Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 137 Über den Aderlass Wenn die Adern des Menschen voller Blut sind, müssen sie vom schädlichen Schleim und vom Verdauungssaft durch einen Einschnitt gereinigt werden. Wenn aber eine Ader eines Menschen eingeschnitten wird, wird sein Blut gleichsam von plötzlichem Schrecken erschüttert, und was dann zuerst austritt, ist Blut und die Fäulnis, und die Verdauung[sprodukte] des Blutes fließen zugleich heraus, und deshalb hat das, was dann ausfließt, verschiedene Farben, da es Schlacke und Blut ist. Und nachdem die Schlacke mit dem Blut ausgeflossen ist, tritt reines Blut aus und dann muss man den Aderlass beenden. […] M2 Hildegard von Bingen: Ursprung und Behandlung der Krankheiten, 2012, S. 136 und S. 202. Frühe Universitätsgründungen in Europa Im 11. und 12. Jh. entstanden in mehreren europäischen Städten „Schreibschulen“. Sie wuchsen in weiterer Folge zu Lehranstalten zusammen. Päpstliche und königliche Privilegien regelten die wirtschaftlichen Bedürfnisse. Eines der ersten Zentren dieser Art war die Universität Sorbonne in Paris (12. Jh.). Etwas früher, etwa 1088, erhielt die Universität von Bologna Lehrrechte. Weitere wichtige Universitätsgründungen gab es in Oxford, etwa 1167, und in Cambridge um 1229. Ein definitives Gründungsdatum lässt sich bei diesen ersten Universitäten nicht belegen. Scholastik, eine mittelalterliche Wissenschaftsmethode Entsprechend der Bedeutung der Kirche im Mittelalter spielte der Glaube auch an den Universitäten eine zentrale Rolle. In der Scholastik versuchte man Wissenschaft und Glaube zu verbinden und wollte über den Weg der Vernunft den Glauben wissenschaftlich erklären. Die Bibel und vor allem die Schriften von Aristoteles bildeten die Grundlage, neben anderen antiken theologischen und philosophischen Texten. Gründung der Universität Wien Die Gründung der Universität Wien erfolgte am 13. März 1365 durch Herzog Rudolf IV. Als erster Schritt wurden eine artistische (Lehre der sieben freien Künste), eine juridische und eine medizinische Fakultät eröffnet. Am 20. Februar 1384 wurde auch eine theologische Fakultät gegründet. Diese Erweiterung und großzügige Förderungen durch Albrecht III. in den Jahren 1384/85 ließen die Alma Mater Rudolphina aufblühen. Wichtige Gelehrte immittelalterlichen Europa Als einflussreiche Gelehrte sind u. a. der Theologe und Philosoph Thomas von Aquin (ca. 1225–1274), der Universalgelehrte und Bischof Albertus Magnus (ca. 1200–1280), der Theologe und Philosoph Anselm von Canterbury (ca. 1033–1109), der Dominikanermönch, Philosoph und Theologe Eckhart von Hochheim, auch Meister Eckhart (ca. 1260–1328), und der italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri (1265–1321) zu nennen. Jüdische Ärzte und Ärztinnen Aufgrund ihrer Gelehrsamkeit inmitten einer Welt, in der nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten, hatten gebildete jüdische Menschen eine Sonderstellung. Großes Allgemeinwissen und eine praxisnahe Ausbildung führten zu einer Überlegenheit jüdischer Ärzte. Da ihnen der Zugang zu den Universitäten verwehrt war, wurden sie von erfahrenen jüdischen Medizinern in der Heilkunst unterrichtet. Das Studium antiker Schriften rundete ihre Ausbildung ab. Dadurch hatten sie häufig größeres Fachwissen als christliche Ärzte. Vor allem in der Augenheilkunde konnten jüdische Mediziner große Erfolge erzielen. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass es nachweisbar einige jüdische Ärztinnen gab. Sie hatten die Heilkunst vermutlich von männlichen Verwandten erlernt. Nachweisbar sind unter anderem im 13. Jh. Rebekka in Salerno, Ende des 13. Jh. die beiden als „magistra“ bezeichneten Ärztinnen Ceti und Floreta im Dienst der spanischen Königin Leonor und um 1419 eine Ärztin namens Sara in Würzburg. Sie alle genossen hohes Ansehen. Jetzt bist du dran: 1. Erläutere, ob die Bezeichnung „dunkles Mittelalter“ gerechtfertigt ist. Begründe deine Ausführungen. 2. Analysiere die Bedeutung der Gründung der theologischen Fakultät der Universität Wien im Jahr 1384. 3. Bewerte die in M2 vorgestellten medizinischen Behandlungsmethoden hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit im 21. Jh. Begründe deine Ergebnisse. 4. Führe eine Internetrecherche zu einer der vier im Text erwähnten jüdischen Ärztinnen durch. Finde möglichst viel über ihr Leben und ihre Tätigkeit heraus. Fasse deine Ergebnisse in einem kurzen Stichwort-Steckbrief zusammen. Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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