79 Globalisierung Volkserhebungen im Ostblock – „Panzerkommunismus“ Alle seit 1949 entstandenen Volksdemokratien waren politisch und wirtschaftlich vollständig von der Sowjetunion abhängig. Alle Auflehnungen und Versuche in der DDR, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen, scheiterten. In Ungarn setzten sich revolutionäre Kräfte für freie Wahlen, Pressefreiheit, Unabhängigkeit und Neutralität ein. Auch die kommunistische Regierung unter Ministerpräsident Imre Nagy unterstützte diese Forderungen. Die Sowjets schlugen die Volkserhebung im November 1956 gewaltsam nieder. Die Regierung wurde abgesetzt, Politikerinnen und Politiker, Intellektuelle und Militärangehörige verhaftet. Nagy wurde von der neuen ungarischen Regierung verurteilt und 1958 hingerichtet. Rund 200.000 Menschen flüchteten nach der Niederschlagung des Volksaufstands nach Österreich. Sie erhielten Asyl und standen unter dem Schutz der Vereinten Nationen (UNHCR). Nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge verblieb in Österreich, der Großteil wanderte weiter (v. a. in andere westeuropäische Staaten, in die USA, nach Kanada oder Australien). In der Tschechoslowakei wollte der Politiker Alexander Dubček durch Reformen eine neue Form des Sozialismus erschaffen. Durch eine Liberalisierung der Gesellschaft sollte der Sozialismus ein „menschliches Antlitz“ bekommen. Er forderte u.a. die Befreiung von der politischen Bevormundung durch die UdSSR, Meinungs-, Presse-, und Reisefreiheit und eine Verbesserung der Versorgungslage. Im August 1968 wurde der sogenannte „Prager Frühling“ durch den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen beendet. Der sowjetische „Panzerkommunismus“ bereitete der Oppositionsbewegung ein Ende. Ebenfalls nach massivem Druck seitens der Sowjetunion schlug die polnische Armee 1981 einen Aufstand der Gewerkschaft „Solidarnos´ć“ nieder. Friedenssicherung durch Vernunft und das Ende des Kalten Krieges Um die Gefahr eines Atomkrieges zu bannen, mussten Verhandlungen über Abrüstung geführt werden. Erster Erfolg war der Atomwaffensperrvertrag (1970), der die Weitergabe von Kernwaffen verbietet. Den Vertrag haben bislang 191 Staaten unterzeichnet. Die „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE, heute OSZE) setzte wichtige Schritte für Frieden und Abrüstung. 1975 unterzeichneten 35 Mitgliedsstaaten der NATO, des Warschauer Pakts und andere europäische Länder die Schlussakte von Helsinki. Sie verpflichteten sich u. a. Konflikte friedlich und ohne Gewalt beizulegen, zur Nichteinmischung in innere Angelegenheiten der Staaten und zur Einhaltung der Menschenrechte. Bei einem KSZE-Treffen 1990 in Paris wurde eine „Charta für ein neues Europa“ beschlossen und damit der Kalte Krieg und die Teilung Europas offiziell beendet. › Das ehemalige Jugoslawien, das unter Tito (1945– 1980) einen von der UdSSR unabhängigen politischen Weg verfolgte, war führend in der sog. „blockfreien Bewegung“. Sie verurteilte in der Zeit des Ost-West-Konfliktes die Blockbildung wegen der Gefahr eines neuen Weltkrieges und setzte sich für Frieden und Abrüstung ein. Auch wollte man verhindern, dass durch die Entkolonialisierung unabhängig gewordene Staaten in den Sog des westlichen oder östlichen Lagers gerieten. › Selbst um den Weltraum herrschte im Zuge des Kalten Krieges ein erbitterter Wettstreit. Die UdSSR gewann das Rennen um den ersten Menschen im All (1960), der USA gelang der erste bemannte Raumflug zum Mond (1969). › Entscheidend für das Ende der Teilung Europas waren politische Reformen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow. Sie führten zum Zerfall der Sowjetunion (1991) und zu den „sanften“ Revolutionen in Osteuropa. O Europäisierung, S. 102 Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky unterschreibt die Schlussakte von Helsinki, Foto, 1975 tq859i Der Kalte Krieg Panzer in Prag am 21. August 1968, Truppen des Warschauer Pakts besetzen die Tschechoslowakei, Foto A8 • Erkläre anhand von Text und Foto den Begriff „Panzerkommunismus“. • Recherchiere anhand des Links (Randspalte) und Textes die Bedeutung des Ausdrucks „Gleichgewicht des Schreckens“. • Nimm anhand deiner Erkenntnisse Stellung zum Thema Friedenssicherung. (HSK, HOK) M1 T2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=