Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

98 Ausbeutung trotz Menschenrechten „Sklaverei“ heute Menschenrechte nur auf dem Papier? Die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen wurde immer wieder kritisiert. Es dauerte aber lange, bis sich Regierungen zu Maßnahmen entschlossen. Seit über 200 Jahren gibt es Gesetze, die Sklaverei und Unterdrückung verbieten und die Freiheit aller Menschen garantieren sollen. Die Vereinten Nationen* verabschiedete 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Alle Mitgliedsstaaten sollten diese für ihre Bevölkerung umsetzen. Das ist aber bis heute nicht überall passiert. Moderne Sklaverei Sklaverei ist weltweit offiziell verboten. Trotzdem gibt es über 40 Millionen „moderne Sklavinnen und Sklaven“. Sie können in ihrem Leben nicht frei entscheiden. Sie werden zum Beispiel zur Arbeit oder zu einer Heirat gezwungen. Rund 25 Millionen Menschen sind Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Rund 15 Millionen werden zwangsverheiratet. Besonders oft werden minderjährige Mädchen zur Ehe gezwungen. Ein Viertel der modernen Sklavinnen und Sklaven sind Kinder oder Jugendliche. Sehr arme Kinder arbeiten oft in der Landwirtschaft, in Fabriken oder Bergwerken. Manche werden verschleppt und zu Kindersoldatinnen und Kindersoldaten erzogen. Rund 250 000 Kinder werden weltweit im Krieg eingesetzt. Der Hauptgrund für moderne Sklaverei ist Armut. Viele arme Menschen verkaufen deswegen ihre Kinder oder müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. A B „[…] und ich habe zu ihm gesagt, auch weil ich schon todmüde war: ,Ich kann nicht mehr, ich muss auch ein bissl schlafen, weil um 6 Uhr muss ich aufstehen wegen der Medikation.‘ Und er hat zu mir gesagt: ‚Ja, aber Sie sind 24-Stunde-Pflegerin, ich zahle Sie nicht fürs Schlafen hier.‘ Das tut eigentlich weh. Weil ich bin kein Roboter. Ich bin auch nur ein Mensch. Die ersten drei Tage habe ich geweint.“ Quelle: Über die Situation der 24-Stunden-Betreuerinnen und Betreuer in Österreich (Bericht Amnesty international, 2021) Die slowakische Betreuerin Katarina beschreibt ein Gespräch mit ihrem Klienten. Es ist drei Uhr früh und sie hat jede halbe Stunde die Polster aufgeschüttelt. 1 Menschenhandel und Kinderarbeit – heute (Foto in einer Ziegelfabrik in Pakistan, 2015) Kinderhandel ist verboten. Trotzdem werden jährlich hunderttausende Mädchen und Buben unter 14 Jahren zu Arbeitszwecken verkauft. Sie müssen ohne Rücksicht auf ihre körperliche und seelische Gesundheit sieben Tage pro Woche zehn und mehr Stunden arbeiten. Freizeit kennen sie nicht. Meist bekommen sie nur wenig zu essen und viele werden auch misshandelt. 3 Quelle: Über die Situation der 24-Stunden-Betreuerinnen und Betreuer in Österreich (gekürzt aus einem Interview des Standard mit einer slowakischen Betreuerin in Wien, 2019) „Es ist keine normale Arbeit. Und sicher kein einfacher Job, weil man so nahe mit Menschen zusammenarbeitet und -lebt. […] Man braucht auf jeden Fall die richtige Einstellung und muss für diesen Beruf gemacht sein. Ich bin zufrieden. […] Einmal habe ich einen Patienten betreut, bei dem hat es sich so angefühlt, als wäre er mein eigener Vater. Und umgekehrt, glaube ich, ist es ihm auch so gegangen. Da kann man sich wie zu Hause fühlen. Ich hatte damit bisher immer Glück.“ 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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