144 Geschichtskulturen Neue Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum Aktive Erinnerungsarbeit wird auch durch viele lokale Denkmalinitiativen quer durch Österreich geleistet. Unterschiedlichste Gruppen in der Bevölkerung – lokale Vereine, Gemeinden oder Opferverbände – engagieren sich teilweise über Jahre, um Erinnerungszeichen für Opfer der NS-Verfolgung oder für den Widerstand zu setzen (z.B. in Form von Erinnerungstafeln, Gedenksteinen, Straßennamen). Ein Beispiel ist das „Stolpersteine“-Projekt: Vor dem letzten Wohnsitz verfolgter, vertriebener, deportierter und ermordeter Menschen werden kleine Gedenktafeln aus Messing in den Gehsteig eingesetzt. Bis 2017 wurden in 21 Ländern Europas über 60.000 Stolpersteine verlegt, so auch an einigen Orten in Österreich. Ein Denkmal für die Opfer der NS-Militärgerichte Manche Soldaten begingen im Krieg Fahnenflucht (unerlaubte Entfernung von der Truppe, Desertion), da sie nicht weiter für das NS-Regime kämpfen wollten. Wenn sie gefasst wurden, kamen sie vor ein NS-Militärgericht und wurden zu harten Strafen oder sogar zum Tod verurteilt. Nach 1945 bekamen die Überlebenden dieser Verfolgung keine Anerkennung, sie galten als Kriegsverräter. Aufgrund von Ergebnissen der Geschichtsforschung setzte sich etwa ab dem Jahr 2000 langsam die Ansicht durch, dass die NS-Militärgerichte bedingungslos im Dienst eines verbrecherischen Krieges gestanden hatten. Erst im Jahr 2009 wurde ein Gesetz geschaffen, das das Ansehen von Deserteuren wiederherstellte (rehabilitierte) und eine Fahnenflucht schlussendlich als Akt des Widerstands – demnach als eine bewusste Nichtteilname am Krieg an der Seite des nationalsozialistischen Unrechtsregimes – bewertet. Stolpersteine für Opfer der NS-„Euthanasie“- Morde, Salzburg, Foto, 2011 Enthüllung des Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz (Entwurf Olaf Nicolai) am Wiener Ballhausplatz im Oktober 2014, Foto A7 • Recherchiert auf www.erinnern.at den Katalog der Gedenkstätten in Österreich. Wählt ein Denkmal oder Erinnerungszeichen in eurem Bundesland. • Beurteilt auf Basis der Informationen die Bedeutung des Erinnerungszeichens für die Region. (AW, PUK) T2 › Gedenksteine für ermordete Jüdinnen und Juden setzen in Österreich auch der Verein „Steine der Erinnerung“ und die Initiative „Erinnern für die Zukunft“. › Lokale Gruppen initiierten, oftmals unter Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, Mahnmale im Gedenken an die Todesmärsche ungarischer Jüdinnen und Juden, die im Frühjahr 1945 durch die jeweiligen Regionen in Österreich geführt hatten. Mahnmal zum Gedenken an den Todesmarsch ungarischer Jüdinnen und Juden am Präbichl/Eisenerz in der Steiermark, Foto, 2013 Gedenkstätte Kreuzstadl zum „Massaker von Rechnitz“, bei dem am 24./25.3.1945 etwa 200 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet wurden, Foto, 2018 55r72c Deserteursdenkmal Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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