Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 130 3.5 Landwirtschaft und Bauern Die Nahrungsmittelversorgung erfolgte im Mittelalter vor allem durch die Agrarwirtschaft. Ab dem 11. Jh. kam es in der Landwirtschaft zu wesentlichen Entwicklungen, z. B. dem Pflug aus Eisen. Auch konnten durch die Dreifelderwirtschaft die Erträge gesteigert werden, wodurch das Bevölkerungswachstum begünstigt wurde. Dabei wurde die gesamte Anbaufläche in drei Bereiche geteilt, wovon zwei mit Winter- und Sommergetreide bebaut wurden und einer jeweils ein Jahr lang brach lag. M1 Pflügen. Darstellung im Heidelberger Sachsenspiegel, Bilderhandschrift auf Pergament, um 1300 Rasanter Bevölkerungsanstieg Die Bevölkerungszahl in Europa stieg nach Schätzungen von ungefähr 30 Millionen Menschen im Jahr 1000 auf etwa 70 Millionen im Jahr 1500. Um die wachsende Bevölkerung versorgen zu können, waren im mittelalterlichen Europa 90% der Gesamtbevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Das Gebiet des heutigen Deutschlands und Österreichs war zum größten Teil eine Waldlandschaft, welche urbar, das bedeutet bewohnbar und vor allem bewirtschaftbar gemacht werden musste. Erst die Ausbreitung der Pest im 14. Jh., welche gut ein Drittel der Bewohner/innen des Heiligen Römischen Reiches dahinraffte, führte zu einem Rückgang der Bevölkerung. Dieser wurde von einem Klimawandel begleitet, der Kleine Eiszeit genannt wird. Hierbei sanken die Temperaturen und es kam zu Ernteausfällen und damit zu einer Hungersnot. Der Historiker Jacques le Goff über die feudale Landwirtschaft Das feudale Europa ist eine ländliche Welt und der Grund und Boden die Basis für Europa. […] Es ist eine Welt, in der der Getreideanbau unverzichtbar wird. Das Brot wird eine bleibende Rolle in Europa spielen. Auch zwei Getränke setzen sich durch, einerseits der Wein, dessen Bedeutung zugenommen hat, seit die liturgischen Gebräuche des Christentums Rom erobert haben, […] und andererseits die Cervoise, eine Vorläuferin des Biers. Die Unterscheidung zwischen dem Wein und Bier trinkenden Europa war so klar, dass die Franziskaner im 13. Jahrhundert die Gewohnheit annahmen, die Klöster in Weinklöster und Bierklöster einzuteilen. M2 Le Goff: Die Geburt Europas im Mittelalter, 2012, S. 74. Einschränkungen und Bedrohungen Je nach rechtlichem Stand sah das Leben der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung unterschiedlich aus. Während Hörige persönlich frei waren (s. S. 116 und S. 127), mussten Leibeigene erhebliche Einschränkungen hinnehmen. Sie durften den Gutshof des Grundherrn, den sie bewirtschaften mussten, nicht ohne dessen Erlaubnis verlassen. Auch heiraten durften sie ohne seine Genehmigung nicht. Neben den Einschränkungen, die sich durch den Stand ergaben, hatte die Bauernschaft auch existenzielle Bedrohungen zu fürchten. So konnten einerseits Wetterphänomene wie Dürre oder Hagel die Ernte vernichten. Hermannus abbas Altahensis, Kloster Altaich, Bayern (1254) In diesem Jahr gab es große Ausfälle an Feldfrüchten, besonders in der Donaugegend, so daß man nicht einmal Saatgut hatte. In der Nacht des Festtages des heiligen Evangelisten Markus [= 25. April] sind aber auch die Weingärten und Obstbäume durch die sehr strenge Kälte vernichtet worden, so daß nur sehr wenig Wein wuchs und dieser äußerst sauer war. M3 Zit. nach: Epperlein: Bäuerliches Leben im Mittelalter, 2003, S. 22 (alte Rechtschreibung). Andererseits waren sie meist auch die ersten Opfer bei Konflikten zwischen Grundherren, die eine Fehde ausfochten. Gegen Übergriffe der Grundherren, hohe Abgaben oder mit der Forderung nach Aufhebung der Leibeigenschaft formierten sich vor allem ab dem 13. Jh. regional Bauern zu größeren Aufständen. Diese wurden aber niedergeschlagen und die Anführer hingerichtet. So revoltierten beispielsweise die Bauern im Jahr 1358 in Frankreich im Zuge der Grande Jacquerie, 1381 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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