Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 126 Die Verwaltung der Stadt Im Verlauf des Mittelalters erlangten immer mehr Städte Autonomie vom Stadtherrn. Wurden die Städte zunächst vorwiegend von Ministerialen, welche durch den Stadtherrn eingesetzt wurden, verwaltet, bildeten sich zunehmend Stadträte, die sich aus Bürgern der Oberschicht zusammensetzten. Die Befugnisse des Stadtrates waren je nach dem Grad der Abhängigkeit vom Stadtherrn sehr unterschiedlich. Zu den wichtigsten Aufgaben des Stadtrates gehörten die Wahrung des Friedens, denn zumeist verfügten sie zumindest über die niedere Gerichtsbarkeit, und die Organisation der Stadtverteidigung. Zudem konnten sie Steuern einheben und trugen die Verantwortung für öffentliche Infrastruktur wie Schulen und Hospitäler. Sie regelten aber auch den Handel und die Produktion beispielsweise durch Qualitätsvorschriften. Vor allem im Spätmittelalter zielten die Regelungen der Stadtverwaltungen auch in den privaten Lebensbereich der Bürgerinnen und Bürger. Aus der Hamburger Kleiderordnung vom 7. September 1500 Da die Bürger dieser ehrenreichen Stadt mehrmals begehrt haben, die Zierung und Pracht der Frauen zu mäßigen und zu verändern, haben die Bürger mit dem Rat einträchtig besprochen, darüber eine gute Ordnung zu erlassen; […] Ein Mann, der sein Vermögen für fünftausend Mark oder mehr versteuert, der darf seine [Ehefrau] tragen lassen: eine Goldkette mit einem Höchstgewicht von 20 Rheinischen Gulden, dazu eine Goldspange mit Steinen und Perlen […]. Ein Mann, der sein Vermögen für dreitausend bis fünftausend Mark versteuert, dessen Frau darf eine Kette nicht schwerer als 15 Rheinische Gulden tragen, dazu ihre beste Spange von 20 Rheinischen Gulden. Außerdem sollen die Frauen dieser genannten Männer kein Pelzwerk […] tragen, welches mehr als höchstens acht oder zehn Mark wert ist. M7 Online auf: www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/ spaetmittelalter/Lehre/Ergebnisse/Hamburg/quellen/ PaketSiebenundzwanzig.html (1.10.2021). Die Reglementierungen richteten sich oftmals gegen zur Schau gestellten Luxus, zielten aber auch auf das Sexualverhalten, nächtliches Ausgehen und Glücksspiel ab. Aus der Kleiderordnung der Stadt Speyer (1356) Wir, der Rat von Speyer, bekennen in diesem Brief, dass wir großes Gebrechen in den Städten und auf dem Lande bemerkt haben an Hoffart [=Hochmut] und Übermut, was auch die erste Todsünde war, darin alle Sünden ihre Wurzeln haben. Diese Sünde ist wider Gott und schädlich für Leute, wie das jetzt wohl allen sichtlich und offenbar ist an Erdbeben und den großen Plagen, die Land und Leute verderben an Leib und Leben. […] Die Frauen sollen keinen [mehr als viermal gewundenen] Kranz oder Schleier tragen […] Auch soll keine irgendwelches Gold, Silber, Edelsteine oder Perlen [an ihrer Kleidung tragen]. Den Männern gebieten wir, sie sollen auf Hüten weder Federn, Rohre oder Schmelzwerk tragen. Auch soll keiner, der nicht Ritter ist, goldene oder silberne Borte oder Bänder […] tragen. M8 Plessow: Die Stadt im Mittelalter, 2013, S. 159 f. (modernisiert). Jetzt bist du dran: 1. Beschreibe die abgebildeten Burgen (M1, M2) und identifiziere die im Text erwähnten Bestandteile einer Burg. 2. Ordne anschließend die Burgen (M1, M2) den im Text erwähnten Burgtypen zu. 3. Arbeite aus dem Text und aus M3 heraus, wie der Alltag auf einer Burg ausgesehen hat. Überlege dabei, welche Details aus der Schilderung Ullrichs von Hutten nicht der allgemeinen Vorstellung von ritterlichem oder höfischem Leben entsprechen. 4. Begründe ausgehend vom Text und mit Hilfe der Schilderung Ullrichs von Hutten (M3), inwiefern Burgen abgesehen von ihrer Grundfunktion neben Städten politische bzw. wirtschaftliche Zentren darstellten. 5. Ermittle aus dem Auszug aus der Benediktsregel (M4), worauf diese abzielt, und diskutiere, was eine solche Ordnung für eine Gemeinschaft, in der sie gilt, bedeutet. 6. Überlege, welche weiteren Aussagen, außer der in M5, über einen Menschen mittels der Untersuchung des Zahnsteins gemacht werden könnten. 7. Fasse die Aussagen der Statistik zu den Stadtgründungen (M6) zusammen. 8. Vergleiche die beiden Kleiderordnungen (M7, M8) und arbeite die Argumentation heraus. 9. Diskutiere den Nutzen von Regelungen wie diesen für eine Gemeinschaft. Beziehe dich auch auf unsere heutige Gesellschaft. Scheint dir eine Beschränkung von Luxus bzw. dessen Zurschaustellung sinnvoll? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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