Alles Geschichte! 5, Schulbuch

11 Besondere Bestattung der Toten In der Jungsteinzeit war der Weg ins Jenseits mitunter lang. Er führte nicht direkt nach dem Tod ins Grab, sondern umfasste mehrere Stationen. Dabei wurden die Knochen, je nach kulturellen Gepflogenheiten, oft wiederholt behandelt: vom Fleisch befreit, gewaschen, verbrannt oder neu geordnet. Für uns heute schwer vorstellbar, waren diese Prozeduren damals allerdings ein religiös bedeutender, liebevoll verrichteter Dienst an den Ahnen. M2 Franz: Zerhackt, gemahlen, verkohlt, in: Spiegel Wissenschaft, 17.1.2017. Online auf: www.spiegel.de (26.7.2021). M3 Jagdszene. Felsmalereien und Gravierungen im Tassili-­ Gebirge (algerische Sahara), ca. 6000–1500 v. Chr. Vernachlässigte Höhlenmalerinnen und -maler Kein Archäologe hat bislang überzeugende Ergebnisse dazu vorgelegt, wer die fantastischen Höhlenlöwen aus der Chauvet-Grotte, die Stiere an der Höhlendecke in Lascaux oder die Wisente in Altamira geschaffen hat – Mann oder Frau. Doch Felsbildkunst hat ein sehr viel breiteres Spektrum als nur die weithin bekannten Tierbilder und Tierfresken. Über den Urhebern eines anderen großen Teilbereichs – der Hand- und Fingerbilder – hebt sich gerade der Vorhang. […] Eine britisch-spanische Arbeitsgruppe um den Archäologen Paul Pettitt von der Durham University hat systematisch Dutzende Handabdrücke […] untersucht. […] „Es ist ja bekannt, dass wir dazu tendieren, beim Wort ,Höhlenkünstler‘ unwillkürlich an bärtige männliche Jäger zu denken“, räumt Pettitt ein. Aber das Ergebnis seiner Handanalyse war: überwiegend Frauen. […] Dass kleine Kinder in der Altsteinzeit häufige Besucher der Höhlen waren, steht außerhalb jeden Zweifels – […] Hand- und Fußabdrücke von Kindern finden sich vielerorts. […] Doch Kinder haben die altsteinzeitlichen Höhlen Europas nicht nur besucht – sie haben Wände und Decken auch selbst ausgeschmückt. Das belegten die amerikanische Archäologin Leslie Van Gelder, ihr 2008 verstorbener Kollege und Ehemann Kevin Sharpe sowie van Gelders Mitarbeiterin Jessica Cooney. Sie machten akkurate Messungen an „Finger Flutings“, speziellen Fingerspuren. M4 Ewe: Hohe Frauenquote, 19.8.2014. Online auf: www.wissenschaft.de (28.7.2021). Doch nicht nur Aussagen und Interpretationen über die Vergangenheit sind, um eine gewisse Seriosität zu besitzen, mit Belegen zu stützen. Allzu häufig geschieht es nämlich, gerade wenn man über die Gegenwart schreibt oder liest, dass gewisse Phänomene einfach angenommen werden, ohne einen Beweis dafür zu erbringen. Aussagen oder Interpretationen rein auf ein Gefühl aufzubauen, ist aber wenig zuverlässig. Schnelllebige Zeiten Nie zuvor war der Mensch einer derartigen Schnelllebigkeit ausgesetzt wie heute. Tempogetrieben bewegen wir uns durch den Alltag, Multitasking und Flüchtigkeit gehören zum Zeitgeist. M5 Schorsch: Mensch lebt nicht mehr artgerecht, 31.3.2011. Online auf: www.n-tv.de (27.7.2021). Jetzt bist du dran: 1. Ermittle die in M1 angeführten Belege für die Aussage, dass die neolithische Revolution nicht umgehend zu einem besseren Leben geführt hat. 2. Beurteile, ob die Interpretation der in M2 angeführten Prozeduren als „religiös bedeutender, liebevoll verrichteter Dienst“ aus der durch Ausgrabungen belegten Beschreibung zulässig ist. 3. Beschreibe die Darstellung der Höhlenmalerei (M3). Ermittle mögliche Interpretationen, die daraus über die Jagdmethoden und die Beute der Menschen damals angestellt werden könnten. 4. Arbeite aus M4 die beiden zentralen Aussagen zu den Urheberinnen und Urhebern der Hand- und Fingerbilder und ihre zugehörigen Belege heraus. 5. Zeige im Text M5 eine Aussage ohne Beleg auf. Erörtere anschließend ihre Korrektheit und erläutere, wieso unter Umständen nicht überall Belege geliefert werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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