querdenken 4 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

141 Geschichtskulturen Gedenkstätten – Orte des Erinnerns Gedenkstätten sind Orte des Erinnerns und Plätze, um Geschichte begreifbar zu machen. Sie wollen durch Wissensvermittlung über die Vergangenheit aufklären und Wissen an künftige Generationen vermitteln. NS-Gedenkstätten sind Orte einer intensiven Auseinandersetzung mit den Gräueln dieser Zeit. Das Areal des ehemaligen KZ Mauthausen ist Tatort, Gedenkstätte und Friedhof zugleich. Die dort festgehaltenen Menschen wurden am 5. Mai 1945 durch US-amerikanischen Truppen befreit. Im Jahr 1947 übergaben die Alliierten das ehemalige Konzentrationslager der Republik Österreich mit der Auflage, eine Gedenkstätte zu errichten. Heute ist die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ein internationaler Ort der Erinnerung und der historischpolitischen Bildung. Jugendliche beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Todesstiege, Foto, 2011 › Der Kern der Oral-HistorySammlung im Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen umfasst rund 800 Interviews, die im Zuge des „Mauthausen Survivors Documentation Project“ 2002/03 mit Überlebenden aus aller Welt geführt wurden. Dieser Bestand wird u. a. durch Materialien internationaler Sammlungen ergänzt (z.B. Kopien von Video-Interviews der USC Shoah Foundation). › Hans Maršálek (1914–2011) erwarb sich große Verdienste um die Aufarbeitung der Geschichte des KZ Mauthausen und erhielt dafür 2009 die Ehrendoktorwürde der Johannes Kepler Universität Linz verliehen. Die Vermittlung der Geschichte des KZ Mauthausen und das Schaffen eines politischen Bewusstseins v. a. bei Jugendlichen war ihm ein besonderes Anliegen. i9g3rh Videointerviews von Überlebenden des KZ Mauthausen O S. 147, Ü3 Jährliche Feier in der Gedenkstätte Mauthausen zum Gedenken an die Befreiung des KZ Mauthausen und seiner 49 Nebenlager, Foto, 2018 Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen – Oral History Historikerinnen und Historiker befragen in Interviews und Gesprächen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Erfahrungen, die sie zu bestimmten Zeiten gemacht haben bzw. zu ihren Erinnerungen. Diese Erzählungen werden mit verschiedenen Techniken aufgezeichnet (z.B. Tondokument, Video) und archiviert, damit sie zukünftig erhalten bleiben. Man nennt dies mündliche Geschichte oder auch Oral History. Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind wichtig für die Erinnerungskultur, so auch für die Gedenkstätte Mauthausen. Hans Maršálek, der selbst ab 1942 wegen illegaler politischer Tätigkeiten im kommunistischen Widerstand im KZ Mauthausen inhaftiert und dort Lagerschreiber war, schuf wesentliche Grundlagen zum Aufbau der KZ-Gedenkstätte in Mauthausen. A5 • Nenne mit Hilfe des Textes drei Aufgaben von Gedenkstätten. • Arbeite aus dem Interview die Vorgangsweise heraus. • Bewerte die Rolle von Hans Maršálek für die Errichtung der KZ-Gedenkstätte und den Aufbau eines Archivs. (HMK, PUK) M7 Hören sie, das war so, dass ich seit 1947 irgendetwas für die Gedenkstätte gemacht habe […] als ehemaliger Häftling. […] Und dann im Jahr 1963 als [die KZGedenkstätte] Dachau errichtet wurde, kamen die Herren Beamten im Innenministerium auf die Idee und die Politiker, wir müssen auch was in Mauthausen machen. Und dann haben sie gesucht jemanden, der das machen könnte, der dann herumfährt und das Material sammelt. […] Bin herumgefahren in Europa und hab das Material gesammelt, die Fotos, die da sind, in Polen, in Auschwitz, in Frankreich, in Belgien, im Außenministerium in Belgien, dort haben sie es zugelassen, Material zu sammeln, hab verschiedenes gefunden, verschiedene Totenbücher etc. […] Ich hab das Museum gemacht, das Szenarium des Museums gemacht, naja und auch dann das Szenarium und die Ausstellung „Österreicher in den Konzentrationslagern“ hab auch ich gemacht […]. Interview mit Hans Maršálek, https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/­ ZeitzeugInnen/Hans-Marsalek-Oesterreich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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