29 Faschismus Italien wird eine Diktatur Zwar zählte das Königreich Italien zu den Siegermächten des Ersten Weltkriegs, doch wie viele andere europäische Länder litt es unter wirtschaftlichen Problemen und hatte mit politischen Unruhen zu kämpfen. Benito Mussolini versprach Ordnung und Einheit in Italien wiederherzustellen, er präsentierte sich als „Retter der Nation“. Er war Mitbegründer der faschistischen Bewegung (1919) und wurde ihr Führer („Duce“). Die Mitglieder der Bewegung trugen Uniformen mit schwarzen Hemden, daher nannte man sie auch „Schwarzhemden“. In Kommunistinnen und Kommunisten bzw. Sozialistinnen und Sozialisten sah er seine Hauptgegner; sie wurden verfolgt und terrorisiert. Im Zuge einer Regierungskrise 1922 drohte Mussolini mit einer gewaltsamen Machtübernahme durch einen Marsch seiner Stoßtrupps nach Rom, falls er nicht zum Regierungschef ernannt würde. Derart erpresst, bestellte ihn der König zum Ministerpräsidenten. Schrittweise schaffte Mussolini bis 1925 das parlamentarische System ab und errichtete eine faschistische Diktatur: Er schaltete das Parlament aus, hob die demokratischen Grundrechte auf, verbot alle Parteien bis auf die faschistische, er unterdrückte und verfolgte politisch Andersdenkende und rüstete das Heer auf. Auch die Erziehung wurde zur Staatssache, denn Kinder und Jugendliche sollten nach Mussolinis Grundsatz „glauben, gehorchen, kämpfen“. Trotz wirtschaftlicher Großprojekte (z. B. Straßen- und Kraftwerksbauten, Ausbau der Rüstungsindustrie) sank die Arbeitslosigkeit in Italien nur für kurze Zeit. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 verschlechterten sich die Lebensbedingungen der italienischen Bevölkerung weiter. Mussolini wollte Italiens Macht vergrößern und überfiel 1935 Abessinien (heute Äthiopien und Eritrea). Hierbei erhielt er auch finanzielle Unterstützung aus Deutschland, wo inzwischen Adolf Hitler an die Macht gekommen war. P Benito Mussolini (1883– 1945), Ministerpräsident Italiens 1922–1943; regierte ab 1925 autoritär (diktatorisch), 1945 hingerichtet › Die Faschisten behaupteten, sie hätten die Machtübernahme ihrem „Marsch auf Rom“ zu verdanken. Doch die Stoßtrupps trafen erst am Tag nach Mussolinis Ernennung zum Regierungschef in Rom ein. Italienische Propagandapostkarte, um 1930 (Übersetzung: Wer rettete Italien? – Bolschewismus. – Der Faschismus!!) › Abessinien war ein Kaiserreich in Ostafrika. Der italienischen Besatzungsherrschaft, die gegen das Völkerrecht verstieß, fielen bis 1941 zwischen 350.000 und 760.000 Menschen zum Opfer. Das waren etwa vier bis acht Prozent der damaligen abessinischen Bevölkerung. Mussolini (Mitte) mit „Schwarzhemden“ am 29.10.1922, dem Tag nach seiner Ernennung zum Regierungschef, Foto (Rom, Italien) Faschistische Jugendorgansiation (Balilla), Buben erlernen den Umgang mit Kleingewehren, Foto, 1930er-Jahre (Rom, Italien) A2 • Beschreibe die Abbildung auf der Propagandapostkarte (Randspalte). • Ordne das Dargestellte den historischen und politischen Ereignissen in Italien zu. • Nimm Stellung zu dem faschistischen Grundsatz „glauben, gehorchen, kämpfen“ in der Erziehung. (HMK, PUK) M10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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