72 Kaiser Franz Joseph I. (Zeichnung von Karl Trill, um 1890) Viele Völker – ein Staat? Habsburgerreich und Nationalismus Vielvölkerstaaten im 19. Jahrhundert Im 19. Jahrhundert gab es in Europa drei große Reiche, in denen viele verschiedene Völker bzw. Nationalitäten von einem Herrscher regiert wurden: das Russische Reich, das Osmanische Reich und das Habsburgerreich. Hier lebten Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen in einem Staat zusammen. Durch die Ideen des Nationalismus bildeten sich bei vielen Völkern Freiheitsbewegungen. Sie waren bereit, ihre Wünsche nach einem eigenen Staat auch mit Gewalt durchzusetzen. Österreich–Ungarn wird Doppelmonarchie Die Niederlagen in den Kriegen gegen Italien und Preußen schwächten die Regierung von Kaiser Franz Joseph. Besonders Ungarn hielt die Forderung nach Unabhängigkeit von 1848 aufrecht. 1867 kam es zum sogenannten „Ausgleich“. Dieser Vertrag bedeutete die weitgehende Selbstständigkeit für Ungarn. Der Kaiser von Österreich ließ sich auch zum König von Ungarn krönen. Gemeinsam blieben nur die Außenpolitik, das Heer und die Finanzen. Das Herrschaftsgebiet der Habsburger wurde nun als Doppelmonarchie bezeichnet, weil es aus dem österreichischen Kaiserreich und dem ungarischen Königreich bestand. Der neue Name war „Österreich-Ungarn“. Die übrigen Völker der Monarchie fühlten sich nun erst recht benachteiligt. Noch dazu gewährte Ungarn seinen eigenen Minderheiten keine besonderen Rechte. Auch die tschechische Bevölkerung in der österreichischen Reichshälfte forderte einen Ausgleich. Es kam immer wieder zu Unruhen. Der Kaiser fürchtete, weitere Sonderrechte würden den Zusammenhalt im Reich gefährden. A B Was die Monarchie zusammenhielt (Propagandabilder) Die Person des Kaisers wurde durch Bilder, Büsten und Feste, besonders zu seinem Geburtstag, verehrt. Das Militär hatte hohes Ansehen in der Gesellschaft. Angehörige des Militärs fühlten sich dem Kaiser meist wesentlich stärker verpflichtet als nationalen Interessen. Die Beamten des Kaisers festigten dessen Herrschaft durch eine korrekte und einheitliche Verwaltung und Verbesserungen im Schul- und Gesundheitswesen. 1 Kaiser Franz Joseph I. (Foto, 1908) Franz Joseph I. am Flugtag (Foto, 1910) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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