querdenken 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

159 Gesellschaftlicher Wandel Geschlechtergleichstellung heute? Seit den 1970er-Jahren verfasste man in Österreich etliche Gesetze zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern, dennoch gibt es in Bezug auf eine Geschlechterdemokratie noch viel zu tun. Frauen verdienen immer noch wesentlich weniger als Männer für die gleiche Arbeit und sind in Führungspositionen in Wirtschaft und Politik in geringerem Ausmaß vertreten. Immer noch leisten zumeist Frauen den Großteil der Kinderbetreuung und der Arbeit im Haushalt. Im April 1997 wurde in Österreich ein Frauenvolksbegehren durchgeführt, das rund 645.000 Menschen unterstützten. Forderungen waren damals u. a. gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, Förderung der Gleichstellung von Frauen durch staatliche Bildungsmaßnahmen, Recht auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen, Recht jedes Menschen auf eine Grundpension und Einberechnung der Kindererziehungszeiten sowie der Pflegearbeit zu den Pensionszeiten. Die Forderungen wurden nur zum geringen Teilen umgesetzt, weshalb engagierte Frauen und Männer 2018 ein neues Frauenvolksbegehren unter dem Motto „Es wird Zeit“ initiierten. Auch bereits 1997 gestellte Forderungen griffen sie auf. Das Volksbegehren forderte u. a. die soziale und wirtschaftliche Gleichstellung der Geschlechter, die Förderung der politischen Teilhabe von Frauen, die Schaffung einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung, gerechtere Aufteilung von unbezahlter Arbeit zwischen den Partnern sowie Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und zur Gewaltprävention. Rund 482.000 Personen unterschrieben das Frauenvolksbegehren 2018. Unterschiedliche Konzepte von Geschlecht Die Geschlechtsidentität eines Menschen wird von mehreren Faktoren geprägt. Neben körperlichen Gegebenheiten, Hormonen und dem Stoffwechsel spielt auch das subjektive Empfinden eine wichtige Rolle. In der Geburtsurkunde werden der Name des Kindes, die Namen der Eltern, der Geburtszeitpunkt sowie der Geburtsort und das Geschlecht eingetragen. Intersexuelle Menschen können weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zugeordnet werden, es kann also genetisch nicht eindeutig ein Geschlecht festgestellt werden. Dennoch musste für die Ausstellung einer Geburtsurkunde eine Entscheidung getroffen werden. In Österreich änderte sich dies 2018, der Verfassungsgerichtshof (VfGH) entschied, dass es zukünftig eine dritte Option geben soll, da ein Recht auf individuelle Geschlechtsidentität besteht. Intersexuelle Person mit einem Plakat, auf dem ein drittes Geschlecht gefordert wird, Foto, 2017 A8 • Lies in deinem Schulbuch das Basiskonzept „Diversität“ (s. S. 98). Verfasse eine Definition in eigenen Worten für Diversität im Zusammenhang mit der Initiative „Dritte Option“. • Erkläre die Bedeutsamkeit der Anerkennung diverser Konzepte von Geschlecht für Betroffene. • Organisiert eine Diskussionsrunde für alle vierten Klassen mit Hilfe eurer Klassenlehrerinnen und -lehrer. (PSK, PMK, PHK) T1 › Eine überparteiliche Plattform, das Unabhängige FrauenForum (UFF), initiierte 1997 das Frauenvolksbegehren „Alles, was Recht ist!“ Medienaktion des Vereins Frauenvolksbegehren, Foto, 2018 u6m3wg Dritte Option i2y75c Verein intergeschlechtlicher Menschen Österreichs › Erst 1975 wurde im Zuge der Familienrechtsreform erreicht, dass Frauen und Männer in der Ehe gleichgestellt sind. › Transgender-ldentität bedeutet, dass sich Personen weder auf das weibliche noch das männliche Geschlecht festlegen lassen wollen. Bei transsexuellen Menschen unterscheidet sich das körperliche Geschlecht vom psychischen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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