querdenken 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

65 Holocaust Völkermord in Srebrenica Der Bosnienkrieg (1992–1995) war von unglaublicher Grausamkeit und Brutalität gekennzeichnet. In Bosnien-Herzegowina lebten Muslime (44 %), bosnische Serben (32 %) und bosnische Kroaten (ca. 17%) zusammen. Die Bevölkerungsvielfalt führte im Krieg aber zu gegenseitigen Vertreibungen, da man „ethnisch reine“ Regionen schaffen wollte. Nach Ausrufung der Unabhängigkeit in BosnienHerzegowina im März 1992, die die bosnischen Serben aber nicht anerkannten, brachen bewaffnete Kämpfe aus. Unter Präsident Radovan Karadžić und der militärischen Führung von Ratko Mladić brachte die Armee der bosnischen Serben bis Ende 1992 rund 70 % des Gebiets von Bosnien-Herzegowina unter ihre Kontrolle. Dabei kam es zu „ethnischen Säuberungen“, die besonders die muslimische Bevölkerung betraf. Sie wurden in Lager deportiert und vielfach umgebracht. Frauen wurden massenhaft Opfer von Vergewaltigungen. Im Krieg war die Stadt Srebrenica zu einer Zufluchtsstätte für bosnische Muslime geworden. Obwohl die Vereinten Nationen dort eine UN-Schutzzone zur Kontrolle der Waffenruhe sowie zum Schutz und der Versorgung der Bevölkerung errichtet hatten, konnten die UN-Truppen die Sicherheit der Bevölkerung nicht gewährleisten. Bosnisch-serbische Truppen unter Ratko Mladić nahmen am 11. Juli 1995 Srebrenica ein. Tausende bosnische Flüchtlinge versuchten daraufhin zu entkommen bzw. sich in der UN-Schutzzone Potočari in Sicherheit zu bringen. Mladić ließ Frauen und Mädchen abtransportieren, die zurückgebliebenen bosnischen Männer, geschätzte 8.000, wurden ermordet und in Massengräbern verscharrt. Das Massaker von Srebrenica gilt als grausamer Tiefpunkt der „ethnischen Säuberungen“ im Bosnienkrieg. Im Dezember 1995 wurde mit der Unterzeichnung des Abkommens von Dayton der Bosnienkrieg beendet. Bosnien-Herzegowina blieb ein einheitlicher Staat. Die festgelegte Untergliederung des Gebietes in eine muslimisch-kroatische und eine serbische Teilrepublik verursacht aber bis heute Probleme im politischen Zusammenleben der drei Bevölkerungsgruppen. Srebrenica-Potočari-Gedenkstätte, Genozid-Denkmal, Foto, 2013 › Radovan Karadžić, bosnisch-serbischer Politiker und 1992–1996 Präsident von Bosnien-Herzegowina, wurde 2019 wegen Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während seiner Amtszeit als Präsident vom UN-Gerichtshof in Den Haag (ICTY) zu lebenslanger Haft verurteilt. › Ratko Mladić wurde auch als „Schlächter vom Balkan“ bezeichnet. Nach den Jugoslawienkriegen erhob das UNO-Tribunal Anklage gegen den serbischen Nationalisten. Er wurde im letzten Verfahren 2017 zu lebenslanger Haft wegen Völkermords verurteilt. Die Anklagepunkte gegen ihn spiegeln die traumatischen Ereignisse im Bosnienkrieg wider: Verantwortung für Mord an mehreren tausend muslimischen Männern, Zwangsumsiedlungen von ca. 30.000 muslimischen Frauen, Kindern und alten Menschen, Vergewaltigungen und große Zerstörungen. A16 • Ermittle anhand des Textes die Vorgehensweise der am Krieg beteiligten Bevölkerungsgruppen. • Analysiere die Karte in Bezug auf die Problematik, die sich zwischen den Ethnien entwickelte. (AW, HMK) M4 Die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag wurde installiert, um die Kriegsverbrechen in den Jugoslawienkriegen zu ahnden und strafrechtlich zu verfolgen. Gegen insgesamt 161 Personen wurde Anklage erhoben, 84 davon wurden verurteilt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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