Das Zahlenbuch 1, Lehrerband

10 Spielerisches Lernen Schulanfänger sind keine Lernanfänger, auch nicht in der Mathematik. In diesem Satz kann man die Erkenntnisse bündeln, die in den letzten Jahrzehnten über die Vorkenntnisse von Schulanfängern gewonnen wurden. Generell steht aus unserer Sicht im vorschulischen Bereich das spielerische Lernen im Vordergrund. Dementsprechend sind im Programm des ZAHLENBUCHs weitere Spielmaterialien entwickelt worden, die zusätzlich zur Entwicklung numerischer Bewusstheit beitragen sollen. Im Kern geht es darum, dass sich die Kinder im Spiel mit den wesentlichen Zahlaspekten anhand der Zahlen bis 10 auseinandersetzen: Bei den Spielen „Würfeltürme“ und „Wer hat mehr?“ geht es um die Entwicklung eines kardinalen Zahlaspekts. Diese Spiele werden im Schulbuch aufgegriffen, wobei die operative Erarbeitung der mathematischen Hintergründe stärker in den Vordergrund tritt: Die Kinder erforschen hierbei die Eigenschaften der Zahlen. Inhalte des Themenblocks Die Themen der Frühförderung werden im Bereich Zahlen in vollem Umfang behandelt. Der Nachdruck liegt dabei auf der strukturierten Anzahlerfassung: Unstrukturierte Mengen von beweglichen Plättchen sollten immer erst strukturiert werden, wobei durchaus unterschiedliche Strukturierungen zur Geltung kommen sollten. In der Volksschule muss deutlich werden, dass es sich bei der strukturierten Anzahlerfassung um ein „rechnendes Zählen“ handelt. Beispiel: Die Anzahl der Plättchen dieser Menge kann folgendermaßen ermittelt werden: „3 und 3 sind 6 und 1 dazu sind 7.“ Bei fortgeschrittenen Zahlkenntnissen kann ein Kind auch Gruppen mit 4 und 3 Plättchen „auf einen Blick“ sehen und dann 4 und 3 zu 7 zusammenrechnen. Wie man sieht, ist schlichtes Zählen bei der Anzahlbestimmung keineswegs verboten, sondern wird einbezogen. Es ist zu beachten, dass beim „rechnenden Zählen“ im Grunde genommen schon „gerechnet“ wird. Dabei werden die Rechnungen ganz bewusst noch nicht aufgeschrieben. Die formale Notation mit Symbolen hat ihre eigenen Schwierigkeiten, mit denen man die Zahlbegriffsentwicklung am Anfang nicht belasten darf. Die Anzahlbestimmung ist umso einfacher, je besser die zu zählenden Objekte strukturiert sind. Im weiteren Unterricht werden bei größeren Anzahlen aus gutem Grund Anschauungsmittel benutzt, die übersichtlich strukturiert sind, besonders das Zehnerfeld und das Zwanzigerfeld – aber auch die Finger werden genutzt, um bei den Kindern über die Kraft der Fünf und später auch die Kraft der Zehn Vertrauen in die Struktur des Zahlenraums aufzubauen. „Kraft der Fünf“ Eine besondere Bedeutung kommt bei der Strukturierung des Zwanzigerraums der Zahl 5, der Hälfte von 10, zu. Es gibt gute Gründe, die Zahl 5 beim Rechnen besonders hervorzuheben: 1. Die menschliche Hand hat 5 Finger. Da die Menschen in der Urzeit die Finger zum Zählen benutzten, hat sich die 5 als eigene Zähleinheit zwangsläufig ergeben. 2. Die meisten Kulturvölker benutzten die Kraft der Fünf in der einen oder anderen Form für die Darstellung von Zahlen – man denke nur zum Beispiel an die bekannten römischen Zahldarstellungen, aber auch an die Strichlisten, in denen vier einzelne Striche durch einen Querstrich ergänzt zu einem Fünfer werden. 3. Psychologische Experimente zeigen, dass das Gehirn in der Lage ist, bei ungeordneter Plättchenmengen die Anzahl relativ schnell zu erfassen, wenn diese klein ist. Die Zahl 5 markiert dabei die Grenze, nach der die Anzahlbestimmung deutlich mehr Zeit erfordert. Die 5 ist also die Grenze der „Simultanerfassung“. Aus diesen Gründen werden Arbeitsmittel genutzt, bei denen die Zahl 5 prägnant zur Geltung gebracht wird: Das Zehnerfeld besteht aus zwei Reihen mit fünf Feldern, die über- oder nebeneinander angeordnet sind: Das später eingeführte Zwanzigerfeld besteht aus zwei Zehnerfeldern bzw. vier Teilen mit je fünf Feldern: Diese Struktur kehrt auch auf der Rückseite der Wendekarten wieder. Der Fünfer kommt auch beim Geld vor. Gerade bei Kindern, die am Abzählen von Einern „kleben“, empfiehlt sich der Einsatz von Geld als Arbeitsmittel. Die bei Geld übliche Sprechweise „Fünfer“ ist auch für den Unterricht relevant. Sie bringt die Zusammenfassung von fünf Einern zu einer neuen Einheit treffend zum Ausdruck. Praktisch bedeutet Kraft der Fünf, dass die Zahlen unter 5 und zwischen 5 und 10 zur 5 in Beziehung gesetzt werden: 6 = 5 + 1 7 = 5 + 2 8 = 5 + 3 9 = 5 + 4 Wenn diese Beziehungen im Kopf „fest verdrahtet“ sind, lassen sich Aufgaben des Einspluseins und des Einsminuseins einfach legen und damit auch einfach rechnen – die Rechenstrategien leiten sich aus den Kenntnissen über die Zerlegungen der Zahlen ab. Die Aufgabe 6 + 7 lässt sich dann wie folgt legen und berechnen: 6 stellt sich als 5 + 1, 7 als 5 + 2 dar. Das Ergebnis 13 ist offensichtlich, da 5 + 5 = 10 und 1 + 2 = 3 ist. Themenblock Entwicklung des Zahlbegriffs Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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