62 Holocaust Völkermord in Ruanda Die europäische Kolonialpolitik hinterließ in vielen Regionen Afrikas zahlreiche soziale und politische Probleme. Der ethnische Konflikt zwischen den Völkern der Bahutu (Hutu) und der Batutsi (Tutsi) im Jahr 1994 hatte seine Wurzeln in der Politik der deutschen bzw. der belgischen Kolonialmacht. Diese setzten die Tutsi-Minderheit, die schon in vorkolonialer Zeit dominant gewesen war, als herrschende Schicht ein. Die Mehrheit der Hutu (knapp 90 % der Bevölkerung) fühlte sich zunehmend ausgenutzt und unterdrückt. Eine gemeinsame Identität als Staatsvolk entwickelte sich nie. Nach Beendigung der belgischen Kolonialherrschaft kehrten sich 1962 die Machtverhältnisse um. Nun unterdrückten die autoritär regierenden Hutu die Tutsi, die ihren Machtverlust aber nicht hinnehmen wollten. Immer wieder kam es zu Übergriffen und Massakern. 1973 kam der Hutu Juvénal Habyarimana durch einen Militärputsch an die Macht, der weiterhin die Volksgruppe der Hutu begünstigte. Uganda, das im Norden an Ruanda grenzt, wurde die Heimstätte der Exil-Tutsi, die die Ruandische Patriotische Front (FPR) gründeten. 1990 fielen rund 12.000 FPR-Kämpfer in Ruanda ein und eroberten Teile des Nordens. Der UN-Sicherheitsrat beschloss am 1. November 1993 eine Assistenz-Mission (UNAMIR) nach Ruanda zu entsenden, um die Stabilisierung des Landes zu unterstützen. Die UN-Mission wurde jedoch von der ruandischen Bevölkerung als Kolonialarmee empfunden und v.a. von den Hutu nicht anerkannt. Anfang 1994 unterrichtete der Leiter der UNAMIR-Mission, General Roméo Dallaire, die UNO über einen drohenden Völkermord. Filmplakat, Foto, 2010 › „Hotel Ruanda“ ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2004. Der Film erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte über die Rettung von 1.200 Menschen während des Völkermordes in Ruanda 1994. › Erst 20 Jahre nach dem Völkermord stellte die internationale Staatengemeinschaft finanzielle Mittel für die Friedenssicherung und Vergangenheitsaufarbeitung zur Verfügung. Die Maßnahmen konzentrieren sich v. a. auf die Einführung einer Rechtsstaatlichkeit, eine politische und gesellschaftliche Demokratisierung, Versöhnungsprojekte und die Rehabilitierung von Genozidopfern. P UNAMIR, United Nations Assistance Mission for Rwanda, Truppe der Vereinten Nationen zur Friedenssicherung in Ruanda 633h4u UNAMIR in Ruanda Gebeine von Ermordeten Tutsi, Foto, 2000 Nachdem am 6. April 1994 das Präsidentenflugzeug mit Habyarimana an Bord abgeschossen worden war, eskalierte die Situation. Angehörige der HutuMehrheit ermordeten drei Viertel der Tutsi-Bevölkerung und moderate Hutu, die sich gegen den Völkermord stellten bzw. sich nicht beteiligen wollten. Etwa eine Million Menschen wurde grausam ermordet, die UNAMIR konnte dagegen nichts unternehmen. Durch das militärische Eingreifen der FPR unter dem Tutsi Paul Kagame wurden die Massaker nach ca. drei Monaten beendet. Kagame wurde Staatspräsident und die FPR zur herrschenden Regierungspartei. Unter seiner Regierung flohen wiederum rund zwei Millionen Hutu in benachbarte Länder. Flüchtlingsströme, Gewaltexzesse, Epidemien und Mangelversorgung prägen die Region bis heute in dramatischer Weise. A13 • Recherchiere mithilfe des Internetlinks in der Randspalte über den Einsatz von UNAMIR in Ruanda. • Arbeite die wesentlichen Probleme von damals heraus. • Nimm Stellung zu der Notwendigkeit von internationalen Friedenstruppen. (PHK) T2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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