3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 136 3.8 Bildung undWissenschaft Der Mythos des dunklen Mittelalters wurde erst während späterer Jahrhunderte geprägt. Vermutlich haben die Humanisten des späten 15. und 16. Jh. die vorangegangene Epoche als „finster“ oder „dunkel“ bezeichnet. Auch Martin Luther soll das Mittelalter so charakterisiert haben. Die Übermächtigkeit des Papstes im Mittelalter erschien ihm wohl als dunkel. Um die eigenen Errungenschaften in einem besseren Licht erscheinen zu lassen, wurde also das Mittelalter in späteren Epochen als besonders düster beschrieben. Klöster als Bildungseinrichtungen und Wissenszentren Kinder gingen im Mittelalter nicht in die Schule. Für das Bildungswesen war die Kirche zuständig, und nur zukünftige und aktive Mitglieder des Klerus, also z. B. Novizinnen und Novizen, Nonnen und Mönche sowie Pfarrer, konnten Bildung erwerben – sie lernten Lesen und Schreiben in lateinischer Sprache. Die Klöster bildeten die Wissenszentren der mittelalterlichen Welt und in den Klosterbibliotheken wurde das Wissen der damaligen Zeit gesammelt. Später entstanden auch innerhalb der Städte Lateinschulen. Unterrichtet wurde dort ebenfalls von Klerikern oder von umherziehenden Studenten (Scholaren). An den Klosterschulen wurden die sieben freien – „eines Freien würdigen“ – Künste vermittelt. Sie umfassten Grammatik, Rhetorik (Redekunst), Dialektik (die Regeln logischen Denkens), Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Bis weit in die Neuzeit bestimmten sie den Fächerkanon an den Schulen. Die „teutsche schuel“ Im Laufe des Mittelalters wurde bedingt durch den Fortschritt im Handel die Rechenkunst immer wichtiger. In der „teutschen schuel“, der „deutschen Schule“, konnten breitere Bevölkerungsschichten eine Grundausbildung erwerben (Lesen und Schreiben auf Deutsch, Rechnen, Kenntnis von Maß-, Münz- und Gewichtsarten). Klöster als medizinische Zentren Klöster hatten neben ihrem Bildungsauftrag eine weitere zentrale Aufgabe: Sie waren die Spitäler des Mittelalters. So verfügte das Kloster von Cluny bereits im 12. Jh. über eine Krankenstation von 80 bis 100 Betten. Dem Geist der damaligen Zeit entsprechend wurde Krankheit als Sündenfall gesehen und hatte somit einen religiösen Sinn, welcher zu Buße und Umkehr aufrief. Medizinische Behandlungen Schlechte hygienische Bedingungen, eine hohe Säuglingssterblichkeit und Wundbrand waren ständige Begleiter der Menschen des Mittelalters. Eine bevorzugte Behandlungsmethode bei vielen Beschwerden war der Aderlass. Dabei ging man von der Annahme aus, dass ein „Ungleichgewicht der Körpersäfte“ die Ursache für Krankheiten sei. Ließ man eine gewisse Menge Blut der Erkrankten (meist durch einen Schnitt in Arme, Hals oder Beine) abfließen, sollte dieses Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) erzielte mit verschiedenen Formen der Kräuterheilkunde beachtliche Erfolge. Auch Hebammen waren oft hoch gebildet in der Anwendung wirksamer Kräuter. Hildegard von Bingen: Heilmittel gegen Schnupfen Wenn allzu große Beschwerden durch starken Fluss aus der Nase eines Menschen entstehen, soll jener Fenchel und viermal so viel Dill nehmen und auf einen am Feuer erhitzten steinernen Dachziegel oder einen dünnen Backstein legen und jenen Fenchel und Dill mehrfach wenden, so dass sie rauchen, und er soll diesen Rauch und Duft durch Nase und Mund in sich ziehen. Und danach soll er diesen so über dem erwähnten Stein erhitzten Fenchel und Dill mit Brot essen. […] M1 Hildegard von Bingen, Buchmalerei, 13. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv
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