39 Faschismus Kindertransporte | extra Nachdem Berichte über Gewalt und Terror gegen die jüdische Bevölkerung in der Nacht vom 9. auf den 10. November (Novemberpogrom) im Ausland bekannt geworden waren, gestattete die britische Regierung auf Initiative von jüdischen Organisationen die Einreise jüdischer Kinder nach Großbritannien. Verfolgte Kinder bis 17 Jahren sollten Asyl auf der britischen Insel erhalten, allerdings mussten sie alleine reisen, denn ihre Eltern durften sie nicht begleiten. Der erste Zug mit 196 Kindern verließ Berlin am 30. November 1938 in Richtung London. Aus Wien fuhr der erste Kindertransport am 10. Dezember 1938 ab. Durch diese Transporte in eine fremde Welt fanden rund 2.800 österreichische Kinder Zuflucht in Großbritannien. Insgesamt wurden zwischen Dezember 1938 und September 1939 (Kriegsbeginn) etwa 10.000 Kinder aus dem Deutschen Reich, dem ehemaligen Österreich, Polen und der Tschechoslowakei gerettet. In Großbritannien wurden die Kinder bei Pflegefamilien oder in Kinderheimen untergebracht. „Für das Kind: Mahnmal gegen das Vergessen“ am Wiener Westbahnhof. Die Bronzeskulptur wurde 2008 zur Erinnerung an die „Kindertransporte“ zur Rettung jüdischer Kinder vor den Nationalsozialisten errichtet, Foto, 2015 › Obwohl sich viele ehemalige Kindertransportkinder gerne an ihre Pflegefamilien erinnern, gibt es auch Berichte darüber, dass manche Kinder von ihren Pflegeltern als billige Dienstboten bzw. als Kindermädchen ausgenutzt wurden. Kindertransport-Skulptur am Bahnhof Liverpool Street Station in London, wo viele der Kinder ankamen, Foto, 2006 Jüdische Kinder aus Berlin und Hamburg treffen am Bahnhof Waterloo Station in London ein, Foto, 2.2.1939 Aber die Hoffnung, Hans in Sicherheit bringen zu können, war wie ein Licht im Dunkel. Also beantragten wir für ihn ein Ausreisevisum nach England. Der Grad der Verzweiflung, in die man getrieben werden kann, zeigt sich am deutlichsten in dieser Umkehr natürlicher Gefühle und Prinzipien. Glücklich sein worüber? Darüber, seinen kleinen, neunjährigen Jungen in ein fremdes Land zu schicken, dessen Sprache er nicht spricht, zu Leuten, die man nicht persönlich kennt, und die Ungewissheit, ob man ihn jemals wieder sieht? Es war eine außergewöhnliche Entscheidung, unser Kind wegzugeben und es die Schlesingers, die wir nie getroffen haben, in ihre Obhut nehmen zu lassen, ihnen die Verantwortung für sein Aufwachsen, die Erziehung und die damit zusammenhängenden finanziellen Belastungen zu übertragen. Hans jedoch in Deutschland zu lassen, wäre einer Katastrophe gleichgekommen. Levy, in: Harris/Oppenheimer, Kindertransport in eine fremde Welt, S. 142 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten viele auf diesem Weg gerettete Kinder erkennen, dass sie ihre Eltern nie mehr wiedersehen würden. Sie waren in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet worden. Nur rund ein Zehntel dieser Kinder fand seine Eltern wieder. Hans’ Mutter hatte überlebt, sein Vater war ermordet worden. A12 • Arbeite aus der Textquelle die Perspektive der Mutter heraus. • Diskutiert in der Klasse über mögliche Probleme, die sich für betroffene Kinder, die mit Kindertransporten gerettet wurden, ergeben haben. (HMK) M7 T1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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