Bausteine Bausteine 3 Geschichte · Politische Bildung
Bausteine Geschichte 3, Schulbuch + E-Book Schulbuchnummer: 220358 Bausteine Geschichte 3, Schulbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 220360 Bausteine Geschichte 3, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 220361 Bausteine Geschichte 3, Schulbuch E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 220363 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 30. September 2024 GZ: 2023-0.756.961, gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch an Mittelschulen und an allgemein bildenden höheren Schulen - Unterstufe für die 3. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Politische Bildung (Lehrplan 2023) geeignet erklärt. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Liebe Schülerin, lieber Schüler, du bekommst dieses Schulbuch von der Republik Österreich für deine Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: Borsigs Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei in der Berliner Chausseestraße, bpk / Hans-Joachim Bartsch Illustrationen: Adam Silye, Wien: Seiten: 11.1; 21.1; 25.2; 47.1; 49.1; 57.2; 70.2; 71.1; 72.4; 78.1; 80.1; 82.1; 89.1; 93.1; 94.1; 97.1; 103.1; 111.1; 119.1; Eric Schopf, Hofkirchen: Seiten: 6.1; 13.1; 35.2; 88.2; 114.3; 116.1; 116.2; 126.1; 129.1; Beratung zu den Seiten 114-117: Nin Maringele 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2025 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Schulbuchvergütung/Bildrechte © Bildrecht GmbH/Wien Redaktion: öbv, Wien Herstellung: Oliver Stolz, Wien Umschlaggestaltung: Visuelle Lebensfreude, Bodem + Sötebier GbR, Hannover Layout: Power-Design Thing GmbH, Berlin; Arnold & Domnick GbR, Leipzig Satz: Arnold & Domnick GbR, Leipzig Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN: 978-3-209-12198-1 (Bausteine Geschichte SB 3 + E-Book) ISBN: 978-3-209-12207-0 (Bausteine Geschichte SB 3 + E-BOOK+) ISBN: 978-3-209-12839-3 (Bausteine Geschichte SB 3 E-Book Solo) ISBN: 978-3-209-12840-9 (Bausteine Geschichte SB 3 E-BOOK+ Solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
www.oebv.at Michael Bachlechner Conny Benedik Franz Graf Franz Niedertscheider Michael Senfter Geschichte · Politische Bildung Bausteine 3 QuickMedia App Android iOS 1. Scanne den QR-Code und lade die App auf dein Smartphone oder dein Tablet. 2. Scanne deinen Buchumschlag oder wähle dein Schulbuch in der App-Medienliste aus. 3. Scanne eine mit gekennzeichnete Buchseite oder wähle zB ein Video aus der App-Medienliste aus. 4. Spiele das Video ab. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
2 Wie arbeite ich mit diesem Buch 4 AUFBRUCH IN DIE NEUZEIT 6 Humanismus und Renaissance 8 Maximilian I. 10 Freude an Wissen 12 Ein Mönch spaltet die Kirche 14 Gegenreformation 16 Verfolgung und Bestrafung … 18 Geld regiert die Welt 20 Absolutismus und Barock 22 Österreichs Weg zur Großmacht 24 Das kann ich! 26 UNRUHIGE ZEITEN 28 Absolutismus gegen Aufklärung 30 Maria Theresia (1740–1780) 32 Joseph II. (1780–1790) 34 Methode: Pro-und-Kontra-Diskussion 35 Jüdisches Leben … 36 Glorreiches Großbritannien 38 Unabhängig! 40 Revolution! 42 Menschenrechte … 44 Veränderungen in Europa … 46 Nach der Revolution … 48 Das kann ich! 50 GESELLSCHAFT IM WANDEL 52 Maschinen, die spinnen … 54 Das eiserne Jahrhundert 56 Technischer Fortschritt 58 Methode: Karikaturen verstehen 59 Unten oder oben? 60 Frauen und Kinder … 62 Einigkeit macht stark 64 Ideen braucht das Land 66 Freiheit und Tradition 68 Ein Volk – ein Staat? 70 Viele Völker – ein Staat? 72 Krisenmanager Kaiser Franz Joseph I.? 74 Massenparteien entstehen 76 Das kann ich! 78 Inhalt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
3 KRIEGERISCHE ZEITEN 80 Die Welt wird aufgeteilt 82 Die Weißen brachten … 84 Frei und unabhängig 86 Frei und abhängig 88 Wir sind nicht alle gleich … 90 Minderheiten 92 Der Erste Weltkrieg 94 Der Krieg – ein Ausflug? 96 Propaganda – Werbung für politische Ideen 98 Methode: Plakate analysieren 99 Der „neue“ Krieg … 100 Kriegsende … 102 Migration, Flucht und Asyl 104 Migration gibt es weltweit … 106 Migration und Integration … 108 Das kann ich! 110 POLITISCHE BILDUNG 112 Woher komme ich? 114 Wer bin ich? 116 Wir und die anderen 118 Viele Parteien – viele Wahlmöglichkeiten 120 Wahlkämpfen 122 Methode: Statistiken auswerten 123 Werben für die Wahl 124 Wir machen mit! 126 Methode: Politische Werbung analysieren 127 Das kann ich! 128 Methodenübersicht 130 Stichwortverzeichnis 134 Textquellenverzeichnis 135 Quellenverzeichnis 136 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
4 Kriegerische Zeiten 95 94 Ah s. 45 Der Erste Weltkrieg er war das ergebnis von imperialistischen Machtansprüchen, Misstrauen und Angst. Wettrüsten* Ende des 19. Jahrhunderts war Deutschland zu einer starken Militärmacht geworden und rüstete weiter auf. Es eroberte Kolonien und baute eine starke Flotte auf. Dadurch kam es zu Konflikten mit Großbritannien. Ab 1870 führte Deutschland gegen Frankreich erfolgreich Krieg. Seit langem gab es zwischen diesen beiden Staaten Grenzstreitigkeiten. Alle Mächte zeigten mit einem starken Heer ihre Kriegsbereitschaft. Die Militärausgaben stiegen wegen des gegenseitigen Misstrauens überall stark an. Österreich-Ungarn und der Balkan Spannungen gab es auch in Österreich-Ungarn. Die vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen kämpften um Gleichberechtigung. Diese blieb ihnen aber großteils verwehrt. 1878 marschierten österreichische Truppen in Bosnien und Herzegowina ein. Ein Konflikt mit Serbien war die Folge, denn dieses Königreich wollte seine Macht über alle Südslawen* ausdehnen. Auch die Beziehungen zu Russland verschlechterten sich deshalb, denn Russland trat als Schutzmacht aller Slawen auf. Bündnisse führen 1914 zum Krieg Sicherheit sollten militärische Bündnisse bieten. Deutschland, Österreich und Italien schlossen den sogenannten „Dreibund“. Großbritannien, Frankreich und Russland bildeten die „Entente“. Im Kriegsfall versprachen sich die Staaten militärische Hilfe. Am 28. Juni 1914 wurde das österreichische Thronfolger-Ehepaar in Sarajewo (Bosnien) erschossen. Nach einem Ultimatum* erklärte Österreich am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Russland stellte sich an die Seite Serbiens. Deutschland begann den Krieg gegen Russland und Frankreich. Die Bündnisse traten in Kraft – der Erste Weltkrieg (1914–1918) brach aus. A B C Lexikon Boulevard hier: eine breite, besonders schön gestaltete Straße in Paris Slawen Unter Slawen versteht man eine Gruppe von Völkern, die eine slawische Sprache sprechen. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Menschen aus Bosnien, Kroatien, Russland, Serbien … Ultimatum ist eine Forderung, die in einer bestimmten zeitlichen Frist erfüllt werden muss. Hier: In Wien vermutete man eine Beteiligung der serbischen Regierung am Attentat in Sarajewo. Österreich-Ungarn forderte von Serbien unter anderem die Verfolgung und Auslieferung der Beteiligten am Attentat. K.-u.-k.-Beamte sollten dabei mithelfen. Zudem sollte sich Serbien verpflichten, alle politischen Aktivitäten gegen Österreich-Ungarn einzustellen. Serbien lehnte ab. Wettrüsten Wenn ein Staat große Ausgaben tätigt, um Kriegsgeräte herzustellen oder anzukaufen, spricht man von „Aufrüstung“. Wenn Staaten versuchen, schneller und in größerem Umfang als andere aufzurüsten, nennt man das „Wettrüsten“. Ursachen und Anlass am Balkan (gefärbte Pressezeichnung von 1914) Bulgarien, Serbien, Griechenland und Rumänien erkämpften sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auf dem Balkan die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. In den sogenannten Balkankriegen (1912/1913) kämpften diese Staaten gegeneinander und erneut gegen das Osmanische Reich, um ihre Gebiete zu erweitern. Der Balkan blieb damit ein europäischer Krisenherd. Der österreichisch-serbische Konflikt um den größeren Einfluss auf der Halbinsel spitzte sich zu, als der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin 1914 in Sarajewo erschossen wurden. Attentäter war der serbische Student Gavrilo Princip. Seine Tat löste eine Reihe von Ereignissen aus, die zum ersten Weltkrieg führten. 2 Soldaten fahren im Güterwaggon an die Westfront (Foto, August 1914) Auf dem Waggon steht: „Ausflug nach Paris“ „Auf Wiedersehen auf dem Boulevard*“ „Auf in den Kampf, mir juckt die Säbelspitze“ Fotos wie dieses waren Teil der Kriegspropaganda. Sie zeigten die Begeisterung über den Kriegsausbruch. Viele meldeten sich in Folge freiwillig an die Front. Sie glaubten an ein schnelles Ende des Krieges und dachten für eine gute, gerechte Sache zu kämpfen. 3 0 600 km Kartenskizze: Europa vor dem Ersten Weltkrieg 1 Dreibund Entente 0 600 km AUFGABEN 1 Beschreibe die Machtverhältnisse in Europa vor dem Ersten Weltkrieg. A–C 1, 2 2 Erkläre, welche Ereignisse das Attentat von Sarajewo ausgelöst hat. A–C 2 (Lexikon) 3 Kennzeichne in 1 die Staaten des Dreibunds mit grüner Farbe und die Staaten der Entente mit roter. Verwende dazu die Informationen aus C . 4 Begründe, warum die Mitglieder des Dreibundes auch „Mittelmächte“ genannt wurden. Erkläre, warum sie später einen Zweifrontenkrieg führen mussten. 1, 3 5 Interpretiere 3 nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 130. Zusatzmaterial 95zc8r Wie arbeite ich mit diesem Buch Liebe Schülerin, lieber Schüler, auf dieser Doppelseite zeigen wir dir, wie Bausteine 3 aufgebaut ist. Dein Schulbuch für Geschichte und Politische Bildung hat fünf große Kapitel. Die Großkapitel haben Auftaktseiten, Themenseiten, Themenseiten mit Methodenschwerpunkt und Abschlussseiten. Jedem Thema ist eine Doppelseite gewidmet. Viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit diesem Buch! Auftaktseiten Kapitelfarbe, Kapitelsymbol Das große Bild stellt die Verbindung zum Heute her. Einstiegstexte als Erstinformation Impulsfragen führen in ein neues Thema ein. Die Zeitleiste gibt dir eine Übersicht, wann bestimmte Abschnitte der Geschichte waren. Themenseiten Materialien: Fotos, Zeichnungen, Karten, Tabellen, Zusatztexte, Quellen … Bei Herrschenden werden in Klammer immer die jeweiligen Zeiten ihrer Herrschaft angegeben. 29 28 UNRUHIGE ZEITEN Bestimmt kennst du Situationen, in denen du unzufrieden warst. Welche Möglichkeiten hattest du, um deine Meinung zu äußern? Nicht nur in Familien oder im Freundeskreis kann es zu Konflikten kommen. Manchmal riskieren viele Menschen in einem Staat sogar ihr Leben und greifen zu Waffen, um ihre Lage zu ändern. Hätte man verhindern können, dass Menschen desselben Staates gegeneinander kämpfen? Karikatur „Hoffentlich endet das Spiel bald“ (1855) 2 Briefmarke „Maria Theresia“ (1980) 3 Siebenarmiger Kerzenhalter, auch Menora genannt, ein wichtiges jüdisches Symbol (Foto, 21. Jhd.) 4 UR- UND FRÜHGESCHICHTE MITTELALTER Geburt nach Christus vor Christus 4 Mio. 25000 8000 2000 1500 1000 500 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2010 2020 Christi ANTIKE NEUZEIT ZEITGESCHICHTE Revolutionen sind starke gesellschaftliche oder kulturelle Veränderungen, die gewaltsam, aber auch friedlich verlaufen können. Im 17. Jahrhundert begannen Menschen, sich gegen ihre absoluten Herrscher zu wehren. Sie forderten mehr Freiheit und Gleichheit und traten für mehr Mitbestimmung ein. Es kam zu gewaltsamen Umstürzen. Die Rechte von Menschen wurden erstmals 1789 in Frankreich festgelegt. Die Habsburger versuchten in Österreich durch Reformen das Leben in ihrem Staat zu verbessern. Änderungen und Neuerungen sollten die Lage entspannen. (Graffiti zu Ehren der Gelbwesten in Paris, 2019; kritische Bürger organisierten in Frankreich von November 2018 bis Frühling 2019 Demonstrationen gegen höhere Steuern. Diese fanden immer samstags statt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trugen dabei gelbe Westen.) IMPULSE 1 Denke an eine Situation, in der du etwas verändern wolltest. Schildere, ob es dir gelungen ist, und falls ja, wie. 2 Diskutiert zu zweit, was ihr euch unter den Begriffen „Revolution“ und „Reform“ vorstellt. Unterzeichnung der Unabhängigkeit der USA (Wandgemälde, 1776) 1 Informationstexte: Wichtige Fachbegriffe werden fett gedruckt. Im Lexikon werden Wörter mit * erklärt. Aufgaben Verweis auf das Arbeitsheft Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
5 50 51 UNRUHIGE ZEITEN Das kann ich! Basiskonzepte: Belegbarkeit, Zeitpunkte, Konstruktivität, Kausalität, Struktur, Macht, Handlungsspielräume, Normen a) Analysiere, wie der Maler Napoleon darstellen wollte. Welches Bild des Gefangenen wollte er vermutlich vermitteln? b) Vergleiche das Bild mit der Darstellung Napoleons auf Seite 46. Beachte dabei die Körperhaltungen. c) Arbeite drei Fragen heraus, die der Maler mit seiner Darstellung vermutlich beantworten wollte. Napoleon auf Sankt Helena (Illustration, erstmals 1896 in New York veröffentlicht) Als britischer Kriegsgefangener wurde Napoleon nach der Schlacht bei Waterloo, einem Ort in Belgien, 1815 auf die Atlantikinsel St. Helena gebracht. Dort starb er 1821. Ordne die Zahlen den richtigen Erklärungen zu und begründe deine Wahl. 1 1. Stand: Geistlichkeit Aufgeklärter Absolutismus 2 2. Stand: Adel Bauern, Handwerker, Händler, Bürger … 3 Maria Theresia und Joseph II. „Hoch lebe die Vernunft!“ 4 1776 Bischöfe, Priester, Nonnen und Mönche 5 3. Stand: alle außer Geistlichkeit und Adel Unabhängigkeit der USA 6 Aufklärung Deklaration der Menschenrechte 7 1789 König, Graf, Baron… 1 2 AH S. 25 Beurteile die Hochzeit von Marie-Louise und Napoleon aus politischen Gründen. Folgende Fragen können dir dabei helfen: – Welche Vorteile versprachen sich die österreichischen und französischen Herrscher von dieser Verbindung? – Warum war es nicht wichtig, ob sich die zukünftigen Ehepartner persönlich kannten? – Was denkst du persönlich von einer Heirat mit einer dir unbekannten Person, die für deine Familie Vorteile bringen sollte? – Gibt es Vergleichbares heute noch? 3 a) Prüfe die Doppelseiten des Kapitels „Unruhige Zeiten“. Arbeite heraus, welche Schwerpunkte die Autorin und die Autoren gesetzt haben. Stelle Vermutungen an, was ihnen dabei besonders wichtig gewesen sein könnte. Hättest du die gleiche Verteilung gewählt? Hättest du andere Themen stärker betont oder hättest du andere Fragen gestellt? Begründe deine Meinung. b) Sammle jene Informationen in diesem Kapitel, die für dich neu waren. Beurteile, in welchen Bereichen deines Lebens dir diese Erkenntnisse jetzt und in Zukunft hilfreich sein können. 4 Das ursprüngliche Programm der Französischen Revolution (zeitgenössische Abbildung) „Einheit, Unteilbarkeit der Republik, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder der Tod.“ Vergleicht und diskutiert verschiedene Revolutionen. Nutze dazu die Seiten 38–39 für Großbritannien, 40–41 für die Unabhängigkeit der USA und 42–43 für die Französische Revolution. – Diskutiert zu zweit, was für euch der Unterschied zwischen Revolution und Reform ist. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede stellst du fest? – Erkläre die Gründe für die jeweilige Revolution. Kannst du sie nachvollziehen? Warum oder warum nicht? – Diskutiere mit einer Mitschülerin oder einem Mitschüler, ob die jeweiligen Herrscher die Revolution verhindern hätten können. Was wäre nötig gewesen, um die Revolution zu vermeiden? 5 Interpretiere das Gemälde nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 130. Konzentriere dich bei den Personen auf die fünf rechts vorne. Prüfe nach der Methode „Internet- Recherche“ auf Seite 130: – wer die fünf Personen sind, – wer den Maler John Trumbull beauftragt hat – und wo das 5,5 x 3,7 Meter große Gemälde heute noch zu sehen ist. Wandgemälde „Die Unabhängigkeitserklärung“ 1819 (Vorstellung des Entwurfes sechs Tage vor der Abstimmung, John Trumbull, 1824) 6 UNRUHIGE ZEITEN 35 34 Joseph II. (1780–1790) Wir lernen, eine Pro-und-Kontra-Diskussion zu führen. Alles für das Volk, nichts durch das Volk Joseph II. wurde nach dem Tod seines Vaters 1765 Mitregent seiner Mutter Maria Theresia. Gemeinsam erledigten sie die Regierungsgeschäfte im Habsburgerreich. Sie waren sich beim Regieren aber selten einig. Joseph II. sah sich als Diener des Staates und seiner Untertanen. Trotzdem herrschte er absolut. Er war niemandem Rechenschaft über seine Entscheidungen schuldig. Als Graf von Falkenstein verbrachte er mehr als ein Drittel seiner Amtszeit auf Reisen. Dass sich ein Herrscher so einen persönlichen Eindruck verschaffte, war neu. Oft folgten dann Verbesserungsmaßnahmen. A Die Reformen Kaiser Josephs II. Die Reformen seiner Mutter reichten Joseph II. nicht. Nach ihrem Tod setzte er weitere Neuerungen durch. Joseph II. war von den Ideen der Aufklärung begeistert. Als Herrscher des aufgeklärten Absolutismus war er sich sicher, dass seine Reformen für sein Volk gut seien. Die neuen Verordnungen stießen aber oft auf Ablehnung, weil sie alten Gewohnheiten widersprachen. Auch wurden sie in vielen Fällen viel zu schnell durchgeführt. Deswegen war Joseph II. bei seinen Untertanen unbeliebt. Noch vor seinem Tod musste er zahlreiche seiner Reformen zurücknehmen. B Das Für und Wider der Reformen Josephs II. Reform Pro Kontra Aufhebung der Leibeigenschaft Adelige Grundherren dürfen ihren abhängigen Bäuerinnen und Bauern nicht mehr so viele Vorschriften machen. Die Rechte des Adels werden dadurch vermindert. Bäuerinnen und Bauern dürfen ohne Einwilligung des Grundherrn heiraten, ein Handwerk lernen oder wegziehen. Adelige wollen auf ihre Rechte nicht verzichten. Abschaffung der Todesstrafe ( außer beim Militär) Häftlinge sollen arbeiten. Viele glauben, dass die Todesstrafe gerecht ist. Deutsch als Amtssprache im Vielvölkerstaat (Staat, in dem viele Völker zusammenleben) Die Verwaltung wird vereinheitlicht und dadurch verbessert. In den österreichischen Niederlanden und in Ungarn kommt es zu Unruhen, weil die deutsche Amtssprache nicht verstanden wird. Schulen und bessere Arbeitsbedingungen für Kinder Bessere Bildung steigert die Wirtschaftsleistung. Proteste von Bauern und Unternehmern, die billige Arbeitskräfte verlieren. Toleranzpatent*: Gesetz für freie Religionsausübung für evangelische und orthodoxe Christinnen und Christen, Jüdinnen und Juden Der Friede zwischen den Religionen soll erhalten bleiben. Die katholische Kirche befürchtet den Verlust ihrer Vorrangstellung. Auflösung von Klöstern, die nicht der Bildung oder der Krankenpflege dienen Kirchenbesitz wird vom Staat übernommen. Geld wird für die Bezahlung von Priestern verwendet. Papst und Bischöfe protestieren heftig, denn sie verlieren Besitz und Einfluss. Verbot vieler Feiertage und Wallfahrten Die Wirtschaftsleistung wird erhöht. Bauern protestieren, denn Feiertage und Wallfahrten sind der „Urlaub“ der Bauern. Verbesserung der Fürsorge für Arme und Kranke Gründung von Krankenhäusern, Waisen und Invalidenhäusern Elternlosen Kindern und armen Erwachsenen, die sich wegen einer Krankheit nicht selbst versorgen können, wird geholfen. Die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten. 1 AH S. 17 Josephinischer Gemeindesarg oder Klappsarg (Rekonstruktionszeichnung, Eric Schopf, 2023) Joseph II. befahl, Tote ohne Kleidung in Säcken zu beerdigen. Es wurden Klappsärge eingeführt: Der Boden des Sarges konnte mit einem Hebel geöffnet werden und der Leichnam fiel ins Grab. Joseph II. wollte Holz und Kleidung sparen. Die Bevölkerung protestierte heftig dagegen. Schon nach einem halben Jahr wurde die Reform zurückgenommen. 3 In einer Pro und Kontra Diskussion ist es deine Aufgabe, die anderen von deinem Standpunkt zu überzeugen. Kompetenz aufbauen 1. Sammle stichwortartig Argumente für deinen Standpunkt. 2. Überlege, welche Begründungen besonders überzeugend sind. 3. Formuliere deine Argumente. Die überzeugendsten Begründungen sollten am Schluss der Diskussion kommen. 4. Überlege auch, welche Argumente deine Gegnerinnen und Gegner in der Diskussion haben könnten. Suche dir geeignete Entgegnungen. 5. Beachte Gesprächsregeln: Sei höflich, höre zu und unterbrich die anderen nicht. METHODE: Pro-und-Kontra-Diskussion Joseph II. gründete das Allgemeine Krankenhaus in Wien (Kupferstich, 1787) Ziel war es, die Gesundheit des Volkes in seinem Reich zu verbessern. Im sogenannte „Narrenturm“ wurden Menschen mit psychischen Krankheiten behandelt. Das war einzigartig in Europa. 2 Lexikon Toleranzpatent „Patent“ bedeutet hier: Gesetz, das in einer Urkunde aufgeschrieben ist. Toleranz/tolerieren: andere Meinungen, Religionen, Handlungsweisen und Sitten dulden. AUFGABEN 1 Beschreibe das Verhältnis Josephs II. zu seiner Mutter Maria Theresia. A 2 Nenne stichwortartig die wichtigsten Reformen Josephs II. B 1–3 3 Erkläre in eigenen Worten, warum viele Reformen Josephs II. bei der Bevölkerung auf Ablehnung stießen. B 1–3 4 Diskutiert eines der folgenden Themen nach der Methode „Pro und Kontra Diskussion“: – Schulpflicht – Abschaffung der Todesstrafe Film 97s2nw / Zusatzmaterial 93h8jx Themenseiten mit Methodenschwerpunkt Dein Schlüssel zum erfolgreichen Forschen in Vergangenheit und Gegenwart Methodenkasten mit genauen Anleitungen, wie du vorgehen sollst, um deine Kompetenz zu schulen Einen Methodenüberblick findest du auf den Seiten 130–135. Abschlussseiten Aufgaben zum Üben und Wiederholen Aufgaben zum Vertiefen des Gelernten Mit jeder Aufgabe, die du löst, baust du schrittweise Kompetenzen auf. Alle Aufgaben in diesem Buch sind mit einem dreieckigen Zeichen markiert. Damit weißt du auf einen Blick, um welche Aufgabenart es sich handelt. Wenn du die Aufgaben löst, kannst du selbst überprüfen, was du gut beherrschst und wobei du dir noch schwertust. Aufgaben mit diesem Zeichen helfen dir, Fachwissen zu erwerben und Grundfertigkeiten zu erlernen. Bei diesen Aufgaben kannst du dein erworbenes Fachwissen und deine erlernten Grundfertigkeiten anwenden. Diese Aufgaben fordern dich auf, selbstständig Lösungswege zu finden oder etwas zu beurteilen. Dabei kann es notwendig sein, dass du zusätzliche Informationen benötigst, zum Beispiel aus dem Internet oder aus Nachschlagewerken. Online-Codes verweisen auf das Online-Zusatzmaterial. Gehe auf www.oebv.at und gib den Code im Suchfeld ein Zusatzmaterial zum kostenlosen Download. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
6 um 1450 (Rekonstruktionszeichnung, 20. Jahrhundert) Johannes Gutenberg verbessert den Buchdruck entscheidend. 1 1643/1661–1715 (Porträt, Öl auf Leinwand, Louvre, Paris) Ludwig XIV. ist ein König des Absolutismus. 3 „Luther“ (Ausschnitt aus dem Film, 2003) Martin Luther auf dem Reichstag in Worms. 4 David (Statue von Michelangelo Buonarotti, 16. Jahrhundert, Galleria dell’Accademia, Florenz) In der Kunst werden die Werke aus der Antike wiederentdeckt. 2 AUFBRUCH IN DIE NEUZEIT Woher bekommst du dein Wissen über Dinge, die dich interessieren? Wie gibst du Informationen weiter? Vor ungefähr 500 Jahren wurde der Buchdruck entscheidend weiterentwickelt. Neue Ideen konnten so schnell und billig verbreitet werden. Sie veränderten das Leben vieler Menschen. UR- UND FRÜHGESCHICHTE M Geburt nach Christus vor Christus 4 Mio. 25000 8000 2000 1500 1000 500 500 600 700 800 900 Christi ANTIKE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
7 Ende des 15. Jahrhunderts begann in Europa eine neue Epoche, die Neuzeit. Kunst, Wissenschaft und Technik entwickelten sich weiter. Die meisten Menschen hatten nichts von den neuen Erkenntnissen. Für sie bestimmten oft Aberglaube und Gewalt das tägliche Leben. Krankheiten und Naturereignisse wurden als „Strafen Gottes“ angesehen, für die man nach Schuldigen suchte. Außenseiterinnen und Außenseiter gerieten in Gefahr, als Hexen und Hexer angezeigt zu werden. Viele Menschen waren auch mit den Missständen in der Kirche unzufrieden. Aus der katholischen Kirche spalteten sich die evangelischen Kirchen ab. Kämpfe und Kriege um Glauben und Macht bestimmten das 16. und 17. Jahrhundert. (Schloss Versailles, Foto, 2016) ITTELALTER 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2010 2020 NEUZEIT ZEITGESCHICHTE IMPULSE 1 Beschreibe, wie du heute Informationen erhältst und sie weitergibst. 2 Diskutiert in der Klasse, wie ihr Informationen überprüfen könnt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
8 Humanismus und Renaissance* Jede Zeit hat ihre Kunst. Statt der mittelalterlichen Ordnung: Humanismus Im Mittelalter bestimmte die Religion das tägliche Leben. Die Kirche kontrollierte, was gelehrt werden durfte. 1453 eroberten die Osmanen* Konstantinopel. Deshalb flohen viele Gelehrte nach Italien. Sie brachten das antike Wissen der griechischen und römischen Schriftsteller mit. Der Mensch sollte sich von der Vernunft leiten lassen und nicht von der Religion. Man bezweifelte die „gottgewollte“ Ordnung. Bildung sollte den Menschen helfen, ihr Leben vernünftig zu gestalten. Sie stellten nach antikem Vorbild den Menschen in den Mittelpunkt ihres Interesses. Wenn Gelehrte so dachten, wurden sie Humanisten genannt. Die Kirche bestimmte aber weiterhin sehr viel. Statt der Gotik: Renaissance Der Kunststil des späten Mittelalters in Europa war die Gotik. Gotische Kunst sollte die Größe Gottes preisen. Das veränderte sich mit der Kunst der Renaissance. Sie zeigte auch die Macht des Papstes, des Kaisers und den Reichtum der Bürgerinnen und Bürger in den Städten. Selbstbewusste Künstler der Renaissance ließen sich von antiken Vorbildern beeinflussen. Auftraggeber waren Förderer der Kunst, die ihren Reichtum zeigen wollten. Beispiele waren die Händler-Familien der Fugger in Augsburg oder der Medici in Florenz. Wie in der römischen Baukunst bevorzugten die Architekten geometrische Grundformen wie Kugeln und Quader. Diese Bauelemente wurden klar und harmonisch zusammengesetzt und mit Säulen, runden Bögen, Kuppeln und großen Portalen geschmückt. Oft wurde Marmor für Wände und Böden verwendet. Die Kunst sollte das Leben verschönern und bereichern. A B Christi Geburt (um 1480, unbekannter Meister, Flügelbild des ehemaligen Hochaltars der Johanniterkirche in Rohrdorf, 132 cm × 150 cm) In der Malerei der Gotik wurden wichtige Figuren oft größer als andere dargestellt oder sogar größer als Gebäude. Die Bilder zeigten meist Heilige oder Geschichten aus der Bibel. Die Künstler waren oft unbekannt. Der Hintergrund wurde mit Goldfarbe oder einer erfundenen Landschaft aufgefüllt. 2 Gotische Statuen an der Kathedrale von Nôtre-Dame, Paris (12./13. Jahrhundert, Foto, 2016) Gotische Statuen stellten meist Heilige, manchmal auch Herrschende dar. Die Statuen wurden oft wie Säulen gestaltet. Der Mann ohne Kopf ist der Hl. Dionysius. Er soll der Legende nach seinen Kopf an die Stelle getragen haben, wo er begraben werden wollte. 3 Foto des Stephansdoms in Wien Die Kathedralen der Gotik ragten zur Ehre Gottes hoch in den Himmel. Die wichtigsten Merkmale der Gotik waren hohe Türme und Spitzbögen. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Aufbruch in die Neuzeit 9 AH S. 4 AUFGABEN 1 Arbeite aus A die Unterschiede zwischen dem mittelalterlichen und dem humanistischen Weltbild heraus und unterstreiche sie. 2 Stelle die Merkmale von Gotik und Renaissance einander stichwortartig gegenüber. Liste sie in 5 auf. B 1–7 3 Interpretiere 2 oder 6 nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 130. 4 Diskutiert zu zweit, welche Medien Künstlerinnen und Künstler neben Malerei und Bildhauerei heute verwenden. Vergleiche, wie sich Künstlerinnen und Künstler heute darstellen. Was ist gleichgeblieben, was hat sich verändert? Foto des Domes von Florenz/Italien (Foto, 2011) In der Renaissance waren Kuppeln und Portale (= große geschmückte Tore) die Merkmale der Baukunst. Reiche Familien ließen sich prächtige Paläste bauen. 4 Muttergottes mit dem Kanzler Rolin (Jan van Eyck, Malerei, 1434/1436, Louvre, Paris) In der Renaissance ließen sich die Auftraggeber oft abbilden: Auf diesem Bild ist es der kniende Mann. Seine Größe passt zu den anderen Figuren. Außerdem begannen Künstler, ihre Namen auf ihre Werke zu schreiben. 6 David von Michelangelo Buonarotti (Foto, 1504 vollendet, ungefähr fünf Meter hoch, Florenz/Italien) In der Renaissance wurden Figuren möglichst naturgetreu dargestellt, auch nackt. Vergleich zwischen Gotik und Renaissance Gotik Baustil: Malerei: Bildhauerei: Renaissance Baustil: Malerei: Bildhauerei: 5 Lexikon Osmanen Völker im Gebiet der heutigen Türkei Renaissance bedeutet wörtlich „Wiedergeburt“, hier: Wiedergeburt der Antike. Sie betraf Kunst und Wissenschaften. Foto im Alttitel hatte Pfad, neues Foto braucht Pfad Bitte liefern. 7 Zusatzmaterial 92c73h Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
10 Maximilian I. (1486–1519) … … stellt die Weichen für ein Großreich. Ein Fürst der Renaissance Maximilian stammte aus der Herrscherfamilie der Habsburger. Er war ein sehr gebildeter Mann, der mehrere Sprachen beherrschte. Sogar Bücher schrieb er selbst oder diktierte sie. Berühmte Künstler arbeiteten für ihn. Maximilian erkannte, dass durch die Erfindung der Schusswaffen die Zeit der Ritter, die mit Schwertern und Lanzen kämpften, vorbei war. Bezahlte Soldaten, sogenannte Landsknechte, ersetzten die Ritter in den Kriegen. Maximilian wollte in seinem Reich eine moderne Verwaltung einführen. Der Landfrieden bestimmte, dass Streitigkeiten nur noch vor Gericht und nicht mehr mit Waffen geregelt werden sollten. Dazu wollte Maximilian gut ausgebildete Beamte einsetzen. Adelige, die bis dahin diese Aufgaben erledigt hatten, fürchteten einen Machtverlust und wehrten sich. Viele Kriege und eine verschwenderische Hofhaltung trieben Maximilian in große Schulden. Banken wie die der Familie Fugger aus Augsburg liehen ihm Geld. Dadurch wurde er von den Bankbesitzern abhängig. Erwerbungen für die Habsburger Durch geschickte Heiratspolitik erwarb Maximilian Burgund, Böhmen, Ungarn und Spanien. Dazu kamen die spanischen Kolonien in Amerika. So wurden die Habsburger zu einer der mächtigsten Familien Europas. Frankreich sah sich von habsburgischen Besitzungen eingekreist und wurde zu einem mächtigen Gegner. Um die Habsburger von zwei Seiten zu bekämpfen, verbündete sich Frankreich mit dem Osmanischen Reich. Nach dem Tod Maximilians eroberte das osmanische Heer Teile Ungarns. A B Kaiser Maximilian mit seiner ersten und zweiten Frau (Foto des Reliefs am Vorbau unterhalb des Goldenen Dachls, Innsbruck) Maximilian wurde schon als Kind mit Maria von Burgund verlobt. Sie verliebten sich ineinander, was bei Herrscher- Ehen selten war. Nach Marias Tod heiratete er Bianca Maria Sforza aus Mailand wegen ihres Geldes. Er kümmerte sich wenig um sie. Auch seine Kinder wurden aus politischen Gründen verheiratet. 1 Kaiser Karl V. (1530–1556) (Foto, 2005, Gemälde von Tizian, Prado, Madrid) war der Enkel von Maximilian. Er war König von Spanien und römisch-deutscher Kaiser. Unter ihm erwarben die Habsburger große Besitzungen in Mittel- und Südamerika. Sein Bruder, Ferdinand I. (1556–1564), war Erzherzog von Österreich und folgte Karl nach dessen Tod als römisch-deutscher Kaiser nach. Beide sahen sich als Beschützer des Christentums und der katholischen Kirche. 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Aufbruch in die Neuzeit 11 AH S. 5 AUFGABEN 1 Arbeite heraus, was Kaiser Maximilian als Renaissancefürsten auszeichnete. A 1 2 Schildere, mit welchen Mitteln Maximilian versuchte, den Einfluss der Habsburger in Europa zu vergrößern. B 1–3, 5 3 Erkläre, warum die Ehen ihrer Kinder die Macht der Herrschenden vergrößerten. 1, 5 4 Karl herrschte über ein Reich, in dem „die Sonne nie unterging“. Begründe diesen Spruch. 2, 3 5 Die Texte auf dieser Doppelseite sind Geschichtsdarstellungen. Vergleiche sie mit einer anderen Darstellung in Schulbüchern oder anderen Medien. 6 Diskutiert zu zweit über die Angewohnheit von Renaissancefürsten, Menschen mit körperlicher Behinderung als Unterhaltung zu benutzen. 4 Hausmachtpolitik der Habsburger (Geschichtskarte) Die Karte zeigt die Erweiterungen der Habsburger im 15. und 16. Jahrhundert. Durch Kriege, Verträge und Heirat konnten die Habsburger immer mehr Gebiete für ihre Dynastie (= Herrscherfamilie) gewinnen. Die Macht der Habsburger in Europa wurde dadurch gestärkt. Man nennt diese Art von Politik „Hausmachtpolitik“. Kgr. England Hl. Röm. Reich Niederlande Burgund Kgr. Frankreich Paris Kgr. Spanien Kgr. Portugal Madrid 1516 Kgr. Neapel Sizilien Sardinien Rom Schweiz Worms 1482 Kgr. Böhmen Mähren und Schlesien Kgr. Polen Kgr. Ungarn Mohacs Wien 1526 Osmanisches Reich Nordsee Ostsee Mittelmeer Adria Rhein Elbe Donau Po Donau 0 300 600 km Das Habsburgerreich zur Zeit Friedrichs III. (Maximilians Vater) Erwerbungen durch Heirat 1482 Erwerbungen durch Heirat 1516 Erwerbungen durch Erbvertrag und Heirat 1526 Erwerbungen durch Erbverträge, Heiraten und Kriege bis 1526 (bis 1683 immer wieder von Osmanen beherrscht) Grenze des Heiligen Römischen Reiches Grenze habsburgischer Länder Grenze anderer Reiche Kgr. Königreich Mittelamerika Spanische Kolonien in Amerika im 16. Jh. Südamerika Mexiko 3 Hofzwerg Thomele (Fassadenmalerei, 16. Jhd., Innsbruck) Menschen mit Behinderungen wurden oft verspottet. Für sie war es schwer, ein normales Leben in der Gesellschaft zu führen. Thomele lebte am Hof von Ferdinand II. von Tirol (1564–1595), dem Urenkel Maximilians. Er war angeblich 65 cm groß. Seine Aufgabe bestand darin, die Gesellschaft am Hof des Landesfürsten zu unterhalten. Man nimmt an, dass er jener Mann war, der 1568 bei einer Hochzeit von Adeligen aus einer Pastete springen musste. Gelang es ihm nicht, die Gäste zum Lachen zu bringen, wurde er auch geschlagen. Er durfte sich manchmal auch über Ferdinand lustig machen. 4 Quelle: Lateinischer Spruch über die Zeit Maximilians Übersetzung: „Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate“. Kinder aus adeligen Häusern wurden oft schon jung verheiratet, um Länder, Geld und Macht zu sichern. Bella gerant alii tu felix Austria nube. 5 Film 97e8p5 / Zusatzmaterial 92g6yd Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
12 Freude an Wissen Erfindungen veränder(te)n die Welt. Wissen für viele Ab dem 14. Jahrhundert beschäftigten sich kluge Leute an Universitäten und im Dienst von Adeligen mit dem Wissen der Antike. Das führte zu zahlreichen neuen Ideen und Erfindungen. Diese sollten möglichst viele Menschen kennen lernen. Eine neue Technik führte zu einer Revolution in der Verbreitung von Wissen und Informationen: der Buchdruck. 1450 gründete Johannes Gutenberg eine Druckerei, in der er die Technik des Buchdrucks entscheidend weiterentwickelte. Wissen bringt Ruhm Viele Menschen begannen, künstlerische Arbeit, Forschen und Wissen sehr zu bewundern. Wer in allen diesen Bereichen besondere Leistungen erbrachte, wurde als „Universalgenie“ bezeichnet. Über Kunst und Bildung konnten sogar manchmal Menschen aus armen Familien zu Ruhm und Reichtum gelangen. Es vergrößerte auch das Ansehen, wenn man Kunst und Wissenschaft förderte. Deshalb ließen reiche Leute talentierte Menschen in ihren Häusern wohnen und gaben ihnen Geld und Aufträge. So konnten sich diese ganz mit ihren Forschungen oder mit der Kunst beschäftigen. Wissen bringt Geld und Macht Ab dem 13. Jahrhundert begann sich die Geldwirtschaft* auszubreiten und die Naturalwirtschaft* zu verdrängen. Wer die neuen Erkenntnisse in Technik, Medizin und vielen anderen Bereichen richtig nutzte, konnte damit Geld verdienen und sogar sehr reich werden. So schafften es manche Händler, Handwerker und Bankleute, reicher und mächtiger zu werden als Adelige. Viel Geld zu haben, wurde wichtiger als großer Grundbesitz. A B C Leonardo da Vinci – ein Universalgenie (Originalzeichnung, um 1500, und Nachbau eines seiner Entwürfe) Der Sohn eines Notars und einer Magd ging bei einem Maler und Bildhauer in die Lehre. Bald wurde er von Adeligen gefördert. Berühmt sind seine Gemälde wie zum Beispiel die „Mona Lisa“ oder „Das letzte Abendmahl“. Er setzte sich intensiv mit der Natur auseinander. Leonardo untersuchte die Anatomie (= den Körperbau) von Menschen und Tieren und forschte und experimentierte unter anderem in folgenden Bereichen: Medizin, Technik, Luftfahrt, Physik und Bautechnik. Er entwarf verschiedene Hebemaschinen, Fahrzeuge, Flugmaschinen und einen Fallschirm, dessen Form bei einem Versuch 2008 voll funktionstüchtig war. Außerdem schrieb Leonardo Gedichte. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Aufbruch in die Neuzeit 13 AH S. 6 AUFGABEN 1 Beschreibe mithilfe von 2 die Schritte beim Buchdruck. Ordne die entsprechenden Nummern den Kreisen im Bild zu. 2 Arbeite die Vorteile des Buchdrucks für die Wissenschaften und die Bildung aus A und 2 heraus. Diskutiert in der Klasse, woher Menschen heute Informationen erhalten. Wie könnte sich das in Zukunft verändern? 3 Erkläre mithilfe von C , wie arme Leute es manchmal zu Ansehen und Einkommen bringen konnten. Begründe, warum das für die Kunst hilfreich war. 4 Erkläre, warum in der Renaissance ein „Universalgenie“ bewundert wurde. B 1 5 Vergleiche diese Doppelseite mit den Seiten 8–9. Welche Gemeinsamkeiten kannst du erkennen, die das Leben der Menschen beeinflussten? 6 Erkläre mithilfe von 3 , mit welchen Schwierigkeiten Galileo Galilei durch seine Entdeckungen zu kämpfen hatte. 7 Formuliere Fragen zu dieser Doppelseite nach der Methode „Historische Fragen stellen“ auf Seite 131. Druckerwerkstatt im 15. Jahrhundert (Rekonstruktionszeichnung, Eric Schopf, 2023) Im Mittelalter wurden Bücher mühsam abgeschrieben. Sie waren dadurch sehr teuer. Folglich konnte Wissen nur langsam und an wenige Menschen weitergegeben werden. In den ersten Druckereien wurde für jede einzelne Buchseite eine eigene Druckvorlage aus Holz (wie ein Stempel) hergestellt. Johannes Gutenberg setzte einzelne Buchstaben aus Metall zu einem Text zusammen und benutzte sie immer wieder. Dadurch konnten viele Bücher schneller und billiger hergestellt werden. Ein Buch entstand nun so: (1) Mann beim Setzkasten setzt Buchstaben zu Textseiten zusammen. (2) Die Druckerfarbe wird aufgetragen. (3) Druckerpresse (4) Ein Lektor kontrolliert den Druck. (5) Fertige Druckblätter werden aufeinandergelegt. 2 Lexikon Geldwirtschaft und Naturalwirtschaft In der Naturalwirtschaft müssen sich die Menschen entweder selbst versorgen oder Waren tauschen. Bei der Geldwirtschaft wird ein von allen anerkanntes Tauschmittel eingesetzt: das Geld. Das erleichtert den Handel. Galileo Galilei mit Fernrohr, 1609 (Louis Figuier, 1870, Paris Science Photo Library) Galileo Galilei, auf dem Bild rechts neben dem Fernrohr, war ein italienischer Naturforscher. Mit seinem selbst gebauten Fernrohr entdeckte er vier Monde des Jupiter und Berge auf dem Erdmond. Er unterstützte öffentlich die Erkenntnis, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems steht. Die Kirche hielt das für nicht richtig, denn das stand so nicht in der Bibel. Er musste in einem Gerichtsprozess seine Entdeckungen für falsch erklären. Erst 350 Jahre später erklärte die Kirche, dass sie sich geirrt hatte. 3 Zusatzmaterial 92g9p8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
14 Ein Mönch spaltet die Kirche Die Schriften des Mönchs Martin Luther veränderten die Kirche. Die katholische Kirche Viele Priester und Bischöfe waren gegen Ende des Mittelalters ein schlechtes Vorbild für die Gläubigen. Sie waren oft ungebildet und lebten verschwenderisch. Sogar Päpste führten Kriege und gaben Geld für Feste aus. Viele Gläubige, aber auch Priester, waren verärgert über die Zustände in der Kirche. Der Papst wollte in Rom den Petersdom bauen, der die größte Kirche der Christenheit sein sollte. Um das Geld dafür aufzutreiben, wurden den Gläubigen Ablassbriefe* angeboten. Prediger zogen durch das Land, um sie zu verkaufen. Martin Luther wehrt sich Martin Luther, ein einfacher Mönch, protestierte 1517 gegen diese Missstände. Er stellte 95 Thesen, das sind Behauptungen, auf, wie christliche Menschen leben sollten. Mithilfe des Buchdrucks wurden die Thesen in ganz Deutschland bekannt. Viele Menschen stimmten Luther zu, doch er hatte auch politische Gegner. Weder der Papst noch der Kaiser konnten ihn dazu bewegen, die Thesen zu widerrufen. Der Papst sprach daraufhin den Kirchenbann*, der Kaiser die Reichsacht* aus. Luther erhielt Schutz auf der Wartburg, wo er die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte. Diese Übersetzung wurde die Grundlage einer einheitlichen deutschen Sprache. Die Spaltung der Kirche Aus der papsttreuen katholischen Kirche spalteten sich die evangelischen Kirchen ab. Diese Entwicklung nennt man Reformation. Evangelische Christen feiern am 31. Oktober den Reformationstag*. Sie erinnern damit an die Veröffentlichung der Thesen, angeblich vor Allerheiligen 1517. A B C Bibel (erster vollständiger Druck der Bibelübersetzung von Martin Luther, 1534, Marienbibliothek, Frankfurt/ Oder, Foto, 2016) Martin Luther übersetzte die lateinische Bibel in die deutsche Sprache. Diese Lutherbibeln wurden ein großer Erfolg in ganz Deutschland. Viele Menschen lernten lesen, um die Bibel selbst lesen zu können. So konnten sie überprüfen, was tatsächlich in der Bibel steht. 2 Predigt des Mönchs Johann Tetzel in der Nähe von Magdeburg, zwischen 1507 und 1519 (Ausschnitt, Flugblatt, nach 1546) „Du Adeliger, du Kaufmann, du Frau, du Jungfrau, du Braut, du Jüngling, du Greis! […] Wisse, dass ein jeder, der gebeichtet, bereut und so viel Geld in den Schrein getan hat, soviel ihm der Beichtvater geraten hat, eine volle Vergebung aller seiner Sünden haben wird. Habt ihr nicht die Stimmen der Verstorbenen gehört, die rufen: erbarmt euch, denn wir leiden unter harten Strafen und Foltern, von denen ihr uns gegen eine geringe Gabe loskaufen könnt.“ 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Aufbruch in die Neuzeit 15 AH S. 7 AUFGABEN 1 Fasse zusammen, wie es nach dem Protest Martin Luthers zur Spaltung der Kirche kam. A–C 1–2 2 „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ Erkläre den Spruch mithilfe von 1 . 3 Interpretiere 3 nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 130. 4 Interpretiere die Szene 00.37–00.40 aus dem Film „Luther“, in der er seine Thesen an der Tür von Wittenberg anschlägt, nach der Methode „Filmausschnitte interpretieren“ auf Seite 131. 4 5 Erkläre mithilfe von B und 2 , welchen Einfluss die Bibelübersetzung Luthers auf die Bevölkerung hatte. 6 Vergleiche diese Doppelseite mit einem anderen Schulbuch zum selben Thema. Was wurde anders gestaltet? Welche Gründe könnte es dafür geben? Lexikon Ablassbrief Ablassprediger wollten den Menschen einreden, dass man damit sich oder seine Angehörigen von Strafen Gottes für Sünden freikaufen konnte. Kirchenbann aussprechen jemanden aus der Gemeinschaft der Kirche ausstoßen; eine der schlimmsten Strafen im Mittelalter protestieren/Protest Einspruch erheben, dagegen sprechen reformieren/Reformation/Reformationstag etwas umgestalten, erneuern; viele Fürsten wendeten sich dem neuen Glauben zu. Sie sahen darin auch eine Chance, sich vom katholischen Kaiser unabhängiger zu machen. Der Reformationstag wird im Gedenken an Martin Luther und die Reformation der Kirche gefeiert. Er findet am 31. Oktober in Österreich und Deutschland und am 1. November in der Schweiz statt. Reichsacht Mittel des Kaisers oder Königs gegen Verbrecherinnen und Verbrecher und Ungehorsame, aber auch gegen Städte; die „Geächteten“ verloren alle Rechte und durften straffrei von jedem getötet werden. Die Reichsacht war auf dem ganzen Gebiet des Heiligen Römischen Reiches gültig. Luther wird auf dem Reichstag zu Augsburg 1518 verhört (gefärbter Holzschnitt von Thomas Cajetan, 1557) Luther weigerte sich, seine Lehre zu widerrufen. Die Anhängerinnen und Anhänger Luthers nannten sich „Evangelische“, weil sie sich nur auf das Evangelium (= Teil der Bibel) beriefen. Nachdem sie gegen eine kaiserliche Verordnung protestierten, wurden sie „Protestanten“ genannt. Seit dem „Augsburger Religionsfrieden“ 1555 durften die Landesherren die Religion in ihrem Land bestimmen. Wer einen anderen Glauben wollte, musste in vielen Fällen auswandern. 3 Ausschnitt aus dem Film „Luther“ (Pressefoto, 2003) Martin Luther schrieb die 95 Thesen in lateinischer Sprache. Kurz darauf wurden sie ins Deutsche übersetzt. Er wandte sich darin zunächst gegen das „Fegefeuer“. Das war nach der Lehre der Kirche ein Ort, wo man nach dem Tod für kleinere Sünden büßen sollte, bevor man in den Himmel kam. Luther aber war der Meinung, dass man sich von Sünden nicht freikaufen konnte. Er meinte, dass eine gute Christin oder ein guter Christ freiwillig Sünden und Fehler beichten und dafür büßen, also leiden, sollte. 4 Zusatzmaterial 92jg6h Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
16 Bauernkriege im 15. und 16. Jahrhundert (Holzschnitt, Staatsbibliothek Bamberg, um 1527) Die Adeligen verlangten höhere Abgaben von den unfreien Bauern. Luther schrieb ein Buch über die Freiheit der Christen. Die Bauern glaubten nun, auch um ihre Freiheit kämpfen zu dürfen. Sie wurden aber von den Adeligen besiegt und brutal bestraft. 1 Passionsspiele Erl in Tirol (Fotoprobe zu den Passionsspielen Erl am Montag, 20. Mai 2013) Auch Theateraufführungen mit religiösen Themen sollten die Bevölkerung zur katholischen Kirche zurückbringen. Bis heute gibt es Passionsspiele. Sie stellen das Leben und Leiden von Jesus dar. 3 Konzil von Trient, 1545–1563 (Kupferstich, 1565, Claudy) 2 Gegenreformation Streit um Glauben und Macht Ziel: Gläubige gewinnen Im 16. Jahrhundert waren viele Menschen zum evangelischen Glauben übergetreten. Führende katholische Priester wollten die Gläubigen zurückgewinnen und alle Missstände in der Kirche abschaffen. Dazu wurde das Konzil* von Trient (1545–1563) einberufen und es wurden entsprechende Reformen beschlossen. Auch Kaiser Karl V. nahm Einfluss auf das Konzil, um seine Macht im Reich zu sichern. Es gab verschiedene Reformen in der katholischen Kirche. Kirchliche Feste wurden zum Beispiel besonders feierlich gestaltet. Die Gläubigen sollten so zurückgewonnen werden. Religion und Macht Die Habsburger Kaiser unterstützten die Bemühungen der katholischen Kirche. Aber nicht alle Adeligen waren mit der Politik des Kaisers einverstanden. So entstanden zwei Parteien. Wer auf Seiten des Kaisers und des Papstes war, der setzte sich für die katholische Kirche ein. Wer unabhängig vom Kaiser und von der katholischen Kirche sein wollte, war auf der Seite der evangelischen „Protestanten“. Die Folge war ein Glaubenskrieg. Der „Dreißigjährige Krieg“ (1618–1648) war besonders grausam, weil sich auch andere europäische Mächte einmischten. So unterstützte das katholische Frankreich aus politischen Gründen die Protestanten. Gleichzeitig bedrohten die Osmanen die Habsburger. Wegen der großen Zerstörungen und vielen Toten musste schließlich der „Westfälische Frieden“ geschlossen werden. Die Landesherren wurden unabhängiger und bestimmten die Religion in ihrem Land. Im Norden Deutschlands war die evangelische Religion vorherrschend, das Reich der Habsburger war katholisch. Anhängerinnen und Anhänger der Reformation wurden verfolgt und vertrieben. A B Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Aufbruch in die Neuzeit 17 AH S. 8 AUFGABEN 1 Beschreibe, wie die katholische Kirche Gläubige zurückgewinnen wollte. A 2–3, 5 2 Erkläre, warum sich Adelige auf die Seite der Protestanten stellten. B 3 Begründe, wieso die Landesherren über die Religion bestimmen konnten. Erkläre, welche Regierungsform das möglich machte. B 4 Begründe, warum der Bauernaufstand von Adeligen aller Glaubensrichtungen bekämpft wurde. 1 5 Beurteile, ob die Aussage „Der Kampf um den Glauben war ein Kampf um die Macht“ in der Zeit der Gegenreformation richtig ist. A, B 1–5 6 Formuliere eine historische Frage zu dieser Doppelseite nach der Methode „Historische Fragen stellen“ auf Seite 131. 7 Interpretiere 4 nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 130. Lexikon Konzil Versammlung der Bischöfe zur Beratung über kirchliche Fragen; wegen Konflikten zwischen Kaiser und Papst und Kriegen wurde das Konzil mehrmals unterbrochen. Reformen durch das Konzil von Trient – Abschaffung der Missbräuche im Ablasswesen – Verbot der Ämterhäufung im Bischofsamt – Einrichtung von Priesterseminaren zur besseren Ausbildung der Seelsorger – Ehen müssen in Anwesenheit von Zeugen vor einem Priester geschlossen werden. – Aufstellung von Bänken im Langhaus – Die Predigt wurde wichtiger. – Aufstellung von Beichtstühlen im Langhaus 5 Die Bartholomäusnacht (später gefärbter Kupferstich von Gaspar Bouttats, 17. Jahrhundert) In Frankreich wurden Angehörige evangelischer Kirchen „Hugenotten“ genannt. Im 16. Jahrhundert kam es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten um die Religion und um Machtpolitik. Die katholische Königin Katharina von Medici bot den Hugenotten an, durch die Hochzeit ihrer Tochter mit einem evangelischen Adeligen Frieden zu schaffen. Die Hugenotten nahmen das Angebot an und kamen zur Hochzeit in Paris, die am 18. August 1572 stattfand. Schon während der Hochzeit gab es Spannungen zwischen Katholiken und Hugenotten. In der Nacht vom 23. zum 24. August wurden in den Straßen von Paris 3 000 Hugenotten – möglicherweise auf Befehl Katharinas – ermordet. Die Welle der Gewalt griff auch auf andere Städte Frankreichs über. 4 Film 97in5g / Zusatzmaterial 92sw8q AH S. 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
18 Verfolgung und Bestrafung … … am Beginn der Neuzeit Reicht der Verdacht? In jeder Gesellschaft gibt es Außenseiterinnen und Außenseiter. Auch am Beginn der Neuzeit war dies der Fall. Viele Ereignisse, unter denen die Menschen litten und die sie sich nicht erklären konnten, wurden als „Strafen Gottes“ empfunden. Solche Ereignisse waren zum Beispiel Missernten, Hungersnöte und Krankheiten. Für diese Plagen* suchte man nach Schuldigen. Diesen warf man vor, mit dem Teufel verbündet zu sein. Außenseiterinnen und Außenseiter der Gesellschaft, wie Bettlerinnen und Bettler sowie Gauklerinnen und Gaukler*, gerieten in Gefahr, als Hexe oder Hexer angezeigt zu werden. Auch aus Neid und Bosheit wurden Menschen der Hexerei beschuldigt. Verurteilte verloren ihren Besitz. Es gab aber Wissenschaftler, Priester und Landesherren, die den Glauben an Hexerei ablehnten. Sie kämpften gegen die Hexenverfolgung. „Strafe muss sein!“ Im Mittelalter verhängten die Gerichte selten Gefängnisstrafen. Menschen wurden zum Beispiel mit der „Schandgeige“ am Pranger* öffentlich zum Verspotten ausgestellt. Als Körperstrafe gab es Schläge, bei Raub wurden zum Beispiel aber auch Hände abgehackt. Eine alte Strafe war die Vertreibung aus der Gemeinschaft. Als härteste Strafe gilt bis heute das Todesurteil. Mit Beginn der Neuzeit sprachen die Gerichte für die gleichen Vergehen immer öfter Gefängnisstrafen aus. Sie verurteilten Angeklagte auch zu Zwangsarbeit. Heute sollen Strafen verhindern, dass Verbrechen geschehen. Verurteilte sollen im Gefängnis aber nicht nur bestraft werden. Man möchte erreichen, dass sie nicht wieder straffällig werden. Deshalb können sie im Gefängnis zum Beispiel auch einen Beruf erlernen. A B Die Schandgeige und der Pranger* (Zwei streitende Frauen am Pranger – Szene aus einer deutschen Stadt des 15./16. Jhd., Illustr., 1929 Kulturbilder der Berliner Morgenpost) 2 Schaden verursachen – Verdacht („The history of witches and wizards“, John Ashton, 1720; „Von Hexen und bösen Weibern“, Ulrich Molitor, Holzschnitte, 1484–1489) Vor Gericht wurden Menschen beschuldigt, andere zu schädigen. Hexen oder Zauberer würden das mithilfe des Teufels tun. Heute gilt jemand als unschuldig, wenn das Gericht keine Beweise für ihre oder seine Schuld findet. Damals musste die oder der Beschuldigte ihre oder seine Unschuld selbst nachweisen. 1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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