Bausteine Geschichte 3, Schulbuch

88 Frei und abhängig Kolonie bleibt Kolonie. Das britische Kolonialreich Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Großbritannien großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss in seinen Kolonien und ehemaligen Besitzungen. Mehr als ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung lebte im britischen Weltreich. Indien lieferte der britischen Kolonialmacht Rohstoffe: Tee wurde zum englischen Nationalgetränk und die Textilindustrie profitierte von der billigen indischen Baumwolle. Für die indische Bevölkerung hatte der Imperialismus verheerende Folgen. Die Kolonialherren vergrößerten die Anbauflächen für Tee und Baumwolle, der Anbau von Lebensmitteln wurde weniger. Indische Arbeitskräfte erhielten nur Hungerlöhne. Das und Naturkatastrophen hatten 32 Millionen Hungertote zur Folge. Einheimische Textilprodukte durften nur begrenzt verkauft werden, britische hingegen unbegrenzt. Das führte zur Verarmung der indischen Handwerksbetriebe, während britische Händler und Fabrikbesitzer große Gewinne erzielten. „Viele neue Frankreichs schaffen …“ Nach der Niederlage im Krieg gegen Preußen 1871 fürchtete die französische Regierung, dass sie Einfluss in Europa verlieren könnte. Das Ansehen Frankreichs sollte deshalb durch ein großes Kolonialreich wiederhergestellt werden. Besitzungen in Afrika und in Südostasien machten das französische Kolonialreich zum zweitgrößten nach dem britischen. Französische Politiker begründeten die Eroberung afrikanischer Gebiete mit dem Vorwand, den „unterentwickelten Afrikanerinnen und Afrikanern die Zivilisation*“ zu bringen. Frankreich strebte ein Kolonialreich vom Atlantik bis zum Roten Meer an. Bis heute ist Französisch Amtssprache in vielen ehemaligen Kolonien. Der Einfluss Frankreichs auf Politik und Wirtschaft ist geblieben. A B Indische Unabhängigkeitsbewegung 1869–1948 (Gandhi mit Spinnrad, 1946) Mahatma Gandhi war Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Er wollte die Freiheit Indiens gewaltlos erreichen. Mit dem Spinnen eines Fadens am Spinnrad wollte er zeigen, dass man sich selbst mit Stoffen versorgen kann und keine teuren Kleider aus Großbritannien importieren muss. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich wollte man unabhängig sein. Großbritannien sah das als Bedrohung ihrer Wirtschaft an. 1 Beispiele für die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit (Illustration, Eric Schopf, 2023) Wir verkaufen Wir verkaufen TV 2 Quelle: „Kulturempfänger“: Nguyen Van Huyen erzählt (zitiert nach: Problèmes d’aujourd’hui, Band 13, übersetzt und vereinfacht; er war Schüler einer französischen Schule in Südostasien, 20. Jahrhundert) „Der französische Kolonialismus hat die Sprachen der Völker, die er beherrscht, immer verachtet. Diese Sprachen öffnen keine Türen […] Sie sind in der Schule verboten. […] Um seine sprachliche Unterdrückungspolitik* zu rechtfertigen, hat der französische Kolonialismus stets versucht, den beherrschten Völkern einzureden, dass ihre jeweilige Sprache an sich minderwertig sei.“ 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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