3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 124 Klöster als wirtschaftliche Zentren Klöster dienten als religiöse Orte, an denen für das Seelenheil gebetet wurde. Viele Klostergründungen erfolgten aber auch mit dem wirtschaftlichen Ziel, Land urbar zu machen. Denn Klöster waren oftmals wichtige Wirtschaftsbetriebe, die in Werkstätten Rohstoffe verarbeiteten und über eigene landwirtschaftliche Betriebe verfügten. Sie lagen nur zum Teil in der Abgeschiedenheit, oft wurden sie an Handelsrouten gegründet und zogen, wie auch Burgen, Handwerker und Händler an. Dies war zum Teil auch der Grund für Schenkungen von Land an Klöster. Einige Klöster verfügten zudem über eigene Niederlassungen in umliegenden Städten, wodurch der Handel gestützt wurde. Durch Steuervorteile oder die Freiheit von Zollpflichten gelangten einige Klöster zu erheblichem Reichtum. Auch Schenkungen von Gläubigen, die sich dadurch eine Fürsprache bei Gott erhofften, und die Mitgift von ins Kloster eintretenden adeligen Frauen trugen zum Vermögen der Klöster bei. Klöster als Träger der Schriftkultur Klöster waren Orte der Schriftlichkeit und der Bildung. In den Skriptorien, wo teils reich verzierte Handschriften entstanden, wurden neben religiösen Texten auch Chroniken verfasst und ältere Texte vervielfältigt. In den Bibliotheken wurde Wissen gesammelt. Bis vor kurzem ging man davon aus, dass Illustrationen ausschließlich von Mönchen gestaltet wurden. Doch neuere Erkenntnisse zeigen, dass auch Frauen Illustratorinnen waren. Studie: Analyse von mittelalterlichem Zahnstein Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher unter anderem die Überreste einer 45 bis 60 Jahre alten Frau, die zwischen 1000 bis 1200 n. Chr. auf dem Friedhof [eines Frauenklosters] bestattet worden war. Bei der mikroskopischen Untersuchung ihres Zahnsteins stießen sie auf Überraschendes: In dem Belag hatte sich offenbar ein blauer Farbstoff angesammelt. […] „Basierend auf der Verteilung des Pigments in ihrem Mund kamen wir zu dem Schluss, dass sie wohl selbst damit malte und möglicherweise den Pinsel beim Arbeiten mit der Zunge befeuchtete“, sagt Co-Autorin Monica Tromp vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Wie die Forscher erklären, handelte es sich bei der Frau demnach um eine Illustratorin. M5 Vieweg: Blauer Hinweis auf eine Illustratorin, 9.1.2019. Online auf: www.wissenschaft.de (30.9.2021). Die Stadt: Ein eigenständiger Rechts- und Lebensraum Die Mehrheit der Stadtgründungen in Europa fand im Hoch- und Spätmittelalter statt. Mit der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft wuchs die Bevölkerung und die Anzahl der Städte stieg sprunghaft an. Dieser Anstieg wurde auch durch die Gewährung von Privilegien durch die Stadtherren gefördert. Die Stadtherren waren zunächst Könige, Bischöfe, Fürsten, später auch rangniedrigere Adelige. Diese Vorrechte umfassten z. B. das Abhalten von Märkten, das Zollrecht oder das Recht, eine Wehrmauer zu errichten. Stadtmauern und andere Befestigungsanlagen, wie Türme, Tore und Gräben, dienten auch der sichtbaren Abgrenzung vom grundherrschaftlich-agrarisch geprägten Umland. Wo entstanden Städte? Städte wurden bevorzugt an Verkehrsknotenpunkten gegründet, z. B. an Kreuzungen von Handelswegen, Flussmündungen und Flussübergängen von schiffbaren Flüssen, da dies wirtschaftliche Vorteile versprach. Außerdem wurden sie im Umfeld von Klöstern oder im Schutz einer Burg errichtet. Oftmals deutet der Name auf das Gründungsumfeld hin, z. B. weist Frankfurt auf einen Flussübergang (Furt) hin, andere Städtenamen bilden ein Kompositummit -burg. Bereits bestehende Marktplätze oder römische Verwaltungszentren und Bischofsitze, welche in der Zeit der „Völkerwanderung“ nicht völlig zerstört worden waren, blühten mancherorts erneut auf. An der Mittelmeerküste und an der Ostsee wuchsen Hafenstädte, wie Venedig (I), Genua (I), Marseille (F), Brügge (BE) und Hamburg (D). Dort ansässige Kaufleute gelangten zu enormem Einfluss und Reichtum. M6 Stadtgründungen im Mittelalter 1450 [Jahr] 1350 1250 1150 1050 © öbv 0 50 100 Zahl der Stadtgründungen 150 200 250 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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