Alles Geschichte! 5, Schulbuch

14 1.5 Die Entwicklung von Schrift WarumSchrift notwendig wurde In komplexen und wachsenden Gesellschaften ließ sich die Verwaltung nicht mehr nur mündlich organisieren. Die Menschen wollten ihre Besitzverhältnisse geltend machen können und begannen zu diesem Zweck mit einer Art Buchhaltung. Die ersten schriftlichen Quellen in Mesopotamien, einer Hochkultur im heutigen Irak, geben Aufschluss darüber, dass es sich dabei zuerst um Aufstellungen von Ausgaben und Einnahmen handelte. In weiterer Folge wurden schriftlich Regeln festgelegt, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Schrift lässt Eliten entstehen Da die Zeichen in den Schriftsystemen immer abstrakter wurden, war es nicht mehr jedem möglich, diese zu entziffern – Lesen und Schreiben wurden zu Fähigkeiten, die nur einem kleinen Teil der Gesellschaft zugänglich waren. Wer schreiben konnte, hatte daher eine hohe gesellschaftliche Stellung. Die Schreiber, vermutlich nur Männer, bildeten in den Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens einen privilegierten Stand und wurden sehr gut bezahlt. Auch heute noch ist es nicht überall auf der Welt selbstverständlich, Lesen und Schreiben zu können. Den Zugang zu Bildung zu haben, die diese Kompetenzen vermittelt, ist nach wie vor ein Privileg, und wer diesen Zugang nicht besitzt, ist sein Leben lang auf Hilfe angewiesen. Der Zugang zu höherer Bildung, einer gutbezahlten Anstellung und ein Platz in der Mitte der Gesellschaft bleiben diesen Menschen meist verwehrt. Analphabetismus in Österreich Es gibt in Österreich rund eine Million erwachsener Menschen, die gar nicht oder kaum fähig sind, kurze Texte zu lesen. Das hat eine OECD-Studie kürzlich zutage gebracht. Österreich liegt dabei unter dem Durchschnitt. Es war das erste Mal, dass sich Österreich an einer internationalen Lesekompetenzstudie für Erwachsene beteiligt hat. M2 Zöchling: Analphabetismus: Eine Million Österreicher kann trotz Schulpflicht kaum lesen und schreiben, in: profil online, 22.10.2013. Online auf: www.profil.at (9.7.2021). M1 Alphabetisierungsrate der erwachsenen Bevölkerung (15 Jahre und älter) nach Ländern Über Millionen von Jahren hinweg entwickelte die Menschheit ihr sprachliches Ausdrucksvermögen. Erst durch die Entwicklung der Schrift war es jedoch möglich, auch abwesende Personen an Gedanken und Informationen teilhaben zu lassen. Darüber hinaus konnte man auf diese Weise Informationen über Zeit und Raum bewahren. Vor der Schrift versuchte man mit Bildern Situationen und Sachverhalte darzustellen. Je komplexer das Denken und die Sprache wurden, umso mehr stieß man an die Grenzen der Darstellung. Durch Bilder oder Bildzeichen lassen sich sehr schwer Emotionen, Zusammenhänge oder komplexe Sachverhalte darstellen, also entstanden in vielen Kulturen auf der ganzen Welt Schriftsysteme, die der jeweiligen Kultur und der gesellschaftlichen Notwendigkeit für eine schriftliche Kommunikationsform entsprachen. Europa und Zentralasien Ostasien und Pazifik Lateinamerika und Karibik Weltweit Naher Osten und Nordafrika Südasien SubsaharaAfrika Alphabetisierungsrate unter Erwachsenen weltweit (2020) © Statista 2022 Quelle: UNESCO Zusatzinformationen: Erwachsene ab 15 Jahren 0% 20% 40% 60% 80% 100% 98% 96% 95% 87% 80% 74% 66% Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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