Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

104 Kaiser, König, Edelmann … … Bürger, Bauer, Bettelmann … So beginnt ein Auszählreim. Mächtige werden zuerst genannt, Verachtete zum Schluss. Macht hängt vom Grundbesitz ab Lange Zeit im Mittelalter stellten die Menschen vieles von dem, was sie zum Leben brauchten, selbst her. Sie tauschten Waren aus, mit Geld wurde selten bezahlt. Wer ein großes Grundstück hatte, brauchte bei der Arbeit Helferinnen und Helfer. Diese erhielten ein Stück Land zur Bearbeitung und lieferten einen Teil der Ernte ab. Diese Helferinnen und Helfer waren vom Grundherrn abhängig. Er konnte über seine Untertanen bestimmen. Das Lehenswesen entsteht Als in Europa wieder größere Reiche entstanden, brauchten die Könige Hilfe bei der Verwaltung und Unterstützung für den Krieg. Der König übergab seinen Untertanen Land und Ämter*. Man sagt: Der König verlieh Lehen. Er konnte seine Lehensmänner zu Herzögen, Grafen oder Bischöfen ernennen. Er war ihr Lehensherr, sie waren seine Vasallen. Sie mussten ihm treu und gehorsam sein. Dafür standen sie unter dem Schutz ihres Königs und hatten besondere Rechte. Lehen werden erblich Lehensherren konnten ihren Vasallen das Lehen wieder entziehen. Manche Vasallen wurden sehr mächtig. Der König brauchte ihre Abgaben und ihre Soldaten. Besonders wichtig war ihre Unterstützung im Krieg. Deshalb erhielten diese Vasallen das Recht, ihr Lehen an ihre Kinder zu vererben. Damit gewannen sie noch größere Macht, die des Königs sank. Deshalb versuchte er, selbst viel Landbesitz zu erwerben. A B C Die Gesellschaftsordnung – eine gottgewollte Ordnung? (Holzschnitt, 15. Jahrhundert) Dieser Holzschnitt ist heute für uns eine Geschichtsquelle. Sie gibt uns Informationen zu der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung und zu der Vorstellung von Gott. Für die Menschen, die im 15. Jahrhundert gelebt haben, war dieser Holzschnitt aber eine Darstellung von Gott und der Gesellschaft. Das Bild sollte ihnen vor Augen führen, wo ihr Platz in der mittelalterlichen Gesellschaft war. Die Schrift lautet: Tu supplex ora! Tu protege! Tu labora! und bedeutet: Du bete! Du beschütze! Du arbeite! 1 Buchmalerei (Sachsenspiegel, um 1315) Wenn ein Lehen vergeben wurde, war das ein feierlicher Akt, eine Art Vertragsabschluss. Der Lehensherr gab dem Vasallen die Hand. Dies war ein Zeichen der Unterwerfung des Vasallen. Man nennt das „Handgang“. Häufig wurde ein Gegenstand als Symbol für das Lehen übergeben, zum Beispiel ein Schlüssel oder eine Fahne. Bei der „Huldigung“ kniete der Vasall vor dem Lehensherrn oder beugte das Knie. Die Vertragspartner schworen sich gegenseitige Treue. 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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