104 Migration*, Flucht und Asyl Nicht nur im Ersten Weltkrieg haben Menschen ihre Heimat verlassen (müssen). Menschen verlassen ihre Heimat Meist spricht man von Migration, wenn Menschen freiwillig ihre Heimat verlassen. Sie erhoffen sich gute Bildungs- und Wohnmöglichkeiten, Arbeitsplätze und eine funktionierende Gesundheitsversorgung. Oft ist auch der Wunsch, die Religion frei ausüben zu können, ein Grund zum Auswandern. Manche Menschen wandern aus Abenteuerlust in andere Staaten aus. Sie können aber jederzeit in ihre Heimat zurückkehren. Aus diesen Gründen haben zwischen 1815 und 1930 ungefähr 60 Millionen Europäerinnen und Europäer ihre Heimat in Richtung Amerika verlassen. Der Begriff „Migration“ wird aber auch als Überbegriff für alle Arten von Wanderbewegungen verwendet. Flucht und Asyl Von Flucht spricht man, wenn Menschen gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen. Sie werden aufgrund ihrer Nationalität, Religion oder politischen Meinung verfolgt und mit dem Tod bedroht. Ebenso sind kriegerische Auseinandersetzungen und Gewalt Fluchtgründe. Aus diesen Gründen können die Flüchtenden in einem anderen Staat um Asyl* ansuchen. Wird es gewährt, dann wird die Person als Flüchtling anerkannt und hat weitgehend dieselben Rechte und Pflichten wie alle anderen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht. Es bedeutet aber nicht, dass es nach genauer rechtlicher Prüfung auch immer gewährt wird. A B Auswanderung: eine Lebensgeschichte (Schiffspassagierliste, 19. Jahrhundert) David Schneeberger aus Brandberg im Zillertal (Tirol) wanderte 1871 aus wirtschaftlichen Gründen nach Amerika aus. Er arbeitete im Kohlebergbau in Pennsylvania und heiratete eine ebenfalls ausgewanderte Zillertalerin. 1882 übersiedelte die Familie nach Colorado. Nach dem frühen Tod seiner Frau zog er mit den Kindern nach Black Hawk in den Rocky Mountains. Hier heiratete 1891 David Schneebergers Tochter Christina einen weiteren Zillertaler Auswanderer, nämlich John Leitner. 1900 kehrte David Schneeberger mit seiner Tochter und deren Familie in seine Heimat zurück. Sein Schwiegersohn John Leitner hatte es als Miteigentümer einer Goldmine zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht und erwarb nach der Rückkehr ein Wirtshaus im heimatlichen Zillertal. 2 Quelle: Brief eines Deutschen, der 1855 in die USA auswanderte (Kupferstich, 1890) Das Bild zeigt deutsche Auswanderer in einem Schiff nach Amerika. „Nun will ich mir einmal Mühe geben Dir das Zwischendeck zu beschreiben. Denke dir einen Raum von ungefähr 11 Schritt Länge, 9 Schritt Breite, 8 Fuß hoch, an beiden Seiten mit den Schlafstellen oder Coyen versehen, wo in jeder Coye 10 Mann liegen, 5 oben und 5 unten […] denke Dir nun […] in dessen Mitte aber noch die Kisten und Koffer der Auswanderer. Denke dir nun in diesem Raum bei schlechter Witterung 100 Auswanderer eingeschlossen, denke dir ihre Ausdünstung, das Lachen, das Toben, Übergeben, Lamentieren, Kinderschreien […]“ 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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