2000 115 Frankreich wird zu einemTerritorialstaat Karl der Große (748–814) hinterließ seinem Sohn Ludwig dem Frommen ein riesiges Reich, dessen Einheit dieser nicht erhalten konnte. Im Jahr 843 wurde im Vertrag von Verdun die Teilung des karolingischen Großreichs vollzogen. Nunmehr fanden sich zwei Nachfolgereiche, das Westfränkische Reich mit Paris als Zentrum und das Ostfränkische Reich als Vorläufer des Heiligen Römischen Reiches. Aus dem Westfrankenreich entwickelte sich im 9./10. Jh. das Königreich Frankreich. Das Ende des Frankenreiches Die Gründe für die Auflösung des fränkischen Großreichs und seine Transformierung in […] neue Teilbereiche […] sind vielfältig. Neben der äußeren Bedrohung und dem fränkischen Reichsteilungsgrundsatz mit den daraus resultierenden Bruderkämpfen ist die Größe des Reiches zu nennen: Seine wirkliche herrschaftliche Erfassung war mit der bescheidenen „staatlichen“ Organisation offensichtlich nicht dauerhaft möglich. […] Die Reichsteile schließlich standen auf verschiedener gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Entwicklungsstufe und entwickelten bzw. führten Identitäten fort, wobei möglicherweise auch schon das Bewusstsein der Sprachenverschiedenheit eine Rolle zu spielen begann. M2 Hilsch: Das Mittelalter – die Epoche, 2017, S. 86 f. Im ausgehenden 10. Jh. ging die Herrschaft der Karolinger zu Ende. Mit Hugo Capet folgten die Kapetinger, welche bis 1328 herrschten. Obwohl durch die Kirche legitimiert, blieb der König anfangs schwach. Im 11. und 12. Jh. kam es zu einer Festigung der königlichen Zentralgewalt. Oberster Lehensherr wurde der König und in Paris wurde ein allgemein zuständiges Hofgericht installiert. Der Hundertjährige Krieg (1337–1453) Nach dem Aussterben des Königsgeschlechts der Kapetinger kam in Frankreich 1328 das Geschlecht der Valois an die Macht. In England machte Isabella von Frankreich, die Mutter Edwards III., für ihren Sohn den Anspruch auf den englischen Thron geltend. Dies war der Beginn eines kriegerischen Konflikts, welcher 100 Jahre dauern sollte. In der ersten Phase des Krieges konnte das englische Heer auf dem Festland vor allem durch den Einsatz von Bogenschützen wichtige Erfolge erzielen. Danach, in den Jahren von 1369 bis etwa 1380, gelangen den französischen Truppen zahlreiche Siege und Gebietsgewinne. 1415 konnte das englische Heer trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit die Schlacht von Azincourt für sich gewinnen. Die Heirat des englischen Königs Heinrich V. im Jahr 1420 und der französischen Erbin Katharina sollte den gemeinsamen Sohn, HeinrichVI. (1421–1471), zum König beider Reiche machen. 1428 schien sich die im damaligen Frankreich sehr bekannte „Merlin-Prophezeiung“ zu erfüllen. Sie besagte, dass eine Jungfrau erscheinen und Frankreich retten würde. Tatsächlich ermöglichte der Einsatz einer jungen Frau, Jeanne d’Arcs, 1429 dem französischen Heer die Befreiung der Stadt Orleans. Nach dem Sieg begleitete Jeanne Karl VII. nach Reims, wo er zum König von Frankreich gekrönt wurde. 1430 wurde Jeanne nach einer Niederlage der französischen Truppen von englischen Soldaten gefangen genommen und 1431 als Ketzerin verbrannt. Nach weiteren Jahren wechselvollen Verlaufs endete der Hundertjährige Krieg 1453 mit dem Sieg Frankreichs. Er gilt als Wegbereiter des französischen Nationalbewusstseins. Jeanned’Arc wird bis heute als französische Nationalheldin verehrt. Jetzt bist du dran: 1. Beschreibe, analysiere und interpretiere die Darstellung der Schlacht bei Hastings im Ausschnitt des Teppichs von Bayeux (M3). (Mit dinglichen Quellen arbeiten, S. 64) 2. Nenne die drei Phasen des Hundertjährigen Krieges. Skizziere den Verlauf und die möglichen Auswirkungen eines so langen Krieges für die Zivilbevölkerung. 3. Fasse mit Hilfe eines Zeitstreifens die wesentlichen Daten und Fakten dieses Kapitels zusammen. M3 Szene aus der Schlacht bei Hastings, Kampf zwischen Normannen und Angelsachsen. Teppich von Bayeux, etwa 70m x 50 cm (Ausschnitt), 11. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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