Alles Geschichte! 5, Schulbuch

3000 v. Chr. 2000 v. Chr. 1000 v. Chr. Jahr 0 1000 108 2.7 Religiöse Bewegungen – Ketzer, Reformer M1 Giotto di Bondone: Der Hl. Franziskus predigt vor Papst Honorius III. Ausschnitt aus einem Fresko, um 1300 Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich die christliche Bewegung immer mehr zu einer Klerikerkirche gewandelt, die auf Macht und Reichtum abzielte, anstatt sich den Armen zuzuwenden. Im Hochmittelalter begannen die Missstände innerhalb der Kirche immer größer und sichtbarer zu werden. Zahlreiche religiöse Bewegungen erhoben sich gegen den Glanz und Reichtum der römischen Kirche (= Amtskirche), indem sie von Armut, Demut und Askese predigten. Für die Amtskirche stellten diese „Abweichler“ eine Bedrohung dar. So forderte der Wanderprediger-Orden der Katharer eine Hinwendung aller Geistlichen zu einem bescheidenen Lebensstil, wie ihn Jesus Christus und seine Apostel gepflegt hatten. Ab dem 13. Jh. findet man in Quellen und Darstellungen das Wort „Ketzer“, welches sich vermutlich von den Katharern ableitete. Es bezeichnet Angehörige religiöser Minderheiten innerhalb der Christenheit, die aber von der offiziellen Kirche als vom wahren Glauben abgefallen eingestuft wurden und daher auch oftmals verurteilt wurden. Die Ketzer verstanden sich selbst als die echten und wahren Christen. Franziskaner und Klarissinnen Unter Papst Innozenz III. kam es erstmals zu einer Anerkennung einiger dieser Wanderprediger-Bewegungen, so auch jener des Franz von Assisi. 1209 gründete Franz von Assisi den Franziskanerorden. Er akzeptierte die Bedingungen der Amtskirche, eine Ordensverfassung einzuhalten und ein Mönchsgelübde abzulegen. Die Franziskaner bekennen sich zur bedingungslosen Armut. Diese Lebensform stellt innerhalb der Kirche eine Minderheit dar, daher werden die Mönche dieses Ordens oft als Minoriten bezeichnet. Clara von Assisi gründete den Klarissenorden. Dieser bildete das weibliche Gegenstück zu den Franziskanern. Schon bald wurden diese beiden Orden zu einer wichtigen sozialen Unterstützung. Ende des 13. Jh. fanden sich in vielen Städten Klostergemeinschaften, welche sich der seelsorgerischen Arbeit innerhalb der Bevölkerung verschrieben. Die Inquisition Mit der Anerkennung der Bettelorden konnte die Amtskirche ihre Stellung wieder festigen. Ketzerbewegungen blieben allerdings bestehen und wurden mit dem Mittel der Inquisition von der Kirche bekämpft. Dabei wurden gerichtliche Untersuchungen durchgeführt, in denen Menschen der Ketzerei überführt und verurteilt wurden. Oft wurden auch Mitglieder der nunmehr anerkannten Bettelorden als Inquisitoren eingesetzt. Eine wichtige Rolle spielte hier der 1215 gegründete Dominikanerorden. Die Dominikaner legten ebenfalls ein Armutsgelübde ab, mussten allerdings höher gebildet sein. Die „Hunde des Herrn“ spielten in den manipulativen und willkürlichen Befragungen der Abtrünnigen eine wichtige Rolle. Oftmals wurden Geständnisse auch unter Folter erreicht. Die Inquisition förderte ein Spitzelwesen und Denunziation. Bald wurde sie jedoch von der Bevölkerung als Teil der römischen Kirche akzeptiert. Phasen der Inquisition In den über 700 Jahren, welche die Inquisitionsbewegung dauerte, unterscheidet man mehrere Phasen: • mittelalterliche Inquisition: Sie erlaubte ab 1252 die Folter. • Hexenverfolgungen, ab etwa 1430: Zu Beginn wurden Männer und Frauen der Mitgliedschaft bei Hexensekten beschuldigt. In weiterer Folge traf dies vermehrt Frauen. Massenhafte Hexenverfolgungen fanden am Beginn der Neuzeit statt. • spanische Inquisition, ab etwa 1480 • römische Inquisition, ab etwa 1542 • Abschaffung der Inquisition im Rahmen des II. Vatikanischen Konzils 1965 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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