querdenken 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

55 Holocaust Erfahrungen einer verfolgten Romni Ceija Stojka – Schriftstellerin, Malerin und Sängerin – war Zeitzeugin des Holocaust. Sie entstammte einer burgenländischen Roma-Familie, die im Sommer als Pferdehändler durch das ländliche Österreich fuhr und die Winter in Wien verbrachte. Wie viele andere Romnija und Roma wurde auch sie von den Nationalsozialisten grausam verfolgt. Ceija Stojkas Vater wurde 1941 von Wien in das KZ Dachau verschleppt und ermordet. Im selben Jahr wurde sie als Achtjährige gemeinsam mit ihrer Mutter und weiteren Verwandten nach Ausschwitz-Birkenau deportiert. Sie wurde als Arbeitssklavin missbraucht, geschlagen, gepeinigt und musste hungern. 1944 kam sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester in das Konzentrationslager Ravensbrück, danach wurde sie nach Bergen-Belsen gebracht, wo im April 1945 die Befreiung erfolgte. Rückkehr und Leben nach 1945 Ceija Stojka kehrte nach Österreich zurück und lebte bis zu ihrem Tod in Wien. Über ihre Kindheitserfahrungen in drei Konzentrationslagern schrieb sie das Buch „Wir leben im Verborgenen“. In diesen Erinnerungen berichtet sie auch über die Benachteiligung von Romnija und Roma in Österreich nach 1945. Die Vorurteile aus der NS-Zeit waren nicht verschwunden, die als „Zigeuner“ verfolgten Menschen hatten es in Österreich daher schwer, als Opfer der NS-Verfolgung anerkannt zu werden und dementsprechende Entschädigungsleistungen zu erhalten. Der Völkermord an den Romnija und Roma fand im Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung lange keinen Platz. › Von der Großfamilie überlebten nur Ceija Stojka, ihre Mutter und vier ihrer Geschwister. Auch ihr jüngster Bruder wurde in Auschwitz ermordet. Ceija Stojka (1933–2013), Foto, 2005 2014 wurde im Bezirk Neubau (Wien) ein Platz nach Ceija Stojka benannt, Foto, 2022 › Ihre traumatische Kindheit im KZ verarbeitete Ceija Stojka auf künstlerische Weise. Neben dem Schreiben malte sie und schuf eine Serie von Bildern über ihre Erfahrungen in Auschwitz, Ravensbrück und BergenBelsen. A6 • Analysiere anhand der Zeichnung Ceija Stoikas Erfahrungen und möglichen Gefühle eines Kindes in Auschwitz-Birkenau. • Rekonstruiere aus der Textquelle Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgung auf das spätere Leben von Ceija Stoika. (HMK) M1 M7 Ich träum immer davon. Vom Stacheldraht, vom Gestöhne und vom Schreien der Menschen. Alpträume […] Manchmal, wenn ich in der Früh die Augen aufmach, mein Gott, schon wieder hab ich den Geruch in der Nase von den Verbrennungen. Ja, die Träume kommen ganz von allein, ohne daß man etwas tut, und man kann sie nicht so wegwischen: Ich hab nur geträumt. Ich hab das ja erlebt, und mit großer Angst, jeden Tag. Stojka, Wir leben im Verborgenen, 1988, S. 105 „Mama wach auf. 1944“, Ölmalerei, Ceija Stojka, 2009 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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