80 Globalisierung Wiederaufbau und Wirtschaft nach 1945 Infolge des Zweiten Weltkriegs waren weite Landstriche Europas verwüstet. Ein großer Teil der Infrastruktur, wie Verkehrswege, Energieversorgung und Industrieanlagen, war nicht mehr funktionsfähig, viele Städte und Wohnhäuser waren zerstört. Neben der Wiedererrichtung demokratischer Staatsformen stand bei der Unterstützung der USA für Europa ein groß angelegtes Hilfsprogramm für den Wiederaufbau im Vordergrund. US-Außenminister George Marshall erkannte die schlechte wirtschaftliche Lage europäischer Länder und entwarf den Plan, Wirtschaftshilfe in Form von Warenlieferungen (z.B. Rohstoffe, Maschinen, Nahrungsmittel) und Krediten zu leisten (European Recovery Program, ERP). Die am Marshallplan teilhabenden europäischen Länder (16) bildeten 1948 die Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC). Sie koordinierten die Wiederaufbaupläne sowie die ERP-Mittel und förderten den Aufbau der Wirtschaft in Europa durch Zusammenarbeit. Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit ging 1961 die OECD hervor. Die USA investierten rund 13 Milliarden Dollar in Europa (1948–1952), was auch ihnen Vorteile brachte. Sie gewannen Absatzmärkte für ihre Produkte und Wirtschaftspartner. Zudem wurden teilhabende Länder zu politischen Verbündeten (z. B. Österreich). Die im Einflussbereich der Sowjetunion stehenden osteuropäischen Volksdemokratien mussten die Marschallplan-Hilfe ablehnen. Die UdSSR sahen im Marshallplan eine Bedrohung, da die USA dadurch in diesen Regionen an politischem und wirtschaftlichem Einfluss gewonnen hätten. Als Gegenorganisation zur OEEC wurde unter der Führung der Sowjetunion 1949 der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), auch bekannt als COMECON, gegründet. Somit waren im Nachkriegseuropa zwei global agierende, doch nach politischen Machtblöcken getrennte Wirtschaftszonen entstanden. › Hilfsgelder aus dem Marshallplan für Österreich wurden auf ein gesperrtes Konto bei der Nationalbank einbezahlt. Dieses ging 1962 in den Besitz der Republik über; aus dem ERP-Fonds werden bis heute österreichische Unternehmen bei Investitionen mit Krediten unterstützt. P OECD: Organization for Economic Cooperation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung); 38 Mitgliedsstaaten (Stand 2021); Ziel ist die Förderung einer Politik, die das Leben der Menschen weltweit in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht verbessert. P COMECON: Council for Mutual Ecomomic Assistance; aufgrund der politischen Umwälzungen 1991 aufgelöst; Ziel war die Vernetzung der Volkswirtschaften des Ostblocks und deren Produktion. › COMECON-Staaten verfolgten die Planwirtschaft. Dabei schreibt der Staat in langfristigen Plänen („Fünfjahresplan“) fest, welche Produkte erzeugt bzw. welche Dienstleistungen für die Gemeinschaft erbracht werden müssen. OECD-Staaten hingegen gingen nach dem System der Marktwirtschaft vor, bei dem das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bzw. die Interessen von Anbietenden und Konsumierenden im Vordergrund standen. O S. 93, Ü3 A9 • Beschreibe alle Elemente der Plakate in Hinblick auf wirtschaftliche und politische Hintergründe. • Erkläre anhand der beiden Plakate und mithilfe des Textes Strategien des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in westlich orientierten Ländern und Ländern des ehemaligen Ostblocks. • Interpretiere die Aussagen, die in den beiden Plakaten indirekt dargelegt werden. (HMK, PMK) M12 Plakat für den Marshallplan, 1948 Plakat für den Fünfjahresplan, 1951 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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