Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 131 in England bei der Peasants Revolt und 1478 in Kärnten. Die größte weiträumige Erhebung der Bauernschaft ereignete sich im Süden des Heiligen Römischen Reiches (Süddeutschland, Österreich, Schweiz) erst am Beginn der Neuzeit, im Jahr 1524 bis 1526. Die Dorfgemeinschaft und der Hof als Lebensmittelpunkt Die Lebenswelt der Bauernschaft spielte sich vor allem im Dorf und im Umland ab. Dort verbrachten sie ihr Leben im Kreis der Dorfgemeinschaft und besuchten lediglich nahegelegene Märkte. Das Reisen blieb anderen Berufsgruppen wie Händlern vorbehalten. Dörfer entstanden zumeist um einen Gutshof. Aus Zusammenschlüssen einzelner benachbarter Bauernhäuser bildeten sich ungeplante Haufendörfer. Die verstärkte Urbarmachung des Landes im Hochmittelalter, etwa durch Rodungen und das Trockenlegen von Sümpfen, ermöglichte die Planung der Anlage neuer Dörfer auf dem gewonnenen Land. Diese wurden nun oft entlang von Straßen oder um ein Zentrum angelegt, wo eine Kirche errichtet oder ein Dorfteich angelegt wurde. Die Acker- und Weideflächen befanden sich im nahen Umland des Dorfes. Die Behausungen waren dürftig und bestanden meist aus einem Wohnraum, der als Schlaf- und Arbeitsstätte diente. Der Mönch Johannes Boemus über den Bauernstand (1520) Der letzte Stand ist derer, die auf dem Lande in Dörfern und Gehöften wohnen und dasselbe bebauen und deshalb Landleute genannt werden. Ihre Lage ist ziemlich bedauernswert und hart. Sie wohnen abgesondert voneinander, demütig mit ihren Angehörigen und ihrem Viehstand. Hütten aus Lehm und Holz, wenig über die Erde hervorragend und mit Stroh gedeckt, sind ihre Häuser. Geringes Brot, Haferbrei oder gekochtes Gemüse ist ihre Speise, Wasser und Molken ihr Getränk. Ein leinener Rock, ein paar Stiefel, ein brauner Hut ist ihre Kleidung. Das Volk ist jederzeit ohne Ruhe, arbeitsam, unsauber. M4 Franz: Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, 1963, S. 3. Leben und Arbeit Der Jahreskreis und die damit verbundenen Arbeiten bestimmten das Leben der Bauernschaft. Zwischen Aussaat und Ernte fielen viele Tätigkeiten an, wie beispielsweise das Dreschen, um Körner aus dem Getreide herauszulösen, oder das Pflügen der Felder. Einen Teil der Woche mussten sie zudem im Zuge des Frondienstes die Felder des Grundherrn bewirtschaften (s. S. 117). Auch musste für die Wintermonate vorgesorgt werden, welche einen Großteil der Vorräte beanspruchten und einen zusätzlichen Ertrag anObst oder Hülsenfrüchten erforderlich machten. Die Ernährung war einfach und bestand in der Regel aus eben diesen sowie aus Getreidebrei und Rüben. Fleisch wurde an Festtagen verzehrt, an welchen aber auch besondere Abgaben (Zehnt = der zehnte Teil) an die Kirche bzw. an den Priester anfielen. So waren am Walpurgistag (1. Mai) der Lämmer- und zu Maria Himmelfahrt (15. August) der Gänsezehnt abzugeben. M5 Frauen bei der Aussaat und Ernte. Buchmalerei aus dem „Jungfrauenspiegel“, Ende 12. Jh. Jetzt bist du dran: 1. Fasse anhand der Quellen (M1–M5) und des Autorentextes die Lebenssituation der Bauernschaft in Form eines kurzen Textes zusammen. 2. Beschreibe die Abbildungen M1 und M5 und setze sie mit dem Autorentext in Beziehung. 3. Recherchiere zu M2. Vergleiche den Anteil der heute in der Landwirtschaft in Europa tätigen Menschen mit damals und erläutere, inwiefern die drei in M2 genannten Erzeugnisse in Österreich bzw. Europa eine tragende Rolle spielen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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