächtiges christliches Reich, in dem ein französischer Dialekt gesprochen wurde. Die Normandie wurde zu einer europäischen Großmacht. Im Jahr 1066 brach der Normanne Wilhelm schließlich nach England auf (s. S. 114). Rollen von Frauen undMännern bei den Wikingern Es gab bei den Wikingern festgelegte Geschlechterrollen und Männer hatten in der Gesellschaft mehr Rechte als Frauen. Jüngere Forschungsergebnisse lassen jedoch annehmen, dass diese Geschlechterhierarchie nicht für alle Gebiete, alle Lebensbereiche und alle gesellschaftlichen Gruppen in gleicher Weise galt. So legen Untersuchungen der Zähne weiblicher und männlicher Skelette in ländlichen Teilen Skandinaviens nahe, dass Frauen dort den gleichen Zugang zu Nahrungsmitteln hatten wie Männer: Die Gebisse der Wikingerinnen wiesen nämlich keine Spuren von Mangelernährung auf. In Gesellschaften, in denen Frauen weniger Nahrung und Fürsorge erhielten als Männer, sind die Zähne der Frauen auf eine noch heute erkennbare Weise geschädigt. Frauen inMännerberufen? Die Bewirtschaftung der Höfe wurde bei den Wikingern während der monatelangen Abwesenheiten der kämpfenden Männer vermutlich häufig von Frauen übernommen. 2017 stellte man mittels einer DNA-Analyse fest, dass das Skelett in einem besonders reich ausgestatteten Wikingergrab in Birka (Schweden) das einer Frau war. Schwert, Streitaxt, Speer, Pfeile, ein Kriegermesser, zwei Schilde und zwei Pferde waren also nicht einem Krieger, sondern einer Kriegerin mitgegeben worden. Gudrid Thorbjarnardottir schließlich war eine isländische Seefahrerin, die um das Jahr 1000 mehrere Atlantikfahrten durchführte. In den 1960er Jahren konnte ihre in nordischen Sagas überlieferte Existenz wissenschaftlich belegt werden. M2 Rekonstruktion eines Langhofes nahe der Ausgrabungsstätte Stoeng im Süden Islands. Stoeng ist das mittelalterliche Fundament eines Wikingerhofes. Die ursprüngliche Wikinger-­ Siedlung wurde 1104 durch einen Vulkanausbruch zerstört. Mythen und religiöse Vorstellungen The supernatural: Bogs, elves and trolls One of the most significant transformations of the Viking Age was the gradual suppression of the Scandinavians’ traditional beliefs and their replacement with Christianity. […] Magic, and magicians, also saturate the Icelandic sagas of the Middle Ages, and sorcery is much more of a presence there than gods. These everyday folk-rituals also lasted longest and, even as late as the 13th century, the Icelandic law codes show that such beliefs had not entirely died out: “If it is discovered that a man or woman has performed sorcery, or raised a great troll to ride people or animals […] then they shall be driven out beyond the parish bounds, and forfeit all their property to the king and bishop,” degreed one. In the cults of gods and the sorcerous performances alike, the most powerful practitioners of these were women, and it is clear that a special kind of access to the world lay in female realm. The goddesses, too, were beings of immense power, including Freyja, Frigg and Idun. M3 Price: Inside the Viking mind, in: BBC History Magazine, December 2020, S. 55. ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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