18 Jüdisches Leben … Mit dem Toleranzpatent regelte Kaiser Joseph II. 1782 den Aufenthalt für jüdische Zuwanderer. Für Wien bedeutete das, dass nur reichen Juden der Aufenthalt samt Familie und Dienstboten erlaubt wurde. Die zwei folgenden Beispiele beschreiben kurz die Lebenssituation der Personen. Die Anrede und die Schlussformel der Anträge auf Toleranz sind unverändert. Beschreibe die Anrede und Schlussformel der beiden Anträge in eigenen Worten. Vergleiche die Anrede und Schlussformel der Anträge und notiere die Unterschiede. Nimm Stellung zu den beiden Anträgen und den jeweiligen Entscheidungen. Beurteile mithilfe der Seiten 36–37 im Schulbuch Bausteine 3, wie tolerant das Toleranzpatent wirklich war. 1. 2. 3. Quelle: Anrede Gela und Abraham Pschatz gehörten der jüdischen Unterschicht an. Abraham war Dienstbote in Wien und durfte laut Judenordnung seine Familie nicht bei sich haben. Gela und die Kinder lebten deshalb in Pressburg (heute: Bratislava). Die beiden wandten sich zwischen 1764 und 1767 drei Mal an Maria Theresia, um für die ganze Familie die Toleranz zu erbitten. „An die allerdurchleuchtigst – großmächtigste römische kayßerin, zu Hungarn und Böheim Königin, ertzherzogin zu Oesterreich pp. alleruntertänigstes vorstellen und fußfälligstes bitten.“ Quelle: Anrede Joseph Samuel Wertheimer zählte als Hoflieferant und Bankier zur jüdischen Oberschicht. Er hatte 1779 die Toleranz für drei Jahre erhalten. 1787 suchte er um Verlängerung auf Lebenszeit an. Sein Antrag umfasst vier kurze Punkte: Er zahle erstens pünktlich und entschuldige sich zweitens für den späten Antrag. Drittens verweist er auf berühmte Vorfahren und ihre Verdienste und verspricht viertens, sich für den Kaiser und die Allgemeinheit nach Kräften zu bemühen. „Unterzeichneter erkühne ich mich vorzustellen …“ Quelle: Schlussformel Der Antrag endete damit. Dem Antrag wurde stattgegeben. Die Toleranzgebühr blieb bei den bisherigen 150 Kronen jährlich. „Bei diesen Umständen ergeht an Euer Majestät mein Bitten […]“ Quelle: Schlussformel Nachdem das Ehepaar kein Vermögen besaß und sich nicht auf eine für die Allgemeinheit nützliche Tätigkeit berufen konnte, versuchten die beiden mit der Liebe zueinander und der Familienzusammenführung zu argumentieren. Sie boten die hohe Summe von 200 Kronen jährlich und versprachen pünktliche Zahlung. Sie wurden dreimal abgewiesen. „[…] mit dem respektvollsten hertzen ersterbend, als eu[er] röm[ische] kay[serliche] könig[liche] apostol[ische]] may[es]t[ä]t allerunterth[änigste] fußfälligste Abraham Pschatz, und dessen eheweib Gela, der schönen jüdin seel[ig] hinterlassene tochter.“ UNRUHIGE ZEITEN zu Bausteine 3: Seiten 36–37 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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