Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 138 3.9 Die Pest In Mitteleuropa kam sie von Süden über die Alpenpässe bis nach Erfurt und Straßburg. Gleichzeitig wurden die Bewohner/innen der Küstenstädte des Kontinents befallen. Einige wenige Städte wie Mailand, Brügge und Warschau traf die Pest weniger hart. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Ursachensuche und Bekämpfung der Pest Die christliche Bevölkerung deutete die Pandemie als Zeichen göttlichen Zorns. Nonnen und Mönche pflegten die Kranken, man wusste jedoch kaum etwas über die Ursachen der Pest. So war nicht bekannt, dass Ratten, die zum Alltagsbild der damaligen Städte gehörten, Wirte für den Rattenfloh waren, welcher vermutlich das Bakterium auf den Menschen übertrug. Gläubige Menschen interpretierten die Pest oft religiös. Manche versuchten, sich durch Segnungen zu schützen, andere reagierten mit radikalen Bekämpfungsstrategien. Sie bildeten z. B. Züge von Flagellanten (= Menschen, die sich selbst geißeln), um Buße zu tun. Papst Clemens VI. verbot 1349 diese Geißlerbewegung. Beschreibung eines Geißlerzuges Irgendwann stehen sie vor den Toren: barfüßige Männer, gekleidet in grobes Sackleinen, aufgestellt in Zweierreihe wie bei einer Prozession. […] Vier Geißler führen den Zug an, leiten ihre Anhänger in einem monotonen, rhythmischen Singsang. […] 33 und einen halben Tag lang sollen die marschieren – einen Tag für jedes Lebensjahr Christi. […| In der Kirche ziehen sich die Flagellanten bis auf das Unterkleid aus: mit ihren Geißeln – einem Stock mit drei Riemen, in die Nägel und Eisendornen eingeknotet sind – schlagen sie sich […] bis aufs Blut um durch ihre Buße die Seuche aufzuhalten, die sie als Strafe Gottes sehen. M2 Rademacher: Der rasende Tod, in: GeoEpoche: Das Mittelalter, 2015, S. 90 ff. A t l a n t i s c h e r O z e a n M i t t e l m e e r M i t t e l m e e r Nordsee Schwarzes Meer Ostsee Minsk Moskau Caffa Istanbul Athen Saloniki Sofia Bukarest Belgrad Krakau Wien Warschau Breslau Hamburg Regensburg Augsburg Venedig Rom Florenz Mailand Basel Köln Brügge York London Marseille Barcelona Toulouse Bordeaux Dublin Madrid Granada Algier Tunis Ceuta Lissabon Paris Neapel Danzig Pest Zagreb Kopenhagen Buda 1347 Mitte 1348 Anfang 1349 Ende 1349 1350 1351 nach 1351 geringe/keine Ausbreitung 0 250 500 km M1 Die Ausbreitung der Pest in Europa zwischen 1346 und 1353 Im Sommer 1347 nahm in der Hafenstadt Messina auf Sizilien eine Pandemie ihren Anfang, die bis 1353 etwa 20 Millionen Todesopfer forderte. Jeder dritte Mensch erlag der Seuche, die vermutlich aufgrund der bei Kranken auftretenden schwarz- bläulichen Hautfärbung auch Schwarzer Tod genannt wurde. Der genaue Ursprung der Krankheit ist bis heute nicht erforscht. Als gesichert gilt, dass die Pest aus dem Osten, über den wichtigsten Handelsweg der damaligen Zeit, die Seidenstraße, und über die Meere nach Europa gelangte. Ausgangspunkte Messina und Venedig Im Spätsommer 1347 landete ein pestverseuchtes Schiff aus Konstantinopel in Messina. Die Toten wurden begraben und die Kranken in der Stadt medizinisch versorgt. Nur wenige Tage später starben die ersten Einheimischen. Innerhalb kurzer Zeit brach das öffentliche Leben zusammen und die Pest erreichte Venedig, Genua und Marseille. Von dort aus verbreitete sie sich nach Avignon und Paris, von Bordeaux per Schiff nach England. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=