4 Das Mittelalter 59 58 aH s. 30 Lexikon „etwas im Schilde führen“ bedeutet heute: heimlich etwas gegen jemanden planen. Herold Herolde waren Botschafter ihres Herren. Sie kannten sich in Rechtsangelegenheiten genauso aus wie mit Wappen. Sie trugen keine Waffen und durften nicht angegriffen werden. Ritterturnier Übungs- und Schaukampf zwischen Rittern im Rahmen festlicher Veranstaltungen Wappen Zeichen für einen Staat, eine Gemeinde oder eine Familie in Form eines Schildes Adel bedeutet althochdeutsch „die Edelsten“ und bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die in einer Gesellschaft meist einen hohen Rang einnehmen und oftmals Macht ausüben. Burgen, Ritter, edle Frauen Burgen erinnern uns noch heute an die Zeit der ritter. ihre lebensweise beeinflusste auch die Baukunst, die Malerei und die Dichtung. Wozu brauchte man Ritter? Ab dem 8. Jahrhundert setzte man gut bewaffnete Reiter in Kriegen ein. Auf den Pferden waren sie schneller als die Fußtruppen. Sie trugen Schutzkleidung aus Leder und Metall. Diese Ausrüstung war teuer. Die Ritter übten viel für den Kampf. Sie erhielten Land vom König. Damit gehörten sie zum niederen Adel*. Mit den Abgaben der Untertanen konnten sich Ritter für den Kampf ausrüsten und vorbereiten. Ritter sollten als Vorbilder Schwache schützen, fair kämpfen und den Glauben verteidigen. So ein Verhalten bezeichnete man daher als ritterlich. Was führst du im Schilde? Hatten Ritter ihre Rüstungen an, konnte man bei Turnieren oder im Kampf schwer zwischen Feinden und eigenen Männern unterscheiden. Deshalb begannen die Ritter, jeweils ein eigenes Zeichen auf ihre Schilde zu malen. Daraus entwickelten sich die Wappen*. Herolde* waren Fachleute im Erkennen dieser Wappen und konnten sagen, wer welches Zeichen „im Schilde“ führte*. Die edlen Frauen Im Mittelalter trafen Männer Entscheidungen und Frauen hatten sich unterzuordnen. Es gab aber einige Frauen mit großem Einfluss. Adelige Frauen erhielten nämlich eine gute Ausbildung. Wenn die Männer abwesend waren, mussten und konnten sie viele Dinge alleine entscheiden. In Minneliedern wurden Frauen besonders verehrt. Minnesänger trugen diese Lieder auf Burgen vor. A B C „Du bist min ih bin din. des solt du gewis sin. du bist beslossen in minem herzen. verlorn ist daz sluzzellin1. du moust och immer dar inne sin.“ 1 Schlüsselchen Quelle: Liebesgedicht aus dem Mittelalter (Mittelhochdeutsche Handschrift: Schluss eines Liebesbriefes einer Frau aus dem 12. Jahrhundert) Im 12. Jahrhundert entstand der Minnesang. Minnesänger reisten von Burg zu Burg. Der Burgherr versammelte sich mit seiner Familie und Freunden im Rittersaal und alle lauschten den Liedern des Sängers. Dieser trug ihnen seine Liebeslieder und Rittergeschichten vor. 4 Ritterturnier* (Handschrift „Codex Manesse“, 14. Jahrhundert) Das Bild zeigt Ritter in voller Rüstung. Auf den Schilden sind die Wappen aufgemalt. Bei ritterlichen Turnieren konnten Ritter Kämpfe üben. Für manche Teilnehmer endete das Turnier tödlich. Turniere waren aber auch festliche Veranstaltungen. Erfolgreiche Ritter wurden berühmt. 1 „Die Fehden (= Kriege) mochten […] begründet gewesen sein; die Ritter verhalfen sich so zu ihrem Recht. Aber manchen Edelleuten war es nur um den Raub zu tun; sie […] beraubten die Reisenden, sperrten sie ein und zwangen sie, sich loszukaufen. […] Am 26. August […] kommen zwei seiner Freunde (zu Ulrich von Liechtenstein) […] Er empfängt sie als seine Gäste [...] Als seine Knechte beschäftigt sind […] ziehen (die beiden) ein Messer und schleppen ihn nach seinem eigenen Turme […] Ein Jahr und drei Wochen bleibt Ulrich eingesperrt […] (und gegen Lösegeld) freigelassen.“ Raubritter – ein Bericht nach einer Quelle zusammengestellt (Aus: Alwin Schultz: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger) Edle Ritter, die sich vorbildlich („ritterlich“) verhielten, waren ein Idealbild. Doch immer wieder gab es habgierige und brutale „Raubritter“. 3 AUFGABEN 1 Beschreibe, wodurch sich Ritter ihre Ausrüstung leisten konnten. Analysiere die Tatsache, dass in Büchern von edlen Rittern erzählt wird, die Gewalttaten aber oft verschwiegen werden. A 3 2 Erkläre, woher der Ausdruck „Heraldik“ (= Wappenkunde) kommt, und ordne in 2 die Zahlen den richtigen Teilen der Burg zu. B 1 3 Rekonstruiere das Leben adeliger Frauen nach der Methode „Bilder lesen“ auf Seite 29. C 1, 4 Mittelalterliche Burg (Rekonstruktionszeichnung) Man errichtete Burgen an Stellen, von denen aus man einen guten Überblick hatte und die leicht zu verteidigen waren. Niemand sollte die Burg erobern können. Sie sollte auch den Menschen, die rund um die Burg wohnten, Schutz bieten. Typische Teile einer Burg: Burggraben (1), Zugbrücke (2), erstes Burgtor mit Gitter (3), inneres Burgtor (4), Türme (5), Bergfried, das ist bei einer Belagerung der letzte Rückzugsbereich (6), Wehrgänge (7), Schießscharten (8), Wohnburg mit Rittersaal (9), Brunnen (10) … 2 Zusatzmaterial v338w2 Wie arbeite ich mit diesem Buch Liebe Schülerin, lieber Schüler, auf dieser Doppelseite zeigen wir dir, wie Bausteine 2 aufgebaut ist. Dein Schulbuch für Geschichte und Politische Bildung hat fünf große Kapitel. Die Großkapitel haben Auftaktseiten, Themenseiten, Themenseiten mit Methodenschwerpunkt und Abschlussseiten. Jedem Thema ist eine Doppelseite gewidmet. Viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit diesem Buch! Auftaktseiten Kapitelfarbe, Kapitelsymbol Das große Bild stellt die Verbindung zum Heute her. Einstiegstext als Erstinformation Impulsfragen führen in ein neues Thema ein. Die Zeitleiste gibt dir eine Übersicht, wann bestimmte Abschnitte der Geschichte waren. Themenseiten Materialien: Fotos, Zeichnungen, Karten, Tabellen, Zusatztexte, Quellen … Bei Herrschenden werden in Klammer immer die jeweiligen Zeiten ihrer Herrschaft angegeben. 53 52 DAS MITTELALTER Wahrscheinlich hast du eine Vorstellung davon, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben. Diese Vorstellungen haben sich im Laufe deines Lebens entwickelt. Geschichtskulturelle Produkte wie Spielzeugartikel, Filme, Bücher oder Computerspiele sind meist dafür verantwortlich. Ritterrüstung (Ausstellung, Schloss Ambras, Innsbruck, 16. Jahrhundert) 1 Spielzeugburg (Ritterburgen, Playmobil, 21. Jahrhundert) 4 Burg Hochosterwitz (Kärnten, Foto, 21. Jahrhundert) 3 Bücher über das Mittelalter (Foto, 21. Jahrhundert) 2 Mittelalter nennt man in Europa die Zeit zwischen ungefähr 500 und 1500 n.Chr. Diesen Namen bekam dieser Zeitraum erst viel später. Der Alltag und die Kulturen waren in verschiedenen Teilen Europas unterschiedlich. Heute findet man in vielen europäischen Staaten mittelalterliche Burgen und Kirchen. In zahlreichen Städten gibt es noch Reste von mittelalterlichen Stadtmauern und Gebäuden. Oft gehen auch Namen von Straßen und Plätzen auf das Mittelalter zurück. Bei Mittelalterfesten versucht man diese Zeit wieder zum Leben zu erwecken. Solche Veranstaltungen sind bunt und lustig. Sie zeigen aber nicht das tatsächliche Leben im Mittelalter. (Mittelalterfest in Eggenburg, Niederösterreich, Foto, 2006) IMPULSE 1 Notiere, was du zum Thema Mittelalter schon weißt. Was interessiert dich besonders? 2 Markiere jene Bilder, die deine Vorstellungen über das Mittelalter beeinflusst haben. 3 Beschreibe das Bild mit der Spielzeugburg genau. Welches Bild vom Mittelalter vermitteln die Hersteller? Was könnte historische Wahrheit sein? Was nicht? Geburt nach Christus vor Christus 4 Mio. 25000 8000 2000 1500 1000 500 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2010 2020 Christi Informationstexte: Wichtige Fachbegriffe werden fett gedruckt. Im Lexikon werden Wörter mit * erklärt. Aufgaben Verweis auf das Arbeitsheft Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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