30 Absolutismus gegen Aufklärung* Die Vertreter der Aufklärung stellten vieles in Frage. Reichtum und Elend Die Hofhaltung des französischen Königs konnte durch die Abgaben der Bürger Frankreichs nicht gedeckt werden. Die Steuern für die Menschen des Dritten Standes wurden erhöht. Die Angehörigen des Dritten Standes verdienten ohnehin schon wenig und verarmten dadurch noch mehr. Wenn durch Missernten das Getreide knapp und teuer wurde, hungerten sie. Kleidung und Wohnungen waren einfach und ärmlich. Bei den Bürgerinnen und Bürgern stieg der Unmut. Sie mussten nämlich Steuern zahlen und hatten nur wenige Rechte. Im Gegensatz dazu führten die königliche Familie, der Adel und hohe Geistliche wie Kardinäle und Bischöfe ein verschwenderisches Leben. Die Vernunft soll regieren Im Laufe des 17. Jahrhunderts setzte sich in vielen Bereichen ein neues Denken durch. Man erforschte Naturerscheinungen und setzte sich mit Staat und Religion kritisch auseinander. Oberster Leitgedanke sollte die Vernunft des Menschen sein. Anhänger dieser Idee wurden „Aufklärer“ genannt. Sie wiesen auf das Leid der Bevölkerung hin. Die Bürgerinnen und Bürger hatten in einem absolutistischen Staat keine Rechte. Sie waren dem Willen des Herrschers schutzlos ausgeliefert. Deshalb forderten die Aufklärer Freiheit und Gleichheit für alle. Sie meinten, dass die Menschen das Recht hätten, sich zu wehren, wenn sie unmenschlich regiert werden. Auch sollten nicht alle Entscheidungen von einem einzigen Menschen gefällt werden. Viele Aufklärer riskierten, den Unmut von Herrschenden oder der Kirche auf sich zu ziehen. A B „Die Einkommenssteuern stellen eine der Ursachen des Übels dar. […] Es besteht kein Verhältnis mehr zwischen dem Einkommen des Steuerpflichtigen und der Steuer, mit der man ihn belastet. Außerdem werden die Abgaben mit der äußersten Härte eingetrieben.“ Quelle: Festungsbaumeister Sebastien Vauban (1633–1707) (Kupferstich, Henri Laurent nach Charles de Larivière) Er begründete 1698, warum viele Menschen verarmten. 1 „Die Vernunft lehrt alle Menschen, dass wir alle gleich und unabhängig sind, dass daher keiner dem anderen in Bezug auf sein Leben und sein Eigentum schaden soll. Wenn wir betrachten, in welchem Zustand sich die Menschen von Natur aus befinden, so sehen wir: Dies ist ein Zustand völliger Freiheit.“ Quelle: John Locke (1632–1704), britischer Philosoph (zeitgenössische Kopie nach Gemälde von Godfrey Kneller, 1697) Er gehörte zu den Wegbereitern der Aufklärung. 2 „In jedem Staat gibt es eine Gewalt, die Gesetze erlässt. Diese wird die gesetzgebende Gewalt genannt. Die Regierung und die Verwaltung sorgen dafür, dass diese Gesetze vollzogen werden. Sie sind die ausübende Gewalt. Die richterliche Gewalt urteilt bei Verstößen gegen die Gesetze. Es gibt keine Freiheit, wenn alle drei Gewalten von einer Person ausgeübt werden.“ Quelle: Charles de Secondat Montesquieu (1689–1755), französischer Adeliger, Schriftsteller und Philosoph (1827, Versailles) Er schrieb über die Gewaltenteilung im Staat. 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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