querdenken 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

40 Faschismus Alltagswelten in Demokratie und NS-Diktatur Das Bild der Frau im Wandel Während des Ersten Weltkriegs waren die meisten Männer als Soldaten eingezogen und Frauen übernahmen ihre Arbeit (z.B. in Banken, Büros oder auch in Rüstungsbetrieben). Frauen erkämpften sich auch die Möglichkeit der politischen Mitbestimmung, so wurde etwa in Österreich 1918 das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Frauen durchgesetzt. Dies war ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher und rechtlicher Gleichstellung. Nach der Rückkehr der Männer aus dem Krieg war es für Frauen aber schwierig, ihre neuen Arbeitsbereiche zu behalten. Dennoch stellten Frauen Mitte der 1920er-Jahre etwa ein Drittel aller Angestellten. Telefonistin, Sekretärin oder Verkäuferin wurden klassische Frauenberufe. Frauen erhielten für die gleiche Arbeit allerdings weniger Lohn als Männer. Die vielen Arbeiterinnen an Fließbändern in Fabriken waren noch schlechter gestellt. Zusätzlich zur Berufstätigkeit übernahmen Frauen die Hausarbeit und die Kindererziehung, was eine erhebliche Mehrfachbelastung war. Obwohl die Berufstätigkeit von Frauen in dieser Zeit immer selbstverständlicher wurde, gab es für viele Frauen v. a. in ländlichen Gebieten nur wenig positive Veränderungen. Filme, Werbung und Zeitschriften verbreiteten das veränderte Frauenbild einer berufstätigen, selbstständigen und emanzipierten Frau. Dies zeigte sich besonders im Aussehen und in der Mode: Frauen trugen kurze Haare, schminkten sich und legten das einengende Korsett ab. Die Röcke wurden kürzer und manche Frauen trugen auch Hosen. Auch das Verhalten von v.a. jungen Frauen in den Großstädten änderte sich: Sie gingen aus zum Tanzen, trieben Sport und manche fuhren Auto. › Bubikopf nannte man eine Kurzhaarfrisur für Mädchen und Frauen, die um 1920 modern wurde. Sie war beeinflusst von den Vorstellungen eines knabenhaften Frauenbildes der damaligen Zeit. O Gesellschaftlicher Wandel, S. 158 Marlene Dietrich, Foto, 1930 P Dadaismus: Bewegung in Kunst und Literatur, richtet sich gegen alle vorherigen Kunststile, im Mittelpunkt steht die Provokation Hugo Baal, dadaistisches Lautgedicht „Karawane“, 1917 O S. 47, Ü5 A13 • Erkläre anhand des Inputtextes den Wandel des Frauenbildes nach dem Ersten Weltkrieg. • Erörtere anhand der Bilder die u. a. in den 1920er-Jahren in Zeitschriften und Filmen verbreitete Vorstellung von einer selbstständigen und emanzipierten Frau. (HMK) M1 Telefonistinnen mit Bubikopf-Frisur, Foto, 1920 Modernes Stadtleben Während der 1920er-Jahre erlebte u. a. Berlin eine starke Modernisierung und zog viele Menschen an. In der Stadt herrschte eine offene und tolerante Atmosphäre, es gab viele Unterhaltungsmöglichkeiten (z. B. Tanzlokale, Kabaretts, Cafés, Kinos). Filmstars wie Marlene Dietrich wurden zum Symbol der modernen Zeit. Neue Modetänze wie z.B. Charleston und Tango lösten große Tanzbegeisterung aus, die Jazz-Musik erfreute sich großer Beliebtheit. In der Kunst entwickelten sich neue Stilrichtungen, wie z.B. Dadaismus und Expressionismus. Kunst, Kultur und Literatur wurden als Plattform für Kritik gegen Missstände und Politik genutzt. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung endete diese kulturelle Vielfalt. Von Frauen forderte man nun ein „Zurück an den Herd“ und das Gebären vieler Kinder. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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