92 Minderheiten Volksgruppen im Konflikt mit der Regierung und untereinander Im Reich der Habsburger Im Habsburgerreich lebten etwa 50 Millionen Menschen. Sie sprachen über 10 verschiedene Sprachen. Alle großen Religionen waren vertreten. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften wurden anerkannt und gefördert. Die katholische Kirche hatte aber den größten Einfluss. Bei den Sprachen bevorzugte die Regierung Deutsch und Ungarisch. Die verschiedenen Volksgruppen kämpften um die vollkommene Gleichberechtigung ihrer Sprache und mehr Selbstbestimmung. Die kaiserliche Regierung versuchte, durch verbesserte Verwaltung die Bevölkerung zufriedenzustellen. Sie errichtete zum Beispiel mehr Schulen, Spitäler und Straßen. Außerdem wurden die Eisenbahnlinien ausgebaut. Gleichzeitig kam es immer wieder zu großen Unruhen aufgrund von Anordnungen der Regierungen. Die Unruhen wurden streng bestraft. Das Osmanische Reich Im großen Osmanischen Reich lebten viele verschiedene Volksgruppen. Wichtige politische und militärische Ämter konnten nur Muslime erhalten. Menschen mit anderem Glauben durften in ihrem Alltag meist ihre Religion, ihre Sprache und ihre Bräuche pflegen. Sie zahlten dafür eigene Steuern. Eine politische Mitsprache im Staat hatten sie nicht. Volksgruppen, die gegen die Interessen des Sultans handelten, wurden unterdrückt und hart bestraft. Im 19. Jahrhundert wuchs auch im Osmanischen Reich in vielen Gebieten der Wunsch nach einem eigenen unabhängigen Nationalstaat. Eine neue Verfassung sollte den Staat zusammenhalten. Doch trotz sehr harter Maßnahmen gegen diese Unabhängigkeitsbewegungen zerfiel das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg. A B Gräfin Draskovich in Begleitung von Ferdinand Prinz Auersperg beim Pferderennen in der Wiener Freudenau (Foto, um 1912, Wien) Für viele Adelige und reiche Bürgerinnen und Bürger war im Alltag die Nationalität weniger wichtig als der gesellschaftliche Rang. Sie sprachen auch mehrere in der Monarchie übliche Sprachen. 1 Ländliche Trachten von Bauern aus Rumänien, Ungarn, der Slowakei und dort lebenden deutschen Siedlern (Ansichtskarte, 1855) 2 Bosnische Bäuerinnen (Fotopostkarte, um 1910) Bosnien-Herzegowina wurde 1878 vom Habsburgerreich in Besitz genommen. Der Großteil der Bevölkerung war arm und lebte von der Landwirtschaft. In den Städten entwickelte sich ein Nebeneinander von christlichen und muslimischen Handwerkern und Händlern. 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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