Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

68 Finsteres Mittelalter? Das Mittelalter ist in vielen Bereichen keine Zeit der Unwissenheit. Bildung – nicht für alle Die reichen Familien der Städte waren sehr daran interessiert, dass ihre Kinder lesen, schreiben und rechnen lernten. Die Kaufleute und Handwerker brauchten gut ausgebildetes Personal. Die Stadtverwaltungen waren daher bereit, Geld für Schulgebäude und Lehrpersonal auszugeben. Die meisten armen Menschen konnten weder lesen noch schreiben. Sie erhielten keine Schulbildung. Die Menschen blieben ein Leben lang in ihrem Stand. Ein Aufstieg war möglich, wenn sie Mönch oder Nonne wurden. Dies änderte sich erst ab dem 12. Jahrhundert mit dem Aufstieg der Städte. Bildung – nur für Männer In Italien entstanden im 12. Jahrhundert die ersten Universitäten. Nach ihrem Vorbild wurden später in ganz Europa Universitäten errichtet. Die männlichen Studierenden mussten die „Sieben Freien Künste“ lernen: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Erst dann durften sie ein Studienfach wählen: Theologie, Jurisprudenz oder Medizin. Bildung für Mädchen war eine Ausnahme, wenige Adelstöchter erhielten eine Ausbildung. Bildung – nicht nur in Europa Viele europäische Gelehrte reisten in den Orient, um sich fortzubilden. Arabische Wissenschaftler waren auf vielen Gebieten wesentlich weiter fortgeschritten als ihre europäischen Kollegen. Gelehrte aus dem Orient bewiesen die Kugelgestalt der Erde und berechneten den Erdumfang bereits ziemlich genau. Die Schreibweise der Zahlen im Dezimalsystem kam über das Islamische Reich von Indien nach Europa und löste die römischen Zahlen ab. Von den Chinesen lernten Muslime in Bagdad schon vor etwa 1200 Jahren die Papierherstellung. A B C Lesestunde in einer mittelalterlichen Stadtschule (Holzschnitt von Jacob Köbel, Deutschland, 1524) In den Klassen wurden Kinder zwar in einem Raum, aber nach dem Alter getrennt unterrichtet. Der Lehrer durfte Schülerinnen und Schüler, die nicht machten, was er wollte, mit dem Stock schlagen. 1 Medizinische Vorlesung an der Universität (Stich von Johannes de Ketham, 1493, handgefärbt) Der Universitätsprofessor sitzt erhöht und erklärt den zusehenden Studenten, was zu tun ist. 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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