152 Gesellschaftlicher Wandel Bevölkerungswachstum Nach Angaben der UNO lebten 1960 rund drei Milliarden Menschen auf der Erde, 2022 waren es 8,0 Milliarden und bis 2050 könnte die Zahl der Weltbevölkerung auf ca. 9,7 Milliarden steigen. Weltweit betrachtet, zeigt die Bevölkerungsentwicklung im 20. und 21. Jh. große regionale Unterschiede. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung fast ausschließlich nur noch in Asien und Afrika. Durch Verbesserungen der Gesundheitsversorgung und Nahrungsmittelsituation gingen die Sterberaten zurück, und aufgrund einer hohen Geburtenrate in vielen Ländern dieser Kontinente (durchschnittlich sechs Kinder pro Frau) kam es in den 1960er-Jahren zu einer sog. Bevölkerungsexplosion. Kinder galten bzw. gelten in Ländern des globalen Südens aufgrund meist fehlender sozialer Absicherung (z.B. Arbeitslosen- und Rentenversicherung) als wichtige Altersversorgung. In Asien (v. a. in Indien und China) sanken die Geburtenraten seither deutlich. In China war dafür bis 2015 eine staatlich verordnete und streng umgesetzte Ein-Kind-Politik verantwortlich (1979–2015). In den ärmsten Ländern der Welt, v. a. in Afrika südlich der Sahara, wächst die Bevölkerung aber weiterhin stark an. In vielen Industrieländern, darunter auch Österreich, werden relativ wenige Kinder geboren. Dort gibt es immer weniger jüngere Menschen, die berufstätig sind und zur Finanzierung des Pensions- und Gesundheitssystems beitragen. Zugleich werden aber immer mehr Menschen älter. Damit wird der Generationenvertrag brüchig und das Altern zu einer gesellschaftlichen Herausforderung (z. B. Sicherung der Altersversorgung, Deckung des erhöhten Bedarfs an Altenpflege). P Bevölkerungsexplosion: besonders rasches Bevölkerungswachstum mit einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 2,5 % › In Österreich halten sich Geburten und Sterbefälle noch die Waage. Man erwartet aber, dass die Zahl der Geburten ab 2030 unter die der Sterbefälle sinkt. Ein Bevölkerungswachstum wird langfristig nur durch Zuwanderung erreicht werden können. P Generationenvertrag: Gewährleistung der Alterssicherung durch nachfolgende Generationen; Erwerbstätige zahlen die Renten und Pensionen heutiger Pensionistinnen und Pensionisten. › Indien und China sind die bevölkerungsreichsten Länder der Welt mit je ca. 1,3 Milliarden Menschen, sie stellen knapp 40 % der Weltbevölkerung (Stand 2018). Kampagne für Empfängnisverhütung in Indien: Frauen lassen sich die Funktionsweise des Intrauterinpessars (Spirale) erklären, Foto, 1967 O S. 162, Ü1–Ü2 A1 • Arbeite aus der Quelle die Folgen der chinesischen Ein-Kind-Politik heraus. • Beurteile mögliche Gründe, die 2015 zur Lockerung der Ein-Kind-Politik in China geführt haben. (HMK, PUK) M7 BASISKONZEPT – LEBENS- UND NATURRAUM Nicht nur die Umwelt im geografischen und biologischen Sinn wird als Lebensraum bezeichnet, sondern auch das Umfeld sowie die Umstände, in denen Menschen zusammenleben und arbeiten. Wenn Menschen Naturräume ausbauen, organisieren und verwalten, entstehen sogenannte Kulturlandschaften. Etwa 1,3 Milliarden Einwohner hat das Land, aber zwei Generationen von Kindern wuchsen ohne Geschwister, Cousins, Onkel und Tanten auf. Die Regierung sagt, man habe so 400 Millionen Geburten verhindert; die Familienplaner an der Basis griffen dabei oft zu grausamen Methoden wie Zwangsabtreibungen und -sterilisierungen. In ärmeren Gegenden wurden mancherorts neugeborene Mädchen von den Eltern ausgesetzt oder getötet: Auf dem Land ist es traditionell der Sohn, der im Alter für die Eltern sorgt. Massenhaft wurden weibliche Föten abgetrieben. Wenn China bald einen Überschuss von 30 Millionen jungen Männern zählt, die nie eine Frau finden werden, dann wegen der Ein-Kind-Politik. […] Bevölkerungswissenschaftler fordern schon seit Jahren die komplette Abschaffung der Beschränkungen. […] Tatsächlich bedroht die Ein-Kind-Politik seit Langem die Zukunft des Landes, denn China altert rapide. Schon 2030 wird es 210 Millionen Menschen geben, die älter sind als 60 Jahre. Das ist ein gewaltiges Problem für den Staat und für die Einzelnen, denn das soziale Netz ist schwach. Strittmatter, Geburtenkontrolle in China – Gefährliche Zukunft, Süddeutsche Zeitung, 29.10.2015 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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