Alles Geschichte! 5, Schulbuch

2000 107 Ein „typischer“ Bischof Ein Bischof war im 10. und 11. Jh. in erster Linie Gefolgsmann des Königs und erst nachrangig Verwalter seines geistlichen Amtes. […] Wir nehmen als Beispiel Benno II. von Osnabrück, […]. Bevor Benno 1068 Bischof in Osnabrück wurde, war er Lehrer an der Domschule in Speyer und an der Pfalzkirche in Goslar, danach Leiter der Hildesheimer Domschule und später […] Beauftragter für die weltlichen Geschäfte des Erzbistums [Köln]. Mehr als die einzelnen Stationen – Speyer, Goslar, Hildesheim, Köln – verraten die Tätigkeiten, die Benno dort ausfüllte: Gerühmt werden seine Fähigkeiten in der Güterverwaltung und der Landwirtschaft, seine Kenntnisse im Finanzwesen, die er beim Eintreiben von grundherrlichen Zinsen rigoros einzusetzen verstand, sein Genie als Baumeister, vor allem im Burgenbau, […], aber auch im Kirchenbau […] später in Speyer, wo er in den 1080er Jahren den Dombau leitete. Von speziell geistlichen oder im engeren Sinn kirchlichen Tätigkeiten erfahren wir nichts. […] Wer sich zum Bischof qualifizieren wollte, der musste über „Macher“-Qualitäten verfügen. Gefragt waren Managertypen, Organisationstalente; fromme Betbrüder brauchte der König nicht. M3 Bühler: Herrschaft im Mittelalter, 2013, S. 63. Die Klosterreform hatte unmittelbaren Einfluss auf das Selbstverständnis der Kirche. Dies führte am Beginn des 11. Jh. zu einem Konflikt zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Kernpunkt des Problems war die Ernennung der Bischöfe. Der Papst verlangte vom König Gehorsam und wollte damit ein Recht der Kirche festlegen, Bischöfe zu ernennen. Dies hätte für den König einen Machtverlust bedeutet, weshalb er ablehnte. Daraufhin sprach GregorVII. den Bann über Heinrich IV. aus. Da sich allerdings der mittelalterliche Herrscher als von Gott eingesetzt und durch ihn legitimiert verstand, folgte aus dem Bann, dass das Volk den König nun nicht mehr anerkennen musste. Heinrich IV. war daher gezwungen, als einfacher Büßer vor den Papst zu treten und die Wiederaufnahme in die Kirche zu erbitten – der König musste „zu Kreuze kriechen“. 1077 wurde er in Canossa wieder in die Kirche aufgenommen. DasWormser Konkordat Zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. blieben die Fronten in den weiteren Jahren ihrer Herrschaft verhärtet. Der Investiturstreit zog sich über Jahrzehnte. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen. Erst 1122, unter ihren Nachfolgern einigte man sich im Wormser Konkordat, einem Vertrag zwischen dem Papst und der weltlichen Regierung, auf einen Kompromiss. Die Wahl der Bischöfe sollte nun in Anwesenheit des Kaisers durch die Kirche erfolgen. Der Kaiser verzichtete auf die Investitur mit Ring und Stab, die nur dem Papst vorbehalten war. Er verlieh aber die weltlichen Machtbefugnisse, symbolisiert durch die Übergabe des Zepters. Jetzt bist du dran: 1. Benenne das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie es in M1 und im Autorentext am Beginn des Kapitels dargestellt wird. 2. M2 zeigt Papst Benedikt XVI. in seiner Amtstracht als Bischof von Rom. Benenne die kirchlichen Insignien, die du erkennst. Nimm Stellung zu Bedeutung, Funktion und Wirkung kirchlicher Amtsabzeichen in unserer Zeit. Beziehe dabei die Wirkung auf dich persönlich mit ein. 3. Benenne die wesentlichen Punkte der Klosterreform von Cluny und arbeite heraus, welche Änderungen sich als Folge der Reform ergaben. 4. Auch heute noch gibt es den Begriff eines „Gangs nach Canossa“ oder „Canossagangs“. Erkläre die Bedeutung des Begriffs. 5. Zähle die einzelnen Stationen des Investiturstreits auf. 6. Begründe, warum im Mittelalter die Übergabe der physischen Zeichen der Macht so bedeutungsvoll war. M2 Papst Benedikt XVI. bei der Ernennung neuer Kardinäle im Petersdom, 29.11.2007 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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