3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 116 2.11 Feudalismus, Lehenswesen und Grundherrschaft fand dieser Prozess mit der Bestimmung der Kurfürsten, der einflussreichsten Gruppe des Adels, seinen Höhepunkt. Es gab nun innerhalb des Adels eine Hierarchie und die beiden Gruppen unterschieden sich durch unterschiedliche Machtfülle und unterschiedlich großen politischen Einfluss. Das Lehenswesen: Bildung von Abhängigkeiten Bereits im Frankenreich unter den Merowingern erfolgte die Entlohnung für Dienste von Gefolgsleuten in Form von Schenkungen von Ländereien. Daraus entwickelte sich das Lehen, das der Herrscher seinen Gefolgsleuten auf Lebenszeit überließ. Nach Ableben des Lehensmannes fiel es an den Lehensherrn zurück. Später wurden Lehen erblich, was die Macht des Königs deutlich schwächte. Das Lehenswesen beinhaltete ein Pflicht- und Treueverhältnis zwischen Lehensherr und Vasall: Der König belehnte einen Kronvasallen mit Land, wodurch für dessen Lebensunterhalt und Einkommen gesorgt war, und gewährte ihm Schutz. Im Gegenzug musste dieser ihm Kriegsdienste und Rat leisten sowie Treue geloben. Auch die adeligen Vasallen vergaben Lehen an Untergebene. Die unterste Ebene der Lehenspyramide war durch das Prinzip der Grundherrschaft bestimmt, welche das Verhältnis von Bauern, Leibeigenen und Grundherren regelte und die Basis der mittelalterlichen Wirtschaft abseits der Städte darstellte. Lehenswesen als problematischer Begriff In der neueren Forschung werden sowohl der Begriff „Lehenswesen“ als auch die Darstellung der mittelalterlichen Gesellschaft mit Hilfe der Lehenspyramide kritisch hinterfragt und weiterentwickelt. Man weiß heute, dass Lehen auch in Form von Münz- oder Zollrechten bzw. in Form eines Amtes gewährt wurden. Es existierten auch Lehensformen, die kein Treueverhältnis beinhalteten, sondern auf rein wirtschaftliche Belange beschränkt waren, wie Pfandlehen zur Tilgung von Schulden oder solche, die sich mit heutigen Pachtverträgen vergleichen lassen. Im Spätmittelalter traten auch Bürger in Städten als Lehensmänner auf. Das mittelalterliche Feudalsystem steht in Verbindung mit der Entwicklung zunehmend vielschichtiger werdender Beziehungen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. An der Spitze stand der König. Er besaß das Königsheil und herrschte von Gottes Gnaden. Er hatte für Frieden, fruchtbare Ernten und Sicherheit im Land zu sorgen. Seine Herrschaft stützte sich auf seine Vasallen. Dieser Begriff bezeichnet seine Gefolgschaft und im Allgemeinen jene, die in einem Schutz- oder Abhängigkeitsverhältnis zu einem Herrn standen. Bildeten im Frühmittelalter verwandtschaftliche Bindungen und Freundschaftsbündnisse die Grundlage politischen Handelns, setzte sich spätestens im 12. Jh. das Lehensrecht und damit der Feudalismus durch. Im Sachsenspiegel, einem Rechtsbuch aus dem frühen 13. Jh., ist das Lehensrecht festgehalten. Der Adel bildet sich heraus Im frühen 9. Jh. gab es bereits einige Vasallen, aber noch keinen Adel im heutigen Sinn. Aus der Gruppe der Freien, die in keinem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis standen, taten sich Mächtige hervor. Sie besaßen Grund und Boden und bekleideten politische Ämter wie das eines Grafen oder Herzogs. Zwischen dem 9. und 11. Jh. bildete sich eine Führungsschicht heraus, die im Heiligen Römischen Reich auch Entscheidungen bei der Königswahl innehatte. Im 12. Jh. kam es zur Auseinanderentwicklung von Rittern und hohem Adel. Der hohe Adel bildete nun die Gruppe der Reichsfürsten bzw. der Kronvasallen. Grafen leiteten ihren Stand und ihre Stellung über den Rittern, d. h. dem niederen Adel, aus ihrer ursprünglichen Freiheit (Reichsfreiheit) ab, wonach sie nicht einem Landesfürsten untergeordnet waren. Im 13. Jh. Grundherren Das mittelalterliche Lehenssystem (idealtypische Darstellung) © öbv hohe Adelige (Kronvasallen) Ritter, Ministeriale (Untervasallen) Unfreie unfrei frei frei vergibt Land (mit Leuten) oder Ämter gewährt Schutz gegenseitige Treue gegenseitige Treue gewähren Schutz leisten Amts- und Kriegsdienste leisten Verwaltungs- und Kriegsdienste leisten Frondienste und Naturalabgaben leibeigene Bauern und Knechte Hörige vergeben Land mit Leuten oder Ämter gewähren Schutz vergeben Land König frei M1 Die „Lehenspyramide“, idealtypische Darstellung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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