Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 133 Ab dem 9. Jh. bemühte sich die Kirche zunehmend, die Scheidung und die Wiederverheiratung Geschiedener zu verbieten, indem die Unauflöslichkeit der Ehe beschlossen und später die Ehe zum Sakrament erklärt wurde. Frauen in der Stadt Verglichen mit den starren Strukturen der Gesellschaft und Herrschaft am Land waren die Handlungsmöglichkeiten für die Bevölkerung in den Städten deutlich größer (s. S. 125–126). Auch für Frauen boten die aufblühenden Städte größere Spielräume der Entfaltung. Wesentliche Aufgaben waren auch hier die Haushaltsführung und die Erziehung der Kinder. Daneben arbeiteten Frauen auch in den Handwerksbetrieben ihrer Männer mit oder gingen eigenen Tätigkeiten, vor allem im Textilgewerbe, nach (s. S. 120–121). Die Historikerin Erika Uitz über Frauen in den Städten Einen großen Beitrag zum Erhalt der Familien leisteten vor allem die Frauen in den städtischen Unterschichten, wo sie durch Arbeit die Existenz der Familienwerkstatt mittrugen oder auch außerhalb dieser Werkstatt berufstätig waren. In den großen Exportgewerbe- und Fernhandelszentren und in den Handelsstädten mit Exportgewerbe bildeten die Klein- und Detailhändlerinnen eine nicht wegzudenkende Stütze des Binnenmarktes. […] Nicht wenige dieser Frauen halfen darüber hinaus die Existenz der Familie durch Nebenverdienste zu sichern. Die Wehrlosesten verfielen der Prostitution. Frauen aus dem vermögenden Stadtbürgertum fanden sich unter den Berufstätigen im Handel, im Wechselgeschäft, in städtischen Ämtern und im Handwerk. Als feste Stütze der Familie erwiesen sich Städterinnen besonders in Notsituationen wie beim Tod des Ehemannes, in demographischen Krisen und innerstädtischen Auseinandersetzungen. M2 Uitz: Die Frau in der mittelalterlichen Stadt, 1992, 189 ff. Ausbildung und Schule Es existierte keine allgemeine Schulpflicht, nur ein kleiner Teil der Kinder ging zur Schule. Ab der Karolingischen Bildungsreform im 8. Jh. entstanden zahlreiche Kloster- und Domschulen und im 13. und 14. Jh. auch Stadtschulen. Zentral war der Elementarunterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen. Der Schulbesuch war ein Privileg wohlhabender bzw. sozial höher gestellter und vor allem männlicher Kinder. Mädchen hatten nur wenige Möglichkeiten, Schulen zu besuchen. Eine wichtige Rolle spielten dabei Frauenklöster für Novizinnen und Töchter aus adeligen Familien. M3 Eine Bäckerin verkauft Brot. Buchmalerei, Ende 14. Jh. Jetzt bist du dran: 1. Skizziere die Tätigkeitsfelder von Frauen im Mittelalter. Gehe dabei vor allem auch auf den städtischen Bereich ein (M2). 2. Diskutiere, inwiefern sich im Mittelalter von einer Diskriminierung von Frauen sprechen lässt. Gehe hierbei auf soziale und rechtliche Aspekte im Autorentext sowie auf M1 ein. 3. Vergleiche Kindheit und Schule im Mittelalter mit der heutigen Situation. Arbeite heraus was ähnlich und was unterschiedlich ist. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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