Bausteine Geschichte 2, Schulbuch

102 Herrschaft im Mittelalter Wer wird Kaiser? Namen und ihre Bedeutung In der Antike herrschten die römischen Kaiser über die damals bekannte Welt. Der Name des berühmten römischen Herrschers Cäsar wurde nach seinem Tod langsam zur Bezeichnung für „Herrscher“. Der lateinische Name Cäsar veränderte sich in der deutschen Sprache zu Kaiser und in der russischen zu Zar. Im Heiligen Römischen Reich wurde ein König gewählt, der dann vom Papst zum Kaiser gekrönt und gesalbt wurde. Das antike Römische Reich diente als Vorbild. Der Begriff „Heilig“ soll deutlich machen, dass Gott mit dieser Herrschaft einverstanden ist. Wer die größte Macht besaß, der Papst, der Kaiser oder die einzelnen Fürsten des Landes konnte sehr unterschiedlich und sehr umstritten sein. Der erste Kaiser im Mittelalter Karl der Große (768–814) war König der Franken. Er konnte seine Herrschaft weit ausdehnen. Die Grenzen seines Reiches schützte er durch Marken. Das waren Gebiete, in denen Adelige und ihre bewaffneten Untergebenen die Grenzen bewachten. Als mächtigster Herrscher in Europa half Karl der Große dem Papst, als dieser von Feinden bedroht wurde und um seine Herrschaft fürchten musste. Zum Dank machte der Papst den Frankenkönig zum Kaiser. Karl wurde im Jahr 800 vom Papst in Rom gekrönt und wie ein Priester mit geweihtem Öl gesalbt. So sollte deutlich gemacht werden, dass der Kaiser seine Herrschaft von Gott erhalten hätte. Er konnte folglich „von Gottes Gnaden“ seine Macht ausüben. Die Kaiser hatten dadurch viele Jahrhunderte großen Einfluss auf die Kirche. Ab 1530 wurden die Kaiser nicht mehr vom Papst gekrönt, trotzdem beriefen sie sich auf die Gnade Gottes. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es bis zu seinem Ende 1806 Kaiser. A B Geistliche* und weltliche* Macht (Buchmalerei im „Sachsenspiegel“, um 1300/1315, Heidelberger Universitätsbibliothek) Der Krummstab (= Bischofsstab) mit der schneckenförmigen Spitze ist das Symbol für Bischöfe und Päpste. Spitze Hüte weisen im Mittelalter oft Päpste aus. Schwert und Krone sind Machtzeichen von Königen. Im 11. und 12. Jahrhundert waren sich Kaiser und Papst nicht einig, wer den höheren Rang habe. Heinrich IV. und Papst Gregor VII. stritten 1076 besonders heftig über die Frage, wer neue Bischöfe und Äbte bestimmen durfte. Man nennt diesen Konflikt den Investiturstreit*. Der Papst verbannte Heinrich aus der Kirche*. Die Fürsten drohten mit der Wahl eines neuen Herrschers. Heinrich IV. musste sich entschuldigen. 1 „3. Nur der Papst allein kann Bischöfe absetzen und auch wieder einsetzen. 9. Alle Fürsten haben die Füße einzig und allein des Papstes zu küssen. 12. Der Papst kann Kaiser absetzen. 19. Der Papst darf von niemandem verurteilt werden. 22. Der Papst irrt sich nie. 27. Der Papst kann Untertanen vom Treue-Eid gegen ungerechte Herrscher entbinden.“ Quelle: Ausgewählte Forderungen des Papstes 1075 an Heinrich IV. (übersetzt und vereinfacht) 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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